Kritischer Blick auf Macht

Lausen Valentin Haller untersucht, wie Machtkonzentrationen entstanden sind 

Valentin Haller geht Machtkonzentrationen auf den Grund.Foto: zVg
Valentin Haller geht Machtkonzentrationen auf den Grund.Foto: zVg

Die Menschheitsgeschichte ist offensichtlich von Krisen, Armut, Hunger und Krieg geprägt. Eine unausweichliche, natürliche Tatsache? Valentin Haller verneint: Die zentrale Ursache all dieser Probleme sind Machtkonzentrationen, ist der Autor und Blogger aus Lausen überzeugt. In seinem Buch «Die Wurzel allen Übels – Eine Philosophie der Macht» nähert er sich dem Thema von verschiedenen Fachrichtungen her, unter anderem soziologisch, anthropologisch, psychologisch, politisch und philosophisch. Trotz der Schwere des Themas endet das Buch leichtfüssig: mit dem Aufruf, sich vom Elend der Welt nicht entmutigen zu lassen, und mit der Vision einer gemeinwohlorientierten Welt, in der der «Machtkuchen» fairer verteilt ist.

In der Schule habe er am liebsten Aufsätze geschrieben, erzählt Valentin Haller. Aufgewachsen ist er im Aargau, lebte später in Bern und in Arlesheim und wohnt seit einem Jahr mit seiner Partnerin in Lausen, wo es ihm sehr gefällt. Auch im Berufsleben habe ihn das Schreiben nicht losgelassen, fährt er fort. Als Projektleiter schreibe er vor allem Konzepte und bei seinen früheren Jobs, etwa beim Roten Kreuz oder in der Administration einer Kehrichtverbrennungsanlage, habe er Protokolle, Konzepte und Reglemente verfasst. Auch privat habe er sich früher mehrmals im Schreiben versucht, «aber immer frustriert aufgegeben.»

Pandemie und Ukraine gaben den Impuls zum Schreiben

Dann kam Corona. In den Diskussionen rund um die Pandemie entdeckte Valentin Haller seine politische und philosophische Ader wieder und begann, einen Blog zu produzieren. Wer jetzt denkt, Haller sei ein Massnahmengegner oder Verschwörungstheoretiker, könnte falscher nicht liegen: Als Blogger greift er zwar kontroverse Themen auf, bemüht sich aber um strikte Objektivität und orientiert sich an der Wissenschaft.

Und es war nicht die Pandemie allein, die ihn in die Tasten greifen liess. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs begann er einen Blogbeitrag, der immer länger wurde, bis schliesslich ein Buch daraus entstand. «Irgendwann bin ich dahinter gelangt, was das eigentliche Problem ist: Putin hat zu viel Macht», rekapituliert Valentin Haller. Beim Schreiben sei das Thema immer grösser geworden, wie ein Spinnennetz. Die Macht der Konzerne und der Öl-Lobby rückten in sein Blickfeld, er befasste sich mit dem Neoliberalismus, mit Social Media und Machtmenschen wie Elon Musk. «Ich fand, es wäre spannend, auszubreiten, wie diese Machtkonzentrationen historisch zustande kamen und wie sie sich auswirken», erklärt Valentin Haller.

Die einzelnen Gedankenschritte belegt er minutiös im 30-seitigen Quellenverzeichnis. Eine Inspiration war unter anderem Rutger Bregman, der in seinem Buch «Im Grunde gut» darlegt, dass der Mensch nicht böse ist. «Es war mir wichtig, dass es Hand und Fuss hat und ich mir nicht den Vorwurf gefallen lassen muss, dass da einer einfach seine Meinung herausbläst», betont Valentin Haller. Auch wenn sein rund 360 Seiten starkes Buch keine akademische Arbeit sei, könne es doch zumindest als populärwissenschaftliches Werk bezeichnet werden. Das philosophische Rüstzeug hat er sich übrigens nicht nur autodidaktisch angeeignet, sondern auch als Absolvent des CAS-Studiengangs «Angewandte Ethik» – die beste Aus- oder Weiterbildung, die er je gemacht habe, wie Haller unterstreicht: «Sie ist mir zehn Mal mehr wert als das FH-Diplom in Betriebswirtschaft.»

Positives Echo auf «Weltverbesserungsbuch»

Einen Verlag für sein Buch zu finden, gestaltete sich zunächst als schwierig. «In Zeiten von Self-Publishing geht man in der Masse unter», ist sich Valentin Haller bewusst. Im vergangenen Herbst liess er eine Kleinauflage von 30 Exemplaren drucken, die er an Freunde, Verwandte und Bekannte verschenkte. Das Echo darauf war so positiv, dass er das Buch nochmals gründlich überarbeitete. Jetzt, nachdem er es zum vierten Mal von vorne bis hinten durchgegangen sei, könne er es endlich ruhen lassen, auch wenn es nicht einfach sei, sich davon zu lösen. «Wenn ich etwas anpacke, möchte ich es richtig machen und kann richtig darin versinken», sagt Valentin Haller über sich selbst.

Inzwischen ist «Die Wurzel allen Übels» in einer grösseren Auflage bei «Books On Demand» erschienen und im Buchhandel erhältlich. Valentin Haller hofft, dass es möglichst viele Leser/-innen erreicht, nicht nur aus persönlichem Interesse: «Es ist ein Weltverbesserungsbuch.»

Blog: www.verbosus.ch

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