Kreatives Schaffen live miterleben
Liestal Das Festival «Fata Morgana» verbindet elektronische Musik mit Kunst an einem aussergewöhnlichen Ort
Liebhaber/-innen der elektronischen Musik treffen sich am Samstag in Liestal zu einem grossen Tanzfestival mit international erfolgreichen Acts, und zwar tagsüber und unter freiem Himmel. «Day Dance» nennt sich diese Art von Veranstaltung. Ergänzt wird das Festival mit kleinen Ausstellungen von lokalen Kunstschaffenden und regionaler Gastronomie. Für Liestal ist es ein neues Angebot, das eine Lücke füllt, insbesondere bei jungen Erwachsenen im Alter von etwa 18 bis 25 Jahren.
Mit «Fata Morgana», so der Titel des Day-Dance-Festivals, möchten die Organisatoren ein Stück Jugendkultur wiederbeleben, das in letzter Zeit in Vergessenheit geraten ist: «Mit dem Tagesfestival wollen wir an die Zeiten anschliessen, als es noch Sachen wie Liestal Air gab, die in Liestal verloren gegangen sind», sagt Kay Lüthi vom Verein Kulturzone. Nicht dass es in Liestal zu wenig Kulturangebote gebe, schiebt er nach. Aber dem Verein gehe es darum, die Kulturlandschaft von Liestal für diese spezifische Zielgruppe weiter auszubauen.
Der Aufwand, den das OK betreibt, ist enorm: Seit vier Monaten sind die Mitglieder – alle ehrenamtlich – fast täglich mit den Vorbereitungen beschäftigt. Für den Aufbau und Betrieb des Festivals können sie auf rund 60 Freiwillige zurückgreifen, die sie aus ihrem Umfeld kennen – sprich aus dem Umfeld des Kulturlokals Sudhaus im Liestaler Ziegelhof-Areal. Ausser dem Ziegelhof-Kollektiv, das gemäss Kay Lüthi eine Art «Dachverein» darstellt, gibt es viele personelle Überschneidungen mit den Kulturvereinen «Kulturkontext» und «Thunderchild». Um diese Eventmanagement-Tätigkeiten vom Projekt «Fata Morgana» abzugrenzen, das sich als spezielles Nonprofit-Jugendförderungsprojekt versteht, sei im März der Verein Kulturzone gegründet worden.
«Fata Morgana» wird von der Stadt Liestal und der Bürgergemeinde Liestal unterstützt sowie von zahlreichen Sponsoren, hauptsächlich aus dem lokalen Gewerbe. Der Gewinn lande nicht in einer Kasse, betont Vereinspräsident Simon Zbinden, sondern werde re-investiert, um das Festival künftig jährlich oder alle zwei Jahre durchführen zu können. Unter dem Titel «Fata Morgana» hat zwar bereits vier Mal ein Event stattgefunden, aber mit anderer Infrastruktur – in der «Tante Pinte» in Sissach – und anderem Konzept. Für Liestal sei es ein «Pilotversuch», meint Vizepräsident Jannis Zbinden. Die Mission sei klar: «Liestal benötigt ein attraktives Tagesfestival im Bereich der elektronischen Musik und Kunst.» Dieses Angebot solle nachhaltig in der Kulturlandschaft von Liestal etabliert werden.
Der Ort, an dem der Liestaler «Day Dance» durchgeführt wird, ist ein ganz spezieller: die sogenannte «Arena» an der Seltisbergerstrasse oberhalb von Liestal, eine offene, grasbedeckte Fläche mit halbkreisförmigen Treppenstufen. «Es ist eine tolle Location mit einer einzigartigen Aussicht», so Simon Zbinden. Oft würden sich Jugendliche und junge Erwachsene dort aufhalten. Auf die Idee, hier ein Festival zu organisieren, seien er und seine Freunde gekommen, als sie letztes Jahr einen Basketball-Event in der «Arena» miterlebt hätten. Sie versprechen sich viel von der Atmosphäre des Ortes: «Da verknüpfen sich Musik, Kunst und die Natur zu einem wunderbaren Ganzen zusammen.»
Auswirkungen aufs Quartier auf Minimum reduziert
Dass sich das Gelände direkt an einer Hauptstrasse und in einem Wohngebiet befindet, stellt die Organisatoren vor gewisse Herausforderungen. So mussten sie einberechnen, dass vor dem Eingang genug Platz vorhanden ist, um die Warteschlange vor der Einlasskontrolle aufzunehmen – erwartet werden mehrere hundert Gäste. Wer einmal drin ist, kann nicht mehr ein- und ausgehen; so wird sichergestellt, dass sie Beeinträchtigungen der Anwohnenden möglichst minimal gehalten werden.
Um von der Stadt die Bewilligung für diesen Anlass zu erhalten, mussten die Organisatoren ein 60-seitiges Konzept einreichen, wie Jannis Zbinden erzählt. «Jedes Szenario musste abgedeckt sein.» Auch Schallpegelmessungen seien gemacht worden und die Anwohnenden seien zu einem Informations-Apéro eingeladen worden.
Verbindung von elektronischer Musik und Kunst
Musikalisch erwartet die Gäste von 13.30 bis 23 Uhr ein Mix aus Melodic House, Melodic Techno, Afro House und anderen Stilen. Neben bekannten Szenegrössen wie AVAION, Kellerkind und Carla Durisch treten auch lokale DJs auf. Nach Veranstaltungsende haben die Gäste die Möglichkeit, mit Bussen der Autobus AG zur Afterparty ins Schild-Areal zu fahren und in der «Wäberei», ehemals «Modus», weiterzufeiern.
Es gehe bei «Fata Morgana» aber nicht «nur» ums Partymachen, unterstreicht Simon Zbinden: «Musikbegeisterte bekommen einen Einblick in die Werke der Künstler – was machen sie genau mit ihren Synthesizern, wie bauen sie ihre Stücke auf ...»
Das Festival hat sich ausserdem Interdisziplinarität auf die Fahne geschrieben: Kunstschaffende aus der Region werden ihre Werke präsentieren und live sprayen. Diese Verbindung von Musik und Kunst liege im Trend, erklärt Kay Lüthi. Er verweist etwa auf die Veranstaltungsreihe «sun.set» der Fondation Beyeler in Zusammenarbeit mit dem Basler Club «Nordstern» oder auf die vielen Afterpartys an der Art Basel. «Es besteht ein Synergiepotenzial zwischen visueller und auditiver Kunst, weil beides verschiedene Arten von kreativem Schaffen sind», ist Kay Lüthi überzeugt.
Synergien ergeben sich auch mit dem lokalen Gewerbe. Nicht nur die Essensstände am Festival werden von vor regionalen Gastrobetrieben gestellt, auch unter den Sponsoren finden sich viele Unternehmen aus der Umgebung. Das sei eine weitere Möglichkeit, die Region zu fördern, sagt Jannis Zbinden. «Und für uns war es schön zu sehen, dass es die eine oder andere Hand gibt, die uns unter die Arme greift.»
Tickets sind auf eventfrog.ch erhältlich.