In den Obstanlagen ist das Summen unüberhörbar

Hölstein/Eptingen Imker leihen den Obstbauern Bienenvölker zur Bestäubung 

Bienenvölker in der Kirschenanlage, Christian Hochstrasser (l.) und Martin Degen. Fotos: E. Gysin

Bienenvölker in der Kirschenanlage, Christian Hochstrasser (l.) und Martin Degen. Fotos: E. Gysin

Ernst Lüthi (l.) und Lorenz Oberli mit einer Wabe seiner Bienen.

Ernst Lüthi (l.) und Lorenz Oberli mit einer Wabe seiner Bienen.

Er ist ein sehr erfahrener Obstbauer, der Ramlinsburger Ernst Lüthi und trotz der Wetterkapriolen der vergangenen Wochen ist er optimistisch geblieben. Das «Öpfelhüsli» in der Hölsteiner Bärenmatte, respektive bei der Station Lampenberg der Waldenburgerbahn ist der weitherum bekannte Hofladen der Familie Lüthi. Der Laden ist während 24 Stunden zugänglich und liegt direkt neben der Obstanlage in der Äpfel und Heidelbeeren gedeihen. Kürzer können Transportwege nicht sein. Weitere Flächen bewirtschaften Lüthis in Ramlinsburg. Dort werden hauptsächlich Kirschen, Aprikosen, Zwetschgen, Mirabellen und Erdbeeren angebaut, die Früchte werden ebenfalls direkt vermarktet. Zusätzlich halten Lüthis eine kleine Lamaherde, die die steileren Hanglagen beweidet.

Die Frostnächte der vergangenen Wochen haben in den Steinobstkulturen erhebliche Schäden angerichtet. Seit einem Vierteljahrhundert hat es nie mehr so viele Frostnächte gegeben wie dieses Jahr. Am stärksten betroffen seien die Aprikosen und die Zwetschgen sagte Lüthi, aber auch bei den Kirschen haben die Frostnächte Spuren hinterlassen. «Es ist noch zu früh, eine Prognose abzugeben. Es wird eine kleinere Ernte geben, das schon», sagte er, ist aber zuversichtlich, dass nicht alles verloren ist. Froh wäre Lüthi, wenn endlich etwas Regen fiele, «und auf die Bise könnte ich sehr gut verzichten», sagt er noch.

Ein Glück, dass die Äpfel erst jetzt in voller Blüte stehen und alle Chancen bestehen, dass sie von weiteren Frostnächten verschont bleiben. Damit aus den Blüten dann später Früchte werden, müssen diese bestäubt werden. Das erledigen zuverlässig verschiedene Bestäuberinsekten, allen voran die Honigbienen. Ernst Lüthi hält selbst keine Bienen, daher sind in der Apfelanlage Bienenkästen von Lorenz Oberli aufgestellt. Oberli, der Imker vom Niederdörfer Hof «Grütsch» leiht seine Bienen an Ernst Lüthi aus. Für die Dauer des Blueschts in der Apfelanlage stellt er seine Magazine mit den Bienenvölkern in die Anlage. Das funktioniert nur, wenn die Imkerinnen und Imker ihre Bienen in Magazin-Beuten halten, also jedes Volk in einem eigenen Magazin.

Bewegt man sich in der Apfelanlage von Ernst Lüthi und beobachtet die Blüten, so kann man sehen, dass sehr viel Betrieb herrscht und dass neben Honigbienen noch weitere Fluginsekten unterwegs sind.

Auch weiter oben die gleiche Situation

Was die Wetterlage und die Situation nach den Frostnächten anbetrifft, ist Martin Degen auf dem Eptinger Hof «Habsen» in der gleichen Situation wie seine Kollegen weiter unten im Tal. Degen bewirtschaftet seinen Hof zusammen mit seinen Eltern auf 640 Metern über Meer. Er wirtschaftet auf dem höchsten Niveau, das hat zur Folge, dass seine Kirschbäume derzeit in voller Blüte stehen, nämlich mindestens 10 Tage später als in den tieferen Lagen im Kanton. Die vom Niederdörfer Imker Christian Hochstrasser gestellten Bienenvölker sind am Werk und hörbar aktiv in der Kirschenanlage. Familie Degen ist breit aufgestellt. Empfangen wird man von Hühnern, deren Eier werden über verschiedene regionale Läden vermarktet. Auch Vieh gehört zum Bestand des Hofs. Martin Degens Mutter Sonja sorgt für die Präsenz mit den Hofprodukten am Sissacher Bauernmarkt, der jeweils am Freitagvormittag abgehalten wird. Neben den Kirschen gehören auch Zwetschgen und ein grösseres Feld mit Erdbeeren zu den Kulturen auf dem Hof. Die Erdbeeren sind noch nicht in der Blüte, sobald es soweit ist, werden die Bienenvölker dort die Bestäubung übernehmen. Martin Degen vertritt ähnlich wie Ernst Lüthi die Meinung, dass zurzeit über die Ernteaussichten keine seriöse Prognose gestellt werden kann, «in etwa zwei Wochen wissen wir mehr», sagte er.

Die Honigbiene und ihre wilden Schwestern

Nebst der Honigbiene sind eine grosse Zahl weiterer Insekten an der Bestäubung all der Blüten beteiligt. Die Natur ist dabei wie gewohnt ausgesprochen grosszügig. Nebst der Honigbiene, die ohne Imkerin oder Imker in unseren Breitengraden nicht überleben könnte, sind in Mitteleuropa etwa 600 verschiedene Arten von Wildbienen aktiv. Die allermeisten leben als Solitärbienen, manche sind auf eine ganz bestimmte Pflanzenart angewiesen, andere wiederum sind auf eine Pflanzenfamilie spezialisiert und viele von ihnen sammeln Pollen in allen möglichen Blüten. Weltweit sind über 20000 Arten von Wildbienen bekannt, manche sind vom Aussterben bedroht, vielen sind die Nistplätze abhanden gekommen.

Die Mauerbiene, eine verbreitete Wildbienenart, lässt sich züchten, Versuche verlaufen erfolgversprechend. Sowohl in Lüthis Apfelanlage, wie auch in Degens Kirschenanlage sind Mauerbienen aktiv. Sie sind gut zu erkennen, etwas schlanker und kleiner als die gewohnten Honigbienen und sehr agil. Zu den Bestäubern gehören auch die Hummeln, sie gelten als robuste Insekten. Während die Honigbiene erst ab etwa acht Grad Celsius ausfliegt, ist die Hummel bereits bei drei Grad unterwegs. Regen macht ihr nichts aus, die Honigbiene bleibt dagegen im Trockenen. Allerdings kann die Hummel etwas, was die Honigbiene nicht kann, sie kann Tomatenblüten bestäuben. So hat jede Art ihre Präferenzen, damit ist jede mögliche Nische in der blühenden Pflanzenwelt ausgefüllt. Es gibt keine Konkurrenz, kein «Entweder-Oder», das bewährte Rezept der Natur, seit Jahrmillionen, heisst: «Sowohl-als-auch».

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