Liestaler Männer und ihre starken Frauen

Liestal Stadtrundgang mit Spurensuche  

Margrit Siegrist erzählt auf ihrem letzten Stadtrundgang beim Georg Herwegh-Denkmal. Foto: B. Eglin
Margrit Siegrist erzählt auf ihrem letzten Stadtrundgang beim Georg Herwegh-Denkmal. Foto: B. Eglin

Nach 30 Jahren und 150 Touren führte Margrit Siegrist zum letzten Mal eine Zwölfergruppe durch Liestal. Ihr grosses Wissen und die jahrelange Erfahrung ergaben einen spannenden und interessanten Spaziergang. Tatsachen, Anekdoten und Geschichten über das Leben von Frauen und ihren Männern in früheren Zeiten ergaben Bilder, die mehrheitlich unbekannt sind.

Starke Frauen stehen und standen sehr oft im Schatten ihrer berühmten Männer und wurden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Auf dem Rundgang führte Margrit Siegrist zu historischen Orten, die auf vergessene Frauen, deren Verdienste sowie auf Ereignisse und politische und soziale Geschichte verweisen.

Oberhalb der Allee, am Fussweg zum Bahnhof, steht das Denkmal von Georg Herwegh. Er lebte von 1817 bis 1875, seine Frau Emma bis 1904. Der Nachlass des deutschen Dichters wird vom Dichter- und Stadtmuseum verwaltet und kann dort besichtigt werden. Das Paar musste aus Preussen in die Schweiz ins Exil flüchten. Zürich lehnte sie ab, da die Stadt nicht in Ungnade mit den preussischen Königen fallen wollte. In Liestal jedoch waren sie willkommen. Dort wurden sie eingebürgert, da die Region sehr immigrantenfreundlich war.

Herwegh verfasste Schriften zum Thema Freiheit und Eigenständigkeit. Da seine Texte Zündstoff beinhalteten und die Adligen Gefahr witterten, wurden sie teilweise verboten. Er war aber bald «ein Popstar der Literatur» und wurde eingeladen und hofiert.

In Berlin lernte er die gut gebildete und erzogene Emma kennen. Die vermögende Frau verliebte sich rasch in ihn und blieb ihm ein Leben lang – im Gegensatz zu ihm – treu. Sie trug gerne Männerkleider und betätigte sich tatkräftig an Revolutionen und Aufständen, die aber wirkungslos blieben.

Die imposante Statue des Prometheus beim Spital wurde in elf Einzelteilen gegossen, die in der Mitte durch eine Stange zusammengehalten werden. Das Denkmal wurde dem in Liestal geborenen Nobelpreisträger Carl Spitteler gewidmet. Der Theologe, der nie eine Predigt hielt, ging als Lehrer nach St. Petersburg und kam erst nach dem Tod des Vaters, mit dem er sich nie gut verstand, zurück. Spittelers dichterische Werke waren wenig erfolgreich und deshalb war er auch hier als Lehrer tätig. Erst nach dem Tod des Schwiegervaters und mit dem Erbe seiner Frau konnte er unbeschwert schreiben. Er wanderte bei schönem Wetter oft auf die Rigi, was ihm besser gefiel, als am Schreibtisch zu sitzen.

1914 hielt er eine wichtige Rede vor der Helvetischen Gesellschaft in Zürich: «Unser Schweizer Standpunkt».

Seine Mutter war der Kontrast zum strengen Vater. Sie stand ihren Söhnen näher als ihrem Mann. Sie glaubte immer an Carl, begleitete ihn ein Leben lang und unterstütze ihn finanziell und gedanklich.

Martin Birmann (1928 geb. Grieder in Rünenberg) stammte aus armen Verhältnissen. Frau Birmann nahm sich seiner an, unterstützte, förderte und adoptierte ihn. Er wurde Theologe, war aber vorwiegend politisch als Land- und Ständerat und im sozialen Bereich tätig.

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Er gründete den Schillingsrain und reorganisierte das Kantonsspital. Um 1850 erbaute er zusammen mit seiner Frau Elisabeth Socin die Villa, die heute im Garten des Spitals steht.

Charlotte und Otto Widmann (1816–1873) kamen aus Wien nach Liestal. Er war Mönch und Musiklehrer im Zisterzienserkloster Heiligkreuz bei Wien. Dort lernte er seine Schülerin und spätere Frau Charlotte kennen. Er konvertierte und wurde zusammen mit ihr ca. 1843 in Liestal ansässig, wo er als Pfarrer arbeitete.

Ihr Sohn Joseph Victor wurde von seiner Mutter musisch erzogen und sehr stark gefördert. Josef Victor absolvierte auf Wunsch seines Vaters ein evangelisches Theologiestudium und betätigte sich als Musiklehrer. Er war Literaturredaktor und Feuilletonist beim Berner «Bund». «Als Schreiber mit spitzer Feder und als Musikkritiker wurde er von den Musikern gefürchtet», erzählte Margrit Siegrist. Als Freund von Carl Spitteler förderten sie sich gegenseitig.

Es wurde keine Person beschrieben, die noch lebt, «denn das macht me nit», erklärte Margrit Siegrist zum Abschluss ihres letzten Stadtrundgangs.

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