Vielfalt gefragter denn je
Der Forstbetrieb Frenkentäler lud vergangenen Donnerstag alle Behördenmitglieder der elf Verbundsgemeinden zu einem Waldrundgang ein.
Gleich zu Beginn erwähnte Benjamin Schweizer, Kommissionspräsident des Forstrevierverbandes Dottlenberg, gegenüber den zahlreich erschienenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern den grossen Nutzen, welcher der Wald für die Bevölkerung hat.
Hans Dettwiler, Präsident der Forstrevierkommission, machte darauf aufmerksam, dass die verschiedenen Waldfunktionen nur erfüllt werden können, wenn der Wald geschützt, gepflegt und bewirtschaftet wird. Dieses Ziel verfolgt der Forstbetrieb Frenkentäler seit der Gründung vor mehr als 500 Tagen.
Simon Czendlik, Co-Betriebsleiter, erwähnte, dass die Zusammenarbeit der ehemaligen Forstbetriebe Hohwacht und Waldenburg hervorragend funktioniere. Mit dem zusätzlichen Mandat für die Waldungen des Forstbetriebsverbandes Dottlenberg ist der Forstbetrieb Frenkentäler das grösste Revier im Kanton Baselland.
André Minnig, Co-Betriebsleiter, erklärte den Anwesenden, dass die Holzerei in den vergangenen Jahren immer mehr zur Herausforderung wurde. Aufgrund der vielen Zwangsnutzungen wegen der steigenden Trocken- und Käferholzschäden ist die Holzerei gefährlicher und deshalb auch aufwendiger geworden. Die tiefen Holzpreise führen dazu, dass die Holzerei ein Verlustgeschäft geworden ist.
Bei der anschliessenden Baumfälldemonstration, manuell mit der Motorsäge und vollmechanisiert mit dem Vollernter, wurde deutlich, dass der Vollernter viel effizienter wäre, voraus-gesetzt, die Bedingungen vor Ort sind ideal. Jedoch lassen die Waldungen des Forstbetriebes aufgrund der Erschliessungen oft keine mechanisierte Holzernte mit dem Vollernter zu.
Den 18 Beschäftigten, davon vier Lernende, gehen die Arbeiten jedoch nicht aus. «Ein Forstbetrieb muss sich neue Standbeine schaffen, um in der heutigen Zeit erfolgreich bestehen zu können», so Simon Czendlik.
Anhand des Beispiels im Naturschutzgebiet Chapfflüehli zeigte Czendlik ein weiteres wichtiges Standbein des Forstbetriebes. Dank verschiedener Eingriffe in diesem Gebiet fanden viele Orchideen und weitere hochsensible Arten einen neuen Lebensraum. So zum Beispiel auch der seit 1929 als ausgestorben geglaubte «Gelbringfalter».
Der Aufwand für diese wertvollen Eingriffe, rund 500000 Franken jährlich, werden vom Kanton und weiteren in diesen Bereichen tätigen Stiftungen übernommen. «Gerade im Hinblick auf den Klimawandel lohnen sich solche Habitataufwertungen, denn je vielfältiger das Ökosystem, desto resistenter ist es», so Simon Czendlik.
Dass der Forstbetrieb Frenkentäler vielfältige Arbeiten ausübt, wurde auch am nächsten Posten deutlich. Hoch oben in der Baumkrone demonstrierten zwei Mitarbeiter die sogenannte Langseiltechnik. Simon Czendlik wies darauf hin, dass er und André Minnig vor allem den Bereich Dienstleistungen ausbauen möchten. Dazu gehören Angebote wie Baumpflege, Hangsicherungen oder auch das Erstellen von Gutachten über den Zustand von Einzelbäumen. Er hob insbesondere das Leistungspaket «Baumpflege Plus» hervor, «welches die Kunden bei Fragen rund um ihre Bäume von A-Z fachgerecht betreut».
Nicht zu vergessen die vielen innovativen Produkte wie zum Beispiel die Möbel aus regionalem Holz von Gamskopf und das aufgegleiste CO2-Projekt. Die rund 3000 Hektaren Wald binden jedes Jahr rund 5500 Tonnen Kohlendioxid. Jeweils Ende Jahr sollen diese in Form von Zertifikaten verkauft werden. Das zusätzliche Einkommen sorgt dafür, dass weiterhin in den Wald investiert werden kann, damit auch künftige Generationen ihn nutzen können.
«Damit das Bewusstsein und die Wertschätzung in der Bevölkerung gegenüber dem Wald vorhanden ist, braucht es die Unterstützung der Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer», so Benjamin Schweizer. Er informierte, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Forstbetriebsverband Dottlenberg sowie dem Forstbetrieb Frenkentäler intensiviert und mittelfristig eine politische Zusammenführung der beiden Betriebe angestrebt wird.
Nach der informativen Waldbegehung bot das gemeinsame Nachtessen den rund 30 Behördenvertretern die Möglichkeit für vielfältige Gespräche und regen Gedankenaustausch. Der Anlass zeigte deutlich, dass nicht nur eine grosse Strukturvielfalt im Wald, sondern auch eine Vielfalt an Standbeinen eines Forstbetriebes wichtig ist, damit der Wald auch in Zukunft geschützt, gepflegt und bewirtschaftet werden kann.
Claudia Tschudin, Projektmitarbeiterin, Forstwartin EFZ, Natur- und Umweltpädagogin