Ein Juwel in Waldenburg

Oper «Le nozze di Figaro» am Classic Festival Waldenburg 2023

Anna Herbst in der Rolle der Gräfin Almavia, ihr gegenüber der moldavische Bariton Veaceslav Timofti als Graf Almviva.

Anna Herbst in der Rolle der Gräfin Almavia, ihr gegenüber der moldavische Bariton Veaceslav Timofti als Graf Almviva.

Stanislav Nimchuk (Bass) tritt als Bartolo auf die Haushälterin Marcellina (Tetiana Anisimova, Sopran). Der Bariton Mykyta Burtsev aus der Ukraine als Star des Abends in der Rolle des Figaros (mitte) Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Stanislav Nimchuk (Bass) tritt als Bartolo auf die Haushälterin Marcellina (Tetiana Anisimova, Sopran). Der Bariton Mykyta Burtsev aus der Ukraine als Star des Abends in der Rolle des Figaros (mitte) Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Vier Tage lang dauerte das erste Classic Festival in Waldenburg, das vom Kulturclub Kirschgarten ins Leben gerufen wurde. Dazu wurde der Chorraum der Kirche Waldenburg zur Bühne umfunktioniert, denn sämtliche Konzerte fanden in diesem Gebetshaus statt.

Mit Mozarts weltberühmter Oper «Le nozze di Figaro» wurde das Festival eröffnet. Die Oper ist ein italienisches, fintenreiches Singspiel in vier Akten. Es geht um allerlei Liebes-Irrungen im Palast des Grafen Almaviva und ist voller Turbulenzen. Handlungsort ist Spanien (Sevilla).

Am Dirigentenpult stand Nazar Yakobenchuk aus der Ukraine. Das wohl kleinste Orchester, «Lemberg’s Virtuosen», folgte ihm drei Stunden lang und liess schon nach den ersten Takten aufhorchen. Eindrücklich, gar genial, wurde mit der Kleinstbesetzung von Violinen, Viola, Cello, Kontrabass, Horn, Oboe, Querflöte, Piano und Pauken die gesamte musikalische Aussagekraft abgedeckt. All die Musiker/-innen sind junge Solist/-innen und Preisträger/-innen diverser Musikwettbewerbe und hatten das Gespür, die richtigen Töne für die dramatischen, melancholischen, erotischen und verletzenden Gefühle zu finden, eben für die Opera buffa.

Mit der Ouvertüre als «Vorwegnahme» der Handlung wurde gleich der erste Glanzpunkt des Abends gesetzt. Als danach die eigentliche Aufführung «Le nozze di Figaro» ihren vollen Lauf nahm, die Bühne von den Sänger/-innen mit zeitweise ausserordentlichem schauspielerischem Können und Originalkostümen gestürmt wurde, waren wohl sämtliche Zweifel an der Qualität des Abends zerschlagen. Er wurde magisch – die zeitgerechten Kostüme, die Akustik, die Choreografie, die Schauspielerei, alles stimmte und man fühlte sich zurückgesandt zu Mozart’s Zeiten. Verzückung machte sich sichtlich breit. Vielleicht war es gerade die Nähe der Künstler zum mitfiebernden Publikum, auch die (leider) heimelige Anzahl Gäste, welche diesen Abend besonders prägte. Es war beileibe kein Gross-Event der heutigen Art – war es damals, als Mozart wirkte auch nicht. Und genau das war die zusätzliche Komponente, die aus einem in der heutigen Zeit eher als Standard gehandeltem Werk das Spezielle hervorzauberte, nämlich die Überschaubarkeit, Nähe und Unterhaltung wie damals, als Musiker/-innen ihre Kunst an Hof- und Hauskonzerten anboten.

Dass die Aufführung ein derart künstlerischer und unterhaltsamer Leckerbissen würde, wagte man im Vorfeld kaum zu erträumen. Zu stark hatte man sich wohl passiv von der Provinzialität und der Besetzung aus Unbekannt beeinflussen lassen – « Le nozze di Figaro», ein Paradepferd der klassischen Oper, sonst aufgeführt an den renommiertesten Opernhäusern dieser Welt. Und nun in Waldenburg! 

Gemeinderätin Andrea Sulzer lobte die Urheber des Abends: «Ich bin stolz auf Anna und Beat Herbst, die uns auf freiwilliger Basis mit diesem Festival beglücken».

Dem Ehepaar gebührt tatsächlich ein riesiges Dankeschön. Anna Herbst (selbst in der Rolle der Gräfin Almavia) und Beat Herbst (in der Präsentatorenrolle als Wolfgang Amadeus Mozart eingekleidet) haben mit ihrer Idee und Hingabe, ihrer Organisation und persönlichem Herzblut, natürlich gemeinsam mit den Künstlern und Helfern, das historische Städtchen Waldenburg mit einem Abend wie diesem ein Juwel geschenkt, der wesentlich mehr Zuschauer verdient hätte. Das anwesende Publikum hat es sichtlich genossen und hat sich während dreier Stunden amüsiert und sich zweifelsohne vom Alltag erholen können …

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