Ein Wunder berührender Klangkunst

Liestal Eröffnung der Saison vom Verein Stimmen zu Gast mit «Lamaraviglia» 

Das Ensemble bot ein kontrastreiches Konzertprogramm am Wendepunkt zwischen Renaissance und Barock.Foto: S. van Riemsdijk

Das Schweizer Vokalensemble «Lamaraviglia» eröffnete am letzten Samstag mit dem kirchlich-lateinischen Programm «Regina Caeli, laetare» – auf Deutsch: Freue Dich, Du Himmelskönigin – in der Stadtkirche St. Martin in Liestal die Saison bei der Konzertreihe für klassische Vokalmusik des Liestaler Vereins «Stimmen zu Gast.» Seit seiner Gründung durch die Mezzosopranistin Stephanie Boller widmet sich das Vokalensemble der Musik aus der Vergangenheit um diese neu zu gestalten und in ein lebendiges Hier und Jetzt zu transformieren. So wird der historische Kontext erlebbar gemacht und für das Publikum emotional und sprachlich eine musikalische Reise in die Vergangenheit an den musikalischen Wendepunkt zwischen Renaissance und Barock.

Berührende Klangkunst

Das kontrastreiche Konzertprogramm wurde mit geistlicher Musik vom bedeutenden Renaissancekomponisten Orlando di Lasso und Komponist und Organist Michael Kraf, mit seiner berührenden religiösen Klangkunst, zu einer eindrucksvollen Reise in die Vokalität der Vergangenheit – begleitet von Instrumenten wie die Gambe als historisches Streichinstrument aus dem 15. Jahrhundert und die Theorbe als Schalenhalslaute aus dem 16/17. Jahrhundert. Das Ensemble «Lamaraviglia» – das Wort kommt von «la maraviglia» und bedeutet Wunder – musizierte dabei Orlando di Lassos Messe aus einem passenden Faksimile. Nah und authentisch konnte das Publikum die Praxis des Singens aus einem Chorbuch ohne Taktlinien – alle Sängerinnen und Sänger sangen aus einem einzigen Buch, wobei ein Sänger durch Handbewegungen den Takt angab – auf beeindruckende Weise erleben. Beeindruckend ebenso, wie Lamaraviglia Motetten von Michael Kraf mit seinem streng polyphonen Stil und Orlando di Lassos sechsstimmiger «Missa super Aria di Ruggiero» kombinierte.

Historische Forschung

Stephanie Boller mit ihrer sechs-köpfigen Gesangsgruppe bewiesen an diesem kalten Abend mit ihrem herzerwärmenden kontrastreichen Konzertprogramm auf hohem Niveau, dass sie historische Forschung in einer Zeit, welche so anders war, in überraschende Programme mit theologischem Gehalt und berührender Klangkunst verwandeln können. Das Konzert wurde mit dem Lied «Regina Caeli, laetare» – ein Ehrentitel für Maria, die Mutter Jesu – von Michael Kraf abgeschlossen. Das Publikum quittierte das Konzert mit einem lang anhaltenden, warmen Applaus.

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