Hühner im Brotteig

Vernissage Ausstellung «Zeichen und Spuren der Zeit» im Industriemuseum Waldenburgertal in Niederdorf

Die Geschichte sorgte für grosse Heiterkeit, Rémy Suter hat sie an der Vernissage vorgetragen. Der Ziefner Kulturhistoriker hat die Vernissage fachkundig begleitet. Niedergeschrieben wurde die Geschichte mit den Hühnern von Ida Schweizer-Buser, sie wurde im 1980 ­erschienenen schmalen Bändchen «Eige-gwächs» abgedruckt. Passiert sei das Malheur an Ida Schweizer-Busers Backtag, sie habe den Brotteig in der Küche eine Weile unbeaufsichtigt gelassen, was die frei laufenden Hühner sofort genutzt hätten und sich am köstlichen Teig gütlich taten. Der Schaden am Teig sei klein gewesen, wegwerfen kam nicht infrage. Die Laibe wurden gebacken, niemand der grossen Familie habe sich beklagt oder gar Beschwerden geäussert. Eine der Töchter war Mitwisserin des Ungeschicks, sie wurde von Ida Schweizer-Buser ins Gebet genommen, ja niemandem etwas zu erzählen. Das Versprechen hielt eine gewisse Zeit, als sich das Kind verplapperte, war das Brot längst verzehrt. Die Geschichte kam am Familientisch ans Licht und blieb ohne Folgen.

Rémy Suter war für eine zweite ­Geschichte besorgt, die einer Uhr, die weit gereist ist und im Bernbiet gebaut wurde. Der Lebenslauf dieser besonderen Uhr begann Mitte des 18. Jahr­hunderts in Röthenbach, dann besass sie ein Langenbrucker Bäcker, kam ­danach nach Oberdorf, bevor ein Uhrentechniker sie mit nach New York nahm, 1973 sei sie wieder zurück in die Schweiz gekommen, so Suter. Sie war am Schluss im Familienbesitz der ­Familie Suter, die sie schliesslich im Jahr 2017 dem Industriemuseum schenkte. Heute hat das bestens erhaltene Prunkstück dort einen Ehrenplatz.

Tal der Tüftler

Die Uhrenindustrie hat im Walden-burger­tal manche Spuren hinterlassen, ein Jahrhundert war sie der ­wichtigste Arbeitgeber zwischen ­Hölstein und Waldenburg. Auch Niederdorf war ein wichtiger Standort, das ist in der Heimatkunde, die letztes Jahr herauskam, ausführlich dokumentiert. Als Ergänzung zur Heimatkunde wurde von Helene Koch die jetzige Ausstellung gestaltet, sie zeigt eindrücklich, welch kluge Köpfe in Niederdorf aktiv waren sowie anhand verschiedener Objekte wie die Zeiten sich geändert haben. Da ist die legendäre Handsämaschine, die in den 1940er-Jahren von Othmar Plattner konstruiert wurde. Auch ein Teuchel wird gezeigt, eine Wasserleitung, die in einen Fichtenstamm gebohrt wurde. Mit Muskelkraft wurde damals mit dem ­Teuchelbohrer eine 60 Millimeter weite Leitung in den Stamm gebohrt. Daneben liegen Feuerhörner, sie wurden zur ­Alarmierung der Bevölkerung eingesetzt. Die Rationierungskarten und Brotcoupons erinnern an die Kriegszeit vor 80 Jahren, an Not und Entbehrungen, wie sie in unseren Breitengraden kaum mehr vorstellbar sind. Wenn all diese Objekte physisch vor einem liegen, ­ausgiebig betrachtet werden können, so eröffnet das schon eine weitere Dimension, eine Erweiterung der geschriebenen Texte aus der Heimatkunde.

Nicht zu vergessen, die Silex-Steinbeilklingen, sie wurden in der Jungsteinzeit, also vor etwa 4000 Jahren ­geschaffen. Gefunden wurden sie im Gebiet «Werstel» in Niederdorf. Verbreitung fanden sie bis ins Wallis, sie waren also ein früher Exportschlager aus dem Waldenburgertal.

Zu sehen in einer Vitrine an der ­Ausstellung, die an jedem ersten Samstag im Monat von 10 Uhr bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet ist. Sie befindet sich im Pavillon des Industriemuseums Waldenburgertal an der Kilchmattstrasse 2 in Niederdorf.

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