«Thema ist angekommen»

Kolonialismus Installation im Kirchhof Liestal regt zum Nachdenken an 

Cilgia Rageth eröffnete die Installation «Nachdenken über das koloniale Erbe» im Kirchhof in Liestal, musikalisch unterstützt vom Martino-Chor.Foto: M. Schaffner

Kolonialismus ist mit einem Denken verknüpft, das nicht allen Menschen dieselbe Würde zumisst. Ein trauriger Tiefpunkt, der diese Haltung widerspiegelte, waren die Völkerschauen oder «Menschenzoos», wie es sie auch in der Schweiz gab.

Ein Element im weltweiten System des Kolonialismus waren auch die Söldner, die die Interessen der Kolonialmächte gewaltsam durchsetzen. Die Künstlerin Cilgia Rageth bezeichnet das Schweizer Söldnerwesen als «Eintrittsticket in den Kolonialismus» für die Schweiz, die als Land zwar nie selber Kolonien besass, aber mit dem System wirtschaftlich verflochten war.

Mit ihrer Installation «Nachdenken über das koloniale Erbe» stellt Rageth die beiden Themen Menschenzoos und Söldnerwesen in den Zusammenhang. Seit mehreren Jahren tourt sie damit durch Gemeinden und Städte – seit letzter Woche ist das Kunstwerk neben dem Eingang der Stadtkirche Liestal zu sehen, am 48. Standort. Blickfang sind die schwarz eingefärbten Kleider, die an einer Stange hängen und sich leicht im Wind bewegen. Darunter hängen Tafeln mit historischen Informationen zu den beiden Themen und zuunterst heutige Stimmen, hauptsächlich von Besucher/-innen der vorangegangenen Ausstellungsstandorten. Die Kommentare konnten jeweils direkt geäussert oder per E-Mail eingesandt werden – auch in Liestal sind die Besucher/-innen eingeladen, ihre Gedanken zu teilen.

An der Eröffnung gab der Martino-Chor einige Kostproben aus seinem kommenden Konzertprogramm «Luegid vo Bärge und Tal». Die Schweizer Lieder passten gut zu der schweren, aber auch Verarbeitung und Versöhnung ausdrückende Grundstimmung der Installation. «Die Auseinandersetzung ist eine Chance zu Heilung und Neuanfang», sagte Pfarrer Andreas Stooss zu den versammelten Vernissage-Gästen. Die Installation sei ein Beitrag zu einem Gemeinwesen, das nicht zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft unterscheide.

«Arbeiten wir daran, dass wir in einer Welt leben können, in der die Würde jedes einzelnen Menschen und jedes Geschöpfes geachtet wird», schloss Andreas Stooss mit Bezug auf Paulus. Für Cilgia Rageth war klar, «dass Liestal ein guter Standort wird», als sich die reformierte Kirchgemeinde von Anfang an offen für das Projekt zeigte. Noch bis zum 10. Oktober bleibt die Installation hier, danach wandert sie nach Basel und dann in den virtuellen Raum, wo die einzelnen Teile versteigert werden.

Nach 50 Standorten ist das Projekt beendet – zur richtigen Zeit, wie Cilgia Rageth bemerkte. Es hat sich einiges verändert, seit sie sich vor Jahren mit Kolonialismus zu beschäftigen begann: «Jetzt ist das Thema angekommen», meinte sie, wie beispielsweise eine aktuelle Kolonialismus-Ausstellung im Landesmuseum in Zürich beweise.

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