Vergänglichkeit und Konservation

Kunsthalle Palazzo Maboart zeigt seit Längerem wieder eine Einzelausstellung in der Region  

Maboart (Ursula Bohren Magoni und Claudio Magoni, links) tauchen den grossen Raum der Kunsthalle Palazzo in rotes Licht. Rechts das Kuratorenteam Michael Babics und Olivia Jenni. Foto: M. Schaffner

Maboart (Ursula Bohren Magoni und Claudio Magoni, links) tauchen den grossen Raum der Kunsthalle Palazzo in rotes Licht. Rechts das Kuratorenteam Michael Babics und Olivia Jenni. Foto: M. Schaffner

Installation im Raum 3.Foto: Maboart

Installation im Raum 3.Foto: Maboart

Das Künstlerduo Maboart, bestehend aus Ursula Bohren Magoni und Claudio Magoni, lässt sich von den Orten inspirieren, an denen es arbeitet. Während der Sommerpause verbrachte es viele Tage in der Kunsthalle Palazzo und schuf für jeden der sechs Ausstellungsräume ein neues Werk. «Wir fühlten uns fast wie Artists in Residence», meinte Ursula Bohren Magoni an der Vernissage von vergangenem Freitag.

Für Olivia Jenni, die zusammen mit Michael Babics diese Ausstellung kuratiert hat, war diese Zusammenarbeit etwas Besonderes. Denn normalerweise bleibt zwischen zwei Ausstellungen nur wenig Zeit für den Ab- und Aufbau. Diesmal jedoch hatten die Künstlerin und der Künstler jedoch die Freiheit, ausführlich mit den örtlichen Begebenheiten zu experimentieren. An einem Tag hätten sie beispielsweise nichts anderes gemacht, als ein Blei-Becken an die optimale Position zu rücken, erzählte Olivia Jenni.

Maboart stellt seit Jahren national und international aus und ist auch in der Region ein bekannter Name. Ihre letzte regionale Einzelausstellung liegt aber länger zurück, somit füllt die Kunsthalle Palazzo berechtigterweise eine Lücke. Die Besucher/-innen dürfen aber keine Retrospektive erwarten: Praktisch alle ausgestellten Werke sind speziell für die Kunsthalle geschaffen worden. «Die Idee war zentral für uns, die ganze Kunsthalle zu verwandeln», so Ursula Bohren Magoni. Nicht einzelne Werke stehen im Vordergrund, sondern die Gestaltung der Räume und die Beziehungen zwischen ihnen. Wenn die Besucher/-innen beispielsweise im rot ausgeleuchteten «grossen Raum» gelandet sind und sich umdrehen, sehen sie den blauen Schimmer des anderen Raumes, den sie soeben durchschritten haben.

Thematisch befasst sich die Ausstellung «über nächst und zu» mit der Vergänglichkeit und Fragilität des Lebens – und mit dem Wunsch, den Verfall durch Konservation aufzuhalten. Die sich im Wind bewegenden Feigenblätter im Raum 1, sinnbildlich für fragiles Leben, finden eine Entsprechung in einem künstlichen Hain im grossen Raum. Die Baumstämme sind aus Messingstangen, die Baumkronen aus Mondviolen gefertigt, also aus den zarten, fast durchsichtigen, silbrig-weissen Samenständen der Mondviolenpflanze, die früher als Schutzamulett verwendet wurden.

Verletzlichkeit und Konservation klingen auch in der Sammlung von Verbandsmaterial an, die im hinteren Teil des Raumes auf dem Boden angeordnet ist. Maboart haben über Jahre hinweg Verbandsrollen gesammelt, die Leute bei sich zu Hause liegen hatten und nicht mehr brauchten. Jede der mit Wachs konservierten Rollen trägt also eine eigene Geschichte in sich.

Die gedankliche Linie Leben – Verfall – Konservierung kann sich auch ins Klinische, ja leicht Makabere wenden. Dabei experimentiert das Künstlerduo gern mit verschiedenen Materialien. Eine von einem Birkenstamm abgezogene Latexhaut liegt schlaff auf einem Podest und wird darüber hinaus noch von Kameras gefilmt, was Fragen von Überwachung, Schutz, Sicherheit und Kontrolle aufkommen lässt. Oder ist das Ganze ein Experiment, das auch die Betrachter/-innen miteinbezieht?

Ein Experiment sind auch die erwähnten Bleibecken. Sie sind mit Leinöl und Tusche gefüllt, wobei sich das entstandene Muster im Verlauf der Zeit immer weiter verändert. Projektionen von schwimmenden Algen greifen dieses Spiel in einem weiteren Raum auf. Ein roter Teppich führt aus dem letzten, goldenen Raum hinaus und wieder an den Anfang zurück – der Kreislauf beginnt von Neuem.

Die Ausstellung dauert bis zum 27. Oktober. Infos und Begleitprogramm:

www.palazzo.ch/kunsthalle

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