Jetzt legt die Fasnacht so richtig los
Liestal Das Rotstab-Cabaret setzt auf musikalische Leckerbissen und witzige Filmeinlagen
Da hockt man rund zweieinhalb Stunden im gut gefüllten, aber halt nicht sehr komfortablen KV-Saal – und ist trotzdem zufrieden und bestens unterhalten. Dafür sorgten die Rotstäbler, die dieses Jahr wiederum das ganze Spektrum der Vorfasnachtskunst mit viel humoristischem Tingeltangel ausgebreitet haben und damit auch gestandene Liestaler Fasnachtshabitués zu begeistern vermögen. Trotz einiger Durchhänger und dem typischen Premieren-Groove verdient sich das Cabaret 2024 gute Noten. Und das trotz der Schwierigkeit, angesichts der düsteren Weltlage die Balance zwischen Heiterkeit und bedrückender Realität zu bewahren.
Was dieser fasnächtliche Showdown mit seinen Machern Thomas von Arx, Maik van Epple, Barbara Kleiner sowie den Co-Präsidentinnen Beatrix Schlebach und Carol Zumbrunn im Mix mit wohldosierter Innovation in Form von filmischen Szenen und alt Bewährtem dem Publikum bieten, ist beachtlich. Und eben: Es kann immer wieder herzhaft gelacht werden, und das praktisch im Minutentakt. Das beginnt denn auch bereits im Prolog, wo sich Robin und Franco über sich selbst lustig machen. Denn sie sind Opfer des diesjährigen Ticket-Schlamassels. «S Cabaret isch nümm banal, hüt isch alles digital.» In ihrer Verzweiflung drehen sie an der Zeitmaschine und landen gedanklich im Science-Fiction-Film «Back to the Future». Und in diesem «Zurück in die Zukunft» sehen sie im Jahr 2044 unter Anderem den FCB in der dritten Liga, im Gegensatz zur Vergangenheit 1945, als plötzlich HD Läppli vor einem Bunker steht.
Disney in Liestal
Die gut disponierten Cabarettisten sind nicht mehr alleinige Darsteller auf der Bühne. Was immer sie an vergangenen Ereignissen humoristisch durch den Kakao zogen, war eingebettet in Filmszenen von Walt Disney, was zugleich eine Hommage an seine 100-jährige Geschichte ist. So prangerte die über Liestal fliegende Mary Poppins etwa die Baustelle Bahnhof an, die Schöne und das Biest machten sich über den Törliplatz lustig oder im Dschungelbuch wurde die Plakatwut vor Abstimmungen aufs Korn genommen. Zwar kam thematisch einiges mit etwas wenig Biss daher, aber diese innovative Art von Cabaret ist zu Recht der Zeitgeschichte und dem jüngeren Publikum geschuldet. Apropos Zeitgeschichte: Wie es sich gehört, geht die künstliche Intelligenz KI auch am Rotstab-Cabaret nicht vorbei. Das kam insbesondere im Rahmenstück «Dr. Krankenstein» mit viel Witz und Klamauk zum Ausdruck. Da wird in einem KI-Labor der tote Stadtrat Muri wieder zum Leben erweckt und ein Sehbehinderter sieht plötzlich alle nackt. Na ja – feiner Fasnachtshumor ist anders. Mit dem «Spitzig Ryssblei» hat sodann ein Top-Schnitzelbänker mit scharfen Pointen für die grossen Lacher gesorgt. «Bim Läderach wird d Schoggi nit grüehrt, dört wird si gschlage.»
Dass der Fasnachtsmusik in der Rotstab-Clique bei Pfeiferinnen, Tambouren und der Jungen Garde auf hohem Niveau gehuldigt wird, kam in den perfekt vorgetragenen Klassikern «Naarebaschi», «Altfrangg» und «Goodspeed» klar zum Ausdruck. Und die Rampassadoren aus Reigoldswil haben sich als Gugge mit der «kleinen Kneipe in unserer Strasse» grossen Applaus erspielt.
Das Schlussfeuerwerk des Cabarets zündeten traditionell die Stedtlisingers, die sich mit pfiffigen Pointen in bekannte Songmelodien verpackt, fasnächtlich sozusagen unsterblich machen. Mit einem wunderbaren Queen-Medley sorgten sodann die zu einem grossen Ensemble vereinigten Akteure des Cabarets – königlich gekleidet – für den ultimativen finalen Rausch. So geht Fasnacht!