Das politische Gesamtkunstwerk mit vielen Werten thematisiert
Waldenburg «Demokratie entspricht dem Projekt einer gerechten Gesellschaft»

Die politischen Parteien respektive aus dem Wahlkreis Waldenburg haben heute vor einer Woche, anlässlich einer Podiumsdiskussion, die «Demokratie» thematisiert. Die Frage, ob diese in der Krise sei, stand dabei im Vordergrund. Letztlich waren die Stellungnahmen dazu unterschiedlich. Einig war man sich jedoch darüber, dass es fraglos so sei, dass die Demokratie unter erhöhtem Druck stehe.
Gastredner Andreas Gross aus St. Ursanne/JU, Alt-Nationalrat der SP und einst im Unterbaselbiet aufgewachsen, hat dies im Rahmen von sechs Thesen untermauert, dass die Demokratie in der Krise sei, seit es diese gebe. «Die Geschichte der Demokratie ist die Geschichte der Demokratisierung der Demokratie; die Geschichte einer permanenten Anstrengung und eines ständigen Prozesses», sagte der Historiker und Politikwissenschaftler. Für Gross ist die Demokratie auch viel mehr als eine Wahl oder eine Abstimmung. «Die Demokratie entspricht dem Projekt einer gerechten Gesellschaft», fuhr der 73-Jährige fort. Und Gross ist auch überzeugt davon, dass Demokratie sowohl eine Lebensform als auch der Schlüssel zu einem vernünftig organisierten Staat sei.
Für Gross stellt die Demokratie als solche ein politisches Gesamtkunstwerk dar: «Mit über hundert verschiedenen Werten, Institutionen, Verfahren, Prinzipien und Regeln.» Weiters sagte der Redner, dass die Demokratie seit rund vier Jahrzehnten an Macht verliere. Im Vordergrund stehe der globale Finanzkapitalmarkt. Das Volk sei nur noch ein «Teil-Souverän». Dennoch, so Gross, wie auch das Publikum, waren sich einig, dass Demokratie, gerade in der Schweiz, ein (noch) gutes System darstelle. 99 Prozent würden das befürworten, wurde festgestellt. Denn die Idee der Demokratie, das Leben mitgestalten zu können, könne hierzulande, im Speziellen auf der Stufe Gemeinde und Kanton, noch gelebt werden.
Der Gesprächsleiter Thomas Gubler, ehemaliger Redaktor der Basler Zeitung, führte professionell durch die lebendigen Diskussionen mit dem Plenum. Antworten zum Thema hörte man zahlreiche, so von Piero Grumelli (Die Mitte), dem Gemeindepräsidenten von Oberdorf. Er sagte, dass das Respektieren von anderen Meinungen zunehmend schwieriger werde. Andrea Heger (EVP), die Präsidentin von Hölstein, formulierte, dass für sie das Zuhören im Allgemeinen in der Demokratie zentral sei.
Pierre Bayersdörfer (SP) stellte klar, dass für ihn die Demokratie ein gutes System sei. Er kenne keine bessere Form. Aber, so der SP-Sektionspräsident des Bezirks Waldenburg, «für mich stehen mehrheitsfähige Lösungen im Zentrum, umso mehr als es gelte, die Schwächsten zu schützen.»
Farah Dettwiler, die Sektionspräsidentin der Grünen im Wahlkreis Waldenburg, hat den Besucherinnen und Besuchern herzlich gedankt. Sie war es, welche die Veranstaltung angeregt und organisiert hatte: «Um den Dialog unter den Talgemeinden zu fördern», wie die Reigoldswilerin festhielt.