Familienkonzert in Diegten
Sonntagnachmittag, ein prächtig sonniger Herbsttag. Ein paar Personen treten in die Pfarrkirche Diegten. Eine von ihnen meint: «Es ist fast schade, hineinzugehen, statt draussen zu bleiben.» Doch es dauert nicht lange, und die Meinung ändert sich. Im Chor erwarten nämlich die Schwyzerörgeli spielenden Eschbach Kinder Ladina (8), Jan (13) und Silvan (15) die Eintretenden mit der Melodie «Mim Killi im Carnotzet». Am Bass werden sie begleitet von ihrem Vater Daniel und auf einem weiteren Schwyzerörgeli von ihrer Musiklehrerin Heidi Bösiger. Das erste Musikstück ist verklungen, die wenigen Zuschauer, Freunde von Eschbachs, klatschen und rufen «Bravo, Zugabe!». Man hätte glauben können, die Kirchenbänke seien zur Hälfte besetzt gewesen.
Die Idee zu dieser privaten Aufführung entstand auf dem Hof Gemeindeweide, anlässlich einer mittwochnachmittäglichen Probe. Eine Bekannte, die den Kindern und ihren bodenständigen Melodien lauschte, sagte: «Es ist schade, dass alle Jodler- und Heimatabende ausfallen dieses Jahr. Ihr wäret genug Leute, um ein privates adventliches Konzert zu veranstalten.» Wer der Bauernfamilie Eschbach solche Vorschläge macht, muss damit rechnen, dass sie umgesetzt werden. So luden sie ein gutes Dutzend Bekannte ein zu einer Aufführung in kleinem Rahmen, den Vorschriften des BAG und des Kantons entsprechend. Eigentlich hatten die Brüder Stefan und Daniel Eschbach vor, Jodellieder vorzutragen, was sie allerdings wegen der gesetzlichen Vorschriften absagten. «Also durch die Maske singen», lachte Stefan, «das geht nun wirklich nicht.»
Selines Première an der Orgel
Doch es wartete eine andere Überraschung! Auf einmal ertönten Orgelklänge von der Empore; jemand intonierte «Atemlos», ein Schlager, der wie ein traditionell festlicher Titel durch die Kirche hallte. Diese «Jemand» war die elfjährige Seline, das vierte Kind im Esch Ladina, Jan und Silvan verlegten die Schwyzerörgeli-Probe mit ihrem Vater Daniel Eschbach am Bass in die Pfarrkirche Diegten bachquartett. Es war ihre Premiere auf einer Kirchenorgel. Anreiz dazu gab ihr das Klavierspiel, in dem sie seit knapp einem Jahr unterrichtet wird. Als sie «O du fröhliche» anstimmte, und die einen Anwesenden mitsangen und die anderen mit summten, kam diese Stimmung auf, welche wohl die meisten spüren, wenn sie traditionelle Weihnachtsweisen hören: Wir erinnern uns an die festliche Zeit im Dezember, wie wir sie als Kinder erlebten, voller Vorfreude, voller Geheimnisse, voller Erwartungen.
Die Weihnachtszeit wird in der Familie sein wie immer
Wir fragten die Eschbachkinder, mit welchen Erwartungen sie in diesem aussergewöhnlichen Jahr an die Weihnachtszeit herangehen. Silvan, der Älteste, verriet, er habe am 12. Dezember Geburtstag: «Wenn ich meine Älplermagronen bekomme und es zum Dessert «Schoggimousse» gibt, bin ich zufrieden.» Sonst nehme er an, die Weihnachtszeit sei innerhalb der Familie wie jedes Jahr. «Genau», fährt Jan weiter, «sicher erhalten wir Geschenke und am Heiligabend bräteln wir auf dem Tischgrill.» Für die beiden Mädchen Seline und Ladina ist das Gutzibacken in der Adventszeit wichtig. Sie können sich nicht vorstellen, dass Weihnachten dieses Jahr anders ausfällt. Welch’ tröstlicher Gedanke zum Ende des Jahres, nachdem wir Erwachsene uns seit März mit so viel neuen Regelungen und unliebsamen Verboten auseinandersetzen mussten.
Die Kinder erzählen vom aussergewöhnlichen Geschenk, das die Familie zusammen ausgelesen hat und sich selbst schenkt: ein Reist Schwyzer Örgeli aus dem Emmental. Begeistert erinnern sie sich an den Ausflug nach Wasen, wo sie Stunden verbrachten, um genau das Instrument auszusuchen, das zu ihnen passt. Über ein Jahr ist seither vergangen; die Lieferfristen sind lang. Da sie fleissig üben und es aussieht, als würden sie vorläufig weiter machen, entschieden sich die Eltern für ein extra für sie angefertigtes Exemplar.
Cool, ein Kultinstrument zu spielen
Alle Kinder sind musikalisch «belastet» von beiden Elternteilen. Auf die Frage, ob sie gerne üben und hie und da an volkstümlichen Anlässen auftreten, zeigt sich da und dort eine Grimasse. Aber sie bemerken, eigentlich sei es cool, ein Kultinstrument zu spielen. Silvan glaubt sogar, dass er in zehn Jahren immer noch Musik machen wird. Von seinen Kollegen kommen keine negativen Äusserungen, weil er «Volksmuusig» mache, im Gegenteil. Er findet obendrein, es würde das Selbstbewusstsein stärken, wenn man nicht immer das Gleiche mache wie die anderen.