Mehr Gemeinschaft und Kompromisse
1.-August-Feier Gute Reden, Fackelumzug, August-Feuer und -Feuerwerk auf der Sichtern
Die Stadt und Bürgergemeinde Liestal stellten ein abwechslungsreiches und unterhaltsames 1.August-Programm zusammen. Ein Shuttlebus pendelte vom Bahnhof zum Festplatz auf der Sichtern. Die Temperaturen waren sommerlich. Das Fest wurde aber durch ein kurzes und heftiges Gewitter während dem Fackelumzug unterbrochen. Das Publikum wurde danach aber durch das Höhenfeuer und ein schönes Feuerwerk belohnt.
Die Örgelimusig Sorpresa eröffnete um 18 Uhr den musikalischen Teil. Bürgerrat Domenic Schneider führte souverän durch das Programm und stellte die beiden Festredner vor.
Nach dem Baselbieterlied sprach der 20-jährige Felix Imhof zur Festgesellschaft und präsentierte bei schönem, warmem Sommerwetter seine amüsanten und ernsthaften Gedanken aus der Sicht eines Gymschülers. Lobenden Kommentar erhielt er vom zweiten Festredner, Regierungsrat Thomi Jourdan.
Die Jungen wollen mitbestimmen
Imhof kommt aus Gelterkinden, «dem besten Dorf unseres Baselbiets», erklärte er. «Die Jungen sollen die Rente und die Wirtschaft retten», obwohl viele nicht einmal wissen, wohin ihr Weg führen wird. «Junge Leute dürfen nicht mehr jung sein. Sie werden immer früher erwachsen», kritisierte Imhof. Die Gesellschaft soll «zusammen hinschauen» und sich gegen politische Extreme, Hass gegen Minderheiten oder Rassismus wehren. «Die Jungen fühlen sich ausgesetzt, wie auf einem von hinten nach vorne brennenden Kreuzfahrtschiff, während die Party vorne noch voll im Gange ist. Er hält nichts von Schuldzuweisungen, sondern sucht Lösungen, die auch von den Jungen mitgetragen werden. Vor 733 Jahren rebellierten die Eidgenossen und sagten: «Mir hend gnue». Heute rebelliert die Jugend gegen diejenigen, die die Probleme ausgelöst haben, ihr Leben vorne auf dem Kreuzfahrtschiff geniessen und behaupten, die Jungen seien faul und undankbar. Imhof forderte Veränderung – so wie die alten Eidgenossen. Auf die Probleme der Jungen soll eingegangen und Verständnis gezeigt werden.
Auch Regierungsrat Thomi Jourdan zitierte die Eidgenossen mit «Wir wollen sein ein einzig Volk, in keiner Not uns trennen und Gefahr». Er ist davon überzeugt, dass «das, was die Schweiz ausmacht, auf der Stärke von Gemeinschaften begründet liegt».
Er strich die Unterschiede unserer 26 Kantone und 2131 Gemeinden, der vier Landessprachen, der unterschiedlichen Ethnien und Religionen und des Röstigrabens heraus. Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Andersartigkeit wurden zu Teilen unserer Kultur. Der Föderalismus ist manchmal langsamer als ein zentralistisches System. Dafür «liegt die Entscheidungsmacht ganz nahe bei den Menschen und das ist ohne Zweifel ein zentraler Teil der Erfolgsgeschichte unseres Landes!»
Kompromisse statt Individualismus
Jourdan warnte vor der immer härter, lauter und schriller werdenden Politik und forderte mehr Kompromissfähigkeit und Debattenkultur. Die freie Meinungsäusserung soll wieder zur Normalität werden, ohne dass man stigmatisiert und schubladisiert wird. Sie ist als zentraler Baustein wichtig für die gesellschaftliche Entwicklung. «Wenn uns die unideologische Konsensfindung über die grossen Themen gelingt, schaffen wir die Grundlage für die besten Antworten auf die wirklichen Probleme und verhindern damit das sinnlose Bewirtschaften von Halbwahrheiten und destruktive Behauptungen ohne Beitrag zur Lösungsfindung.»