Weiterhin desolate Finanzlage
Seltisberg Jahresrechnung 2023 / Verabschiedungen aus Gemeinderat
Die Betriebsrechnung der Gemeinde Seltisberg schliesst mit einem Aufwandüberschuss von 726000 Franken ab, also weit über den budgetierten rund 4000 Franken. Dies bei einem Aufwand von 6,72 Millionen Franken und einem Ertrag von 5,99 Millionen Franken. Das Defizit ist grösstenteils struktureller Natur: Zum einen stagnieren die Steuereinnahmen, zum andern wachsen die Ausgaben in vielen Bereichen. Die Spirale der roten Zahlen hat sich in den letzten Jahren bedrohlich gedreht. Die Schulden wachsen und das Loch in der Gemeindekasse wird immer grösser, diametral dazu werden die Eigenkapitalbasis und der Selbstfinanzierungsgrad immer kleiner.
Das sind allgemein und oberflächlich formuliert die Fakten zu der Jahresrechnung 2023 die letzte Woche anlässlich der Gemeindeversammlung von den 49 Stimmberechtigten angenommen wurde. Im Gegensatz zu den vergangenen lebhaften Budgetdebatten mit teils unschönen Nebengeräuschen, wurde diese durch Gemeindepräsidentin Miriam Hersche offen dargestellte finanzielle Schieflage vom Souverän mit mehr oder weniger Verständnis ruhig zur Kenntnis genommen. Vorwürfe und persönliche Anschuldigungen sind ausgeblieben. Trotzdem monieren langjährige Beobachter der Seltisberger Polit-Szene hinter vorgehaltener Hand, dass dieses Finanzdesaster auf eine Kumulation von Fehlplanungen und Bausünden der vergangenen zehn bis 20 Jahre zurück zu führen sei.
Schluss für Miriam Hersche
Nach insgesamt acht Jahren im Gemeinderat, davon vier Jahre als Präsidentin, zieht sich die im Interims-Management tätige selbständige Unternehmerin aus der Politik zurück. Hersches Credo, Lösungen gemeinsam, sachlich und respektvoll anzupacken und umzusetzen, war für alle die mit ihr je zu tun hatten, immer angenehm spürbar. Mit ihren innovativen Ideen zur Siedlungsentwicklung, Diversifikation des Wohnangebots, Aktivierung der Baulandreserven, Optimierung des Steuersubstrates, Stärkung der regionalen Zusammenarbeit und so weiter, hinterlässt sie der Gemeinde wertvolle und dringende Zukunftsperspektiven.
Daran wird sich auch der neue Gemeinderat nebst der klaren finanziellen Prioritätensetzung messen lassen müssen. Nach 32 Jahren Zugehörigkeit im Gemeinderat tritt auch Stephan Hersberger zurück. Seine lange Tätigkeit als Bauchef hat fast historische Dimensionen. Ihm und Miriam Hersche wurde denn auch eine herzliche Verabschiedung zuteil.
Zum Beginn der Legislatur sind sodann zahlreiche Kommissionsmitglieder gewählt worden. Auffallend dabei, dass sich für die fünf Zurückgetretenen der Bau- und Planungskommission kein einziger Ersatz finden liess.