«Musikkultur ist die Basis des gesellschaftlichen Lebens»

Bubendorf Seit vier Jahren leitet Andreas Jörin die Musikschule beider Frenkentäler 

Seit vielen Jahren bietet die renommierte Musikschule mit seinen 28 Lehrerinnen und Lehrern einen qualitativ hochstehenden Musikunterricht an.

Seit vielen Jahren bietet die renommierte Musikschule mit seinen 28 Lehrerinnen und Lehrern einen qualitativ hochstehenden Musikunterricht an.

Andreas Jörin ist seit vier Jahren die treibende Kraft hinter der 
jubilierenden Musikschule.Fotos: S. van Riemsdijk

Andreas Jörin ist seit vier Jahren die treibende Kraft hinter der jubilierenden Musikschule.Fotos: S. van Riemsdijk

Das Klavier ist bei den Schülerinnen und Schülern noch immer sehr beliebt.

Das Klavier ist bei den Schülerinnen und Schülern noch immer sehr beliebt.

Die renommierte Musikschule beider Frenkentäler feiert dieses Jahr unter dem Motto «Seit 40 Jahren mit Freude und Leidenschaft unterwegs» das 40-Jahr-Jubiläum. Mit einem Programm sondergleichen mit 18 farbenfrohen Konzerten, über das ganze Jahr verteilt auf die 15 Gemeinden in ihrem Einzugsgebiet und als Höhepunkt das Jubiläumswochenende im vergangenen Juni in Bubendorf (die Oberbaselbieterzeitung berichtete), wird dieser Meilenstein in der Geschichte der Musikschule feierlich begangen. Mit dem Ziel, die musikalische Vielfalt zu zelebrieren und im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit, welche in der Schule gross geschrieben wird, präsentiert sich die Musikschule, nebst ihrem Auftrag für musikalische Bildung, als wichtiger Teil der Kulturlandschaft der beiden Täler, so der 57-jährige Liestaler Andreas Jörin, seit vier Jahren Schulleiter und die treibende Kraft hinter der rasanten Entwicklung der Musikschule. «Musikkultur ist die Basis unseres gesellschaftlichen Lebens und bedarf deshalb einer besonderen Pflege».

Musikschule hat sich verändert

Diese Pflege äussert sich im grossen vielfältigen Angebot der Musikschule, welche vor 40 Jahren mittels eines von einer Arbeitsgruppe ausgearbeiteten Konzepts seinen Anfang nahm. Dies mit dem Ziel die musikalische Bildung vor Ort zu institutionalisieren. Die Musikschule hat sich in all den Jahren stark verändert, wie Andreas Jörin zu berichten weiss. «Als unsere Musikschule ins Leben gerufen wurde, musste aufgrund der starken Veränderungen in der Bildungslandschaft der Musikschule alles neu erfunden werden.» Ein Meilenstein in der musikalischen Bildung im Kanton war zweifellos das neue Bildungsgesetz im Jahre 2003, wo die Anstellungs- und damit die Lohnbedingungen für das Lehrpersonal festgelegt wurden. Ebenfalls, dass sich die Gemeinden mit zwei Drittel an den Kosten der musikalischen Bildung beteiligen.

Pädagogik steht ebenfalls zentral

Nicht nur das Lernen eines Instrumentes steht bei der Musikschule im Zentrum, sondern auch die Pädagogik. «Der Unterricht darf nur von ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen mit einem Masters-Abschluss erteilt werden», sagt Andreas Jörin. Nicht nur diese Bestimmung zeichnet die Musikschule in der Qualität ihres Unterrichts aus, sondern zugleich auch als Stärke der dezentrale Unterricht, welcher nahezu in allen angeschlossenen Gemeinden angeboten wird. Andreas Jörin: «Die Lehrpersonen unterrichten in diesen Gemeinden und nehmen den zusätzlichen Weg als Dienstleistung am Kunden, sprich Kinder, in Kauf.» Die Musikschule ist in den Gemeinden sehr gut verankert. Dies manifestiert sich unter anderem auch in der verstärkten Zusammenarbeit des Jugendblasorchesters der Musikschule mit den Dorf-Musikvereinen. «Ausserdem werden wir regelmässig von den Gemeinden angefragt, um an Anlässen in den Dörfern zu spielen», so der Schulleiter.

Kuchenstück Musik wird kleiner

Aktuell werden etwa 500 Schülerinnen und Schüler von 28 Lehrpersonen an der Musikschule unterrichtet und diese grosse Anzahl bewegt sich seit einigen Jahren – Corona ausgenommen – auf konstant hohem Niveau. In der Schweiz jedoch sind die Zahlen leicht, dafür aber stetig rückläufig. Ursachenforschung ist zwar angesagt, aber die Frage nach dem «Warum» kann nicht abschliessend beantwortet werden. Andreas Jörin kann nur Vermutungen anstellen. «Ein immerzu wachsendes Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche führt wohl dazu, dass das Kuchenstück Musik kleiner geworden ist.» Es kommt immer wieder vor, dass Jugendliche, sobald diese das Erwachsenenalter erreicht haben, ihr Musikinstrument an den Nagel hängen. Hier und da hört man, dass die Musikvereine in ihrem Repertoire zu altmodisch unterwegs sind und die Jugendlichen deshalb nicht wechseln möchten. Für Andreas Jörin greift dieses Argument zu kurz. «Es entspricht wohl einfach weniger dem aktuellen Zeitgeist, dass junge Menschen sich verpflichtend in Strukturen wie Vereine einbinden möchten, wo ein regelmässiges Erscheinen und eine freiwillige Mitarbeit erwünscht sind.»

Einfluss der Eltern ist wichtig

Auf der Beliebtheitsskala der Instrumente bei den Kindern und Jugendlichen stehen aktuell das Klavier, zusammen mit der Gitarre und dem Schlagzeug, auf den oberen Plätzen. Wobei Andreas Jörin der Überzeugung ist, dass man den Einfluss der neuen Medien bei der Instrumentenwahl, wie Youtube, nicht zu viel Wichtigkeit beimessen sollte. «Die Harfe oder die Oboe sind Instrumente, die man in den Musikvideos sicherlich weniger oft sieht.» Der Einfluss der Eltern auf die Kinder bei der Wahl und in der Begleitung ist grundlegend, so Andreas Jörin. «Viele Eltern sind sich ihren Einfluss bewusst, aber unterstützen auch eine persönliche Instrumentenwahl ihres Kindes.» Die anfängliche Euphorie nach der Wahl eines Instruments könnte sich mit der Zeit in Lustlosigkeit oder Ablehnung umwandeln, wenn das Üben eine mühsame Angelegenheit und zur ungeliebten Pflicht wird. Hier empfiehlt Andreas Jörin den Eltern ihr Kind zu motivieren, indem sie es Kind auffordern «Musik zu machen», statt «Und jetzt wird geübt!» mit allenfalls drohendem Unterton auszusprechen. «Aktives Zuhören, indem man das Kind bittet sein neustes Lied vorzuspielen, sind wichtige Faktoren um die Motivation zu fördern.»

Später zum Beruf machen

Die jubilierende Musikschule, die kürzlich den Zusammenschluss der Jugendblasorchester des Musikvereins Bubendorf vollzogen hat, versteht sich als Kompetenzzentrum für die musikalische Bildung und ist eine von vielen Möglichkeiten, später ein Leben lang das aktive Musizieren zu geniessen. Und vielleicht irgendwann sogar zum Beruf zu machen, wie dies schon einigen ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Musikschule beider Frenkentäler gelungen ist. Im Jubiläumsprogramm geht es am 3. September weiter mit dem Volksmusik-Nachmittag auf der Waldweide in Waldenburg und am 17. September in der Hofmet-Schüre in Arboldswil mit einer Begegnung zwischen bildender Kunst und Musik. Informationen unter www.msft.ch.

Ausserdem findet am 9. und 10. September ein regionaler musikalischer Mega-Event mit vier Grosskonzerten mit über 1000 Schülerinnen und Schülern aus allen Musikschulen im Kanton Baselland am geschichtsträchtigen Amphitheater Augusta Raurica in Augst statt. www.musica-raurica.ch

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