Postgeschichte von Liestal

Liestal Vom Mittelalter bis in die Neuzeit

Poststrasse, Blick Richtung Palazzo, 1922.Fotos: zVg

Poststrasse, Blick Richtung Palazzo, 1922.Fotos: zVg

Das erste Postbüro, links an der Burgstrasse, 1901.

Das erste Postbüro, links an der Burgstrasse, 1901.

Das Postwesen befindet sich in einem grösseren Umbruch, weil sich diverse Ausgangslagen verändert haben. Die E-Mail haben grosse Teile der Briefpost abgelöst, und für den Versand von Paketen buhlen diverse Anbieter um ihre Gunst. Deshalb ist es interessant, den geschichtlichen Hintergrund über die Liestaler Postgeschichte etwas näher zu betrachten. Viele Einzelheiten zu diesem Bericht sind der Jubiläumsschrift 1993 von Urs Hermann zum Tag der Aerophilatelie in Liestal entnommen.

Das Postwesen im Mittelalter

Schon im Mittelalter wurden die Verkehrswege durch Liestal durch staatliche und kirchliche Kuriere rege benutzt. Liestal empfahl sich als ideale Zwischenstation. Mit der Zunahme des Handels zwischen den Orten der Alten Eidgenossenschaft und den angrenzenden Staaten wuchs das Bedürfnis nach einem privaten Nachrichten- und Güterdienst. So entstand 1583 der erste regelmässige Basler Botenkurs über den oberen Hauenstein via Liestal nach Solothurn und Bern. Später folgten feste Verbindungen nach Zürich-St. Gallen und Luzern-Mailand.

Doch Liestal wurde nicht nur vom internationalen Transitverkehr berührt. Die aufkommende Posamenterei im 17. Jahrhundert und die Entwicklung der Heimindustrie brachten eine grosse Steigerung des lokalen Informations- und Güteraustausches zwischen der Stadt Basel und ihren «Hinterlanden». Dieser Nahverkehr zu Fuss oder mit Pferdekutschen wurde für amtliche Sendungen durch die Weibel, für den zivilen Verkehr durch die staatlich konzessionierten «Boten» der Seidenherren besorgt.

Durch die Annahme der Bundesverfassung im September 1848 wurde das Postwesen im ganzen Umfang der Eidgenossenschaft vom Bund übernommen. Formell erfolgte der Übergang am 1. Januar 1855, organisatorisch war die Ablösung jedoch erst gut sechs Jahre später vollzogen. Die Poststellen und Postablagen des Kantons Baselland wurden mit Ausnahme von Buus und Maisprach dem Basler Postkreis V zugeteilt.

Die ersten Poststellen in Liestal

Die Poststelle Liestal am Obertor (Burgstrasse 2) wurde anfänglich als Postbureau zweiter Klasse eingestuft und für Posthalter J. J. Zeller und seine zwei Commis eine Gesamt-Jahreslohnsumme von 2832 Franken festgelegt. Mit dem Einzug der Post ins neue Bahnhofgebäude der Schweizerischen Centralbahn anno 1855 wurde das Postbüro in ein Postamt umgewandelt und Zellers Nachfolger J. A. Buser zum Postverwalter befördert.

Entscheidend für den Aufschwung der Liestaler Post war die Eröffnung der Eisenbahnverbindung Basel–Liestal im Jahre 1854 sowie die Verlängerung der Bahn Richtung Sissach–Läufelfingen–Olten. Am 1. Mai 1858 konnte die durchgehende Bahnverbindung Basel–Liestal-Olten via Hauenstein-Tunnel eingeweiht werden. Die Eröffnung der Waldenburgerbahn vom 1. November 1880 brachte Liestal zusätzlich einen verstärkten Personen-, Güter- und Nachrichtenverkehr mit den Gemeinden im vorderen und hinteren Frenkental.

Die Post im heutigen Palazzo

Im Juli 1892 konnte die Post in ein eigenes Gebäude einziehen. Dorthin wurde 1896 auch das alte «Telegraphen- und Telephonbureau» aus dem Bahnhof umquartiert. Architekt dieses Bauwerkes im Palazzo-artigen Neorenaissance-Stil war H. W. Auer, welcher auch das Bundeshaus erbaute. Weitere wichtige Auer-Bauten: die abgebrochene Hauptpost Solothurn und der 1971 abgebrannte Bahnhof von Luzern.

Obwohl seit der Erstellung des Palazzos diverse Umbauten erfolgt waren, konnte es den neuzeitlichen Bedürfnissen nicht mehr Rechnung tragen, weshalb sich die Postverwaltung für einen Neubau entschied. 1975 konnte der Postneubau vis-à-vis vom Palazzo bezogen werden.

Nun begann ein jahrelanges Hick-Hack um den altehrwürdigen Palazzo-Bau. Der Stadtrat machte sich stark für einen Abbruch des überflüssig gewordenen alten Posthauses, weil nur so eine Sanierung des Bahnhofplatzes möglich war. Die Stadt strebte nämlich eine grossräumige und verkehrsordnende Neugestaltung des Bahnhofplatzes an. Weil der Bund aber die alte Post als Baudenkmal von regionaler und nationaler Bedeutung einstufte, war der Abbruch vom Tisch.

Eine umtriebige Gruppe aus der Kulturszene unter der Leitung von Niggi Messerli sah hier nun die Möglichkeit für die Erstellung eines Kulturhauses. 1979 kaufte die neugegründete Firma «Kulturhaus Palazzo AG» die alte Post und installierte ein Kulturzentrum, dass sich für Liestal positiv entwickelte und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde. In diesem Zentrum befinden sich unter anderem Theater, Kino, Kunsthalle, Buchladen und Gastronomie.

Schon wieder ein Neubauprojekt

Nachdem die Postverteilung vor einigen Jahren in ein neues Zentrum nach Lausen verlegt wurde und die Post sich deshalb neu organisieren musste, wird am heutigen Standort ein Neubau geplant, und zwar im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Allee durch die Stadt. Geplant ist ein mehrstöckiger Neubau, was die Offenlegung des Orisbaches ermöglicht, welcher heute unter der Post hindurch seinen Weg sucht. Damit soll ein attraktiver Begegnungs- und Aufenthaltsort entstehen. Zudem kann die Verbindung zwischen dem Bahnhofareal und der Altstadt neugestaltet werden.

Die Planungsphase dauert nun schon mehrere Jahre und eine Realisierung ist im Moment nicht in Sicht. Es ist aber zu hoffen, dass die Post ihr Versprechen einlöst, damit die angestrebte Gesamtgestaltung rund um den Bahnhof- und Postplatz vollzogen werden kann.

PS. Hier noch einen Ausflugs-Tipp: Im Miniatur-Park von Swissminiatur in Melide ist ein Modell vom Kulturhaus Palazzo im Massstab 1:25 ausgestellt.

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