Hotel für weit gereisete Zugvögel
Bennwil Nisthilfen für Spyren und Mehlschwalben
Noch wenige Wochen, dann ist es soweit. Nach einem Flug über mehrere tausend Kilometer, sie überwintern im subsaharischen Afrika, werden die Mauersegler zurück sein.
Die Mehlschwalben werden etwa zwei Wochen vorher in unserer Gegend eintreffen. Sie haben den Winter ebenfalls südlich der Sahara in Afrika verbracht. Das haben die beiden Vogelarten also gemein, sie sind Langstreckenzieher und sie sind Kolonienbrüter. Daneben gibt es grosse Unterschiede zwischen den beiden Vogelarten. Die Spyren führen ein Leben in der Luft, sie schlafen in der Luft und paaren sich in der Luft. Bloss zum Brüten halten sie sich in Brutkästen auf. Ihre Nester sind eher spartanisch, eine kleine Vertiefung reicht ihnen zur Eiablage und Brut. Die Mehlschwalben sind da etwas anspruchsvoller, für den Bau ihrer Nester sind sie auf Lehm angewiesen, gerne haben sie einen Mergelplatz, so wie es sie vor Bauernhäusern früher gab. Mit Lehmkügelchen bauen sie dann ihre Nester oder ergänzen die als Nisthilfen angebotenen Halbschalen.
Standorttreue Sommergäste
Weil in den meisten Gebäuden heutzutage Ritzen und Hohlräume an Mauern und Dächern fehlen, haben sowohl Spyren wie auch die Mehlschwalben Probleme bei der Suche nach geeigneten Nistplätzen.
Hier springen die Vogelschützer ein. Rita und Andy Junker aus Bennwil sind seit Jahrzehnten aktiv dabei. Vor ihrem Haus in Bennwil hat der pensionierte Schreinermeister ein veritables Vogelhotel aufgestellt. Es bietet sowohl Spyren wie auch Mehlschwalben Nistplätze an. Sie werden bei ihrer Rückkehr in den exakt gleichen Nestern Einzug halten, die sie schon letztes Jahr genutzt haben. Wehe, ein Spatzenpaar oder Stare haben einen von Spyren beanspruchten Nistkasten in Beschlag genommen. Die Spyren werden sie gnadenlos vertreiben und ihren Anspruch kompromisslos durchsetzen. Erwartet werden die Vögel in den kommenden Wochen, die Mehlschwalben kommen in der Regel Ende April in unseren Breitengraden an, die Spyren werden Anfang Mai erwartet. So genau lässt sich das aber nicht voraussagen.
Verschiedene Vogelarten benötigen ganz unterschiedliche Nester, daher bauen Junkers nicht bloss Schwalbenhotels, sondern auch Meisenkästen oder welche für den Gartenrotschwanz, dieser habe gerne mehrere Öffnungen, weil er es gerne hell habe in seinem Nest, erklärte Rita Junker. Nebst den Nisthilfen muss eine weitere wichtige Voraussetzung erfüllt sein: Die Nahrungsgrundlage muss stimmen. Es braucht genügend Insekten fürs eigene Überleben und um eine Brut durchzubringen. Die Insektenbestände stehen derzeit unter Druck, was für die Vögel zur Bedrohung werden könnte. Auf Bauernhöfen sind in der Regel genügend Insekten vorhanden, das wird von den Mehlschwalben sehr geschätzt. Auch die Landwirte schätzen die Vögel, da sie wesentlich weniger Insektizide versprühen müssen um der Viecher Herr zu werden.
Bald werden wir also wieder die schrillen Rufe der Spyren zu hören bekommen, das «srieh», «srieh» ... wenn die geselligen Vögel schnell und wendig in den Dörfern um die Häuser fliegen. Und bei den Mehlschwalben das geschäftige Treiben, das unermüdliche Heranschaffen von Nahrung für die Brut. Bis dann im August die Reise in den Süden wieder bevorsteht und dieser ewige Kreislauf von vorne beginnt.
Ob der Leistung dieser Tiere bleibt einem bloss eine gehörige Portion Demut. Es ist eines der Wunder der Natur.