Das Waldenburgertal

Hölstein Podiumsdiskussion mit dem KMU Waldenburgertal und Gästen aus der Wirtschaft 

Die Diskussionsrunde: Kevin Kuhn, Heidi Tschabold, Dominique Graber, Roger Harr, und Seraina Degen (v.l.).
Die Diskussionsrunde: Kevin Kuhn, Heidi Tschabold, Dominique Graber, Roger Harr, und Seraina Degen (v.l.).

im Wandel

Mit dem Umbau der «Waldenburger-Bahn» ist nicht nur eine sichtbare grosse Baustelle zurzeit im ganzen Tal zu bestaunen, sondern die ganze Region ist schon seit längerer Zeit in einem Wandel. Der Verein KMU Waldenburgertal organisierte daher unter der Leitung von Katrin Kaden eine Podiumsdiskussion und lud ihre Mitglieder nach Hölstein an eine spannende Diskussionsrunde ein. Moderiert wurde die illustre Runde von Seraina Degen, die passend die Veranstaltung mit Schaffnermütze als Lok-Führerin eröffnete mit den Worten: «In Hölschte isch es am töllschte» und versprach, die Gäste auf eine spannende Reise mit einigen interessanten Haltestellen mitzunehmen.

Andrea Heger-Weber, Gemeindepräsidentin von Hölstein eröffnete mit einer kurzen Vorstellung der Gemeinde Hölstein die Veranstaltung. «Es passiert viel im Dorf, wir sind in einer richtigen Transformation, der Leuenberg und die Holdenweid haben neues Leben erhalten, es herrscht eine grosse Bautätigkeit und in den letzten Jahren gab es über 10 Prozent Bevölkerungswachstum», führte die Präsidentin aus. Agil sein und sich neuen Gegebenheiten anpassen, dies sei wichtig für die Entwicklung der Gemeinde. Die Wasserversorgung und der Wärmeverbund werden im Zusammenhang mit der grossen Baustelle der Bahnlinie weiter ausgebaut und die Chance sollte genutzt werden, sich als Gemeinde für die Zukunft zu wappnen.

Die Podiumsgäste wurden nun einzeln vorgestellt und begrüsst. Mit einem warmen Applaus sind dies: Heidi Tschabold, Geschäftsführerin Flora Fortissima GmbH, Dominique Graber, CEO Unico Graber AG, Kevin Kohn, Consumer Experience Manager Oris SA und Roger Harr, Co-Geschäftsführer der Frenkenklinik. Der Zug konnte nun losfahren und hielt erstmals an der Station «Gestern» an. War früher alles besser? Für Heidi Tschabold war früher nicht alles besser, aber sie spürte einen besseren Zusammenhalt. Der Arbeitsplatz und das Leben war bei vielen Leuten eng verbunden, mit grossen Arbeitgeber wie die Straumann habe man im Dorf gearbeitet und gelebt. Heute arbeiten die meisten Personen nicht mehr im Tal und so verlieren viele einen starken Bezug zum Dorf. Für den CEO von Unico Graber, Dominique Graber, war es eine sehr schwierige Entscheidung in der Vergangenheit.

Die Firma selbst hat jahrelang in Hölstein produziert und ist nun nach Münchenstein domiziliert. Er sei nach wie vor stark mit dem Tal verbunden, es ist ein Tal mit viel Individualität, dass sich immer wieder selbst anpasse. Für die Oris SA ist die Tradition mit Hölstein eine Frage der Identität. Kevin Kohn, der in seiner Funktion zuständig ist für das Einkaufserlebnis der Kunden, führte dies so aus: «Hölstein und das Tal ist unsere DNA, wir produzieren hier und der Kunde soll genau dieses Tal und Hölstein spüren.»

Für Roger Harr, den Gründer der Frenkenklinik, die grösste Zahnarztpraxis der Schweiz, ist die Vergangenheit des Tales und der Wandel extrem. «Ich habe meine Praxis 1984 eröffnet und seither hat sich das Tal stark gewandelt. Früher war nicht alles besser, aber es hatte viele grosse Arbeitgeber, die einen gewissen Wohlstand gebracht hatten.»

Der Zug nahm nun Fahrt auf und hielt an der Station «Heute». Für Seraina Degen, die mit einem interessanten Zitat von Robert Bosch aufwartete: «Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.» Für Dominique Graber ist dies ein entscheidender Punkt: «Konkurrenzfähig zu sein gegenüber den Asiaten mit unseren Produkten ist sehr schwierig, daher haben wir noch ein Werk in Lörrach eröffnet.» Insbesondere der Zoll und die Ausfuhr sind dadurch leichter und mit diesem Standort können wir das Geschäft nachhaltig sichern auch in der Zukunft.» Roger Harr kennt dies mit den Löhnen: «Wir bezahlen Löhne deutlich über dem Durchschnitt, das überhaupt Personal ins Tal arbeiten kommt. Die Entwicklung des Tales hinkt hinterher, wenn man die Steuerwertschöpfung im Tal und im ganzen Kanton vergleicht. Ich war aber immer Pragmatiker und Analytiker, jedes Jahr mache ich eine Lagebewertung, passe das Unternehmen an und bin innovativ. Alle Unternehmer müssen Sportler sein, aufstehen und weitermachen.»

Auf die Frage, was denn das Waldenburger-Tal für eine Pflanze sei, antwortet Heidi Tschabold: «Eine Kletterrose, die lieblich duftet, hat aber Stacheln, macht sich eigenwillig ihren Weg und bleibt stabil.» Ihr mache sicher auch der Einkaufstourismus zu schaffen, heute kaufen viele nicht mehr im Dorf ein, sondern gehen gar über die Grenze oder in die grossen Verteiler. Die Kundennähe und ihr Service seien die einzige Chance, doch langfristig zu überleben. Gerade diese Kundennähe ist bei allen Unternehmern ein grosses Thema. «Es braucht heute mehr als einfach nur ein Produkt anzubieten, das eine gute Qualität hat», erläuterte Kevin Kohn weiter. «Der Kunde möchte ein Erlebnis, wenn er eine Uhr kauft, er will eintauchen in die Story dahinter und will mehr wissen. Heute sind für uns Firmenführungen sehr wichtig, wir laden die Leute nach Hölstein ein, um das Tal und Oris zu spüren», nur so können wir weiter erfolgreich sein.

Für den letzten Halt der Reise ist nun die Station «Morgen» auf dem Fahrplan. Seraina Degen spricht von einem positiven Mindset, dass unabdingbar sei für die Zukunft. Für Roger Harr hat das Tal eine Zukunft, aber man muss besser sein als der Mitbewerber und die Brücke zum Kunden muss man bauen. «Jeder Unternehmer muss sich selbst fragen, was er für eine Daseinsberechtigung hat. Den die Grundidee als Unternehmer ist Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten.»

Dominique Graber wünscht sich wieder mehr Freundlichkeit: «Das Personal in Läden ist vielfach angeschrieben, wieso kann man dann die Leute nicht einfach mit ihrem Namen ansprechen.» Denn die Freundlichkeit kommt auch wieder zurück. Für Kevin Kohn ist die Reise in die Zukunft der Oris klar: «Wir sind Hölstein, wir sind das Tal, das wollen wir dem Kunden vermitteln und diese Werte leben wir bei der Oris.» Heidi Tschabold hat gerade in dieser Pandemie gespürt, wie wichtig die gegenseitige Unterstützung ist. «Aufeinander Acht geben, dies ist gerade in der Zukunft wichtig denn je.»

Die Baustelle im Waldenburgertal wird noch einige Monate andauern, bis der neue Zug fährt, aber das ganze Tal wird auch diesen Wandel meistern und in eine neue Ära starten.

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