Was Netzwerke zustande bringen können
Waldenburg Der Kulturraum ist furios gestartet

Vom Bundeshaus nach Waldenburg, wenn das keine Affiche ist! Zum 120-Jahr-Jubiläum der Schweizerischen Gesellschaft Bildender Künstlerinnen (SGBK) wurden im Bundeshaus anlässlich eines weiteren Jubiläums, «50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz», Künstlerinnen-Silhouetten ausgestellt. Ein Teil dieser Ausstellung wurde anlässlich der Eröffnung des Kulturraums Waldenburg, im Gebäude des ehemaligen Bezirksgerichtsgebäudes ausgestellt. Eröffnung ist zwar die Vorwegnahme eines Anlasses dessen Termin noch gar nicht bekannt ist. Dennoch folgte der Einladung am vergangenen ein zahlreiches Publikum. Freude und Optimismus waren spürbar, alle Rednerinnen und Redner stehen hinter diesem Projekt, das dank sehr produktiven Netzwerken Fahrt aufgenommen hat und das allerbeste Perspektiven hat. Begrüsst wurde die Gästeschar von Dagmar Maurer, Waldenburger Gemeinderätin sowie Mitarbeiterin von Wohnstadt, Bau- und Verwaltungsgenossenschaft, Basel, Besitzerin der Liegenschaften. Die seit Jahren leerstehenden Liegenschaften im Zentrum des Stedtlis haben bei Renato Wellenzohn grosses Interesse geweckt, er sei sehr gut aufgenommen worden bei seinem Zuzug nach Waldenburg, «coole Leute hier», sagte er, und «ich habe gespürt, welches Potenzial diesem alten Gerichtsgebäude innewohnt». Er vertritt auch die Meinung, dass Kultur nicht immer an die öffentliche Hand oder an die Politik abgeschoben werden sollte, «sie kann auch auf eigenen Beine stehen». Er war es, der mit dieser Idee Dagmar Maurer und Barbara Buser angesteckt hat. Spontan haben sie zu Dritt, in der Beiz, den Verein Kulturaum Waldenburg gegründet und Dagmar Maurer zur Präsidentin erkoren.
Transparenz und Zusammenarbeit als Erfolgsgaranten
Weil ja immer Geld im Spiel ist, respektive namhafte finanzielle Mittel erst die grossen Schritte ermöglichen, wurde mit der Basler Wohnstadt, Bau- und Verwaltungsgenossenschaft der passende Partner gefunden, die fällige Investition zu übernehmen. Das Angebot der Wohnstadt hat den Kanton überzeugt, sie erhielt den Zuschlag. Dem Kanton sei es wichtig gewesen, dass die Liegenschaften nicht einfach zu Renditeobjekten werden, sondern, dass auch kulturell etwas geschehen soll. «Wir haben uns riesig gefreut, den Zuschlag erhalten zu haben», sagte Maurer.
Andreas Herbster, Geschäftsleiter der Wohnstadt, zeigte sich ebenfalls sehr erfreut über den Liegenschaftsbesitz im Oberbaselbiet. In die vorhandene Kubatur können drei grosse und eine kleine Wohnung eingebaut werden, «zahlbare», ergänzte er. Das Erdgeschoss bleibe der Kultur vorbehalten. Wir können nicht alles, aber wir können Häuser, wir sind aber keine Bank, meinte er noch augenzwinkernd.
Schliesslich ergriff Elfi Thoma das Wort, sie ist Präsidentin der SGBK sowie Kuratorin der Ausstellung. «Offenbar sind die Waldenburgerinnen und Waldenburger braver geworden, somit baucht es das Bezirksgericht nicht mehr», meinte sie einleitend. Die SGBK wurde vor 120 Jahren gegründet, weil die Künstlerinnen ausgegrenzt waren. Der Berufsverband der Künstler hat keine Frauen aufgenommen, ihre Werke wurden weder in öffentlichen Häusern noch in Galerien gezeigt. Die damalige Gründung sei eine Protestreaktion und ein wichtiger Schritt zu neuem Selbstbewusstsein gewesen, sagte Thoma und «die SGBK gehört zu Schweizer Frauenbewegung». Die Basler Sektion wurde im Jahr 2012 mit dem Chancengleichheitspreis beider Basel ausgezeichnet. Damals wurden im Basler Rathaus aus diesem Anlass bereits rund 20 Silhouetten von Künstlerinnen ausgestellt. «Bei einem Glas Rotwein», so Elfi Thoma, «kam dann die kühne Idee, damit das Bundeshaus zu bespielen». Nach mehreren Umwegen habe das Unterfangen dann geklappt, sagte sie sehr zufrieden und zeigte sich gerne bereit, durch die Ausstellung im Waldenburger Kultturraum zu führen. Die SGBK-Präsidentin versprach, im Waldenburger Kulturraum nach dessen Fertigstellung eine weitere Ausstellung zu organisieren, das Versprechen wurde mit grossem Beifall quittiert. Es passte zur Freude und zum Enthusiasmus, die diese Vernissage begleiteten. Foto: e. gysin