Eine Nacht ist zu kurz für 100 Veranstaltungen

Lichtblicke Kulturnacht Liestal Die Kulturszene von Liestal präsentierte sich zum 19.Mal mit viel Einfallsreichtum und Qualität

«Música Española»: Reto Reichenbach und Sonia Bourdages.

«Música Española»: Reto Reichenbach und Sonia Bourdages.

Prekmurski Kovbojci in der Kulturscheune.

Prekmurski Kovbojci in der Kulturscheune.

Sousoul heizten die Alte Braustube ein.

Sousoul heizten die Alte Braustube ein.

«ChatPître2» im Pfarreisaal Bruder Klaus.

«ChatPître2» im Pfarreisaal Bruder Klaus.

«Die Singers’ Singschule Liestal MartinBodyVoice» brachte den Zwickel-Gewölbekeller zum Klingen.Fotos: M. Schaffner

«Die Singers’ Singschule Liestal MartinBodyVoice» brachte den Zwickel-Gewölbekeller zum Klingen.Fotos: M. Schaffner

Feuershow: Die Artist/-innen von «Baden Brennt» demonstrierten ihre Feuerkünste auf dem Mergelplatz in der Allee.

Feuershow: Die Artist/-innen von «Baden Brennt» demonstrierten ihre Feuerkünste auf dem Mergelplatz in der Allee.

Chienbäse-Würste vom Feuerwagen der Rueche Clique.

Chienbäse-Würste vom Feuerwagen der Rueche Clique.

Die Liestaler Kulturveranstaltenden haben am vergangenen Samstag wieder eine ansprechende Kulturnacht mit über 100 Einzelveranstaltungen auf die Beine gestellt. Längst bilden die «grossen Häuser» nicht mehr allein das Rückgrat, auch die kleinen Lokale und die Aussenstandorte machen den Event zu dem, was ihn ausmacht. Auch Orte, die unter dem Jahr nur sporadisch mit Kulturanlässen im engeren Sinn bespielt werden, finden während «Lichtblicke» ihre Kultur-Identität. Das Pflegezentrum Brunnmatt beispielsweise engagierte den Slam-Poeten Kilian Ziegler und im K12 erklangen Didgeridoo, Flöte und gesprochene Wörter. Die mitreissende Soul- und Funk-Band «Sousoul» verwandelte derweil das Vereinslokal von «Tablesoccer beider Basel», die «Alte Braustube», in einen wilden Nachtclub. Auch der Pfarreisaal Bruder Klaus zeigte mit passender Beleuchtung und einer Band wie «ChatPître2» ganz neue Qualitäten – das Männerquartett überzeugte mit komplexen Rhythmen, Improvisationen und eigenwilligen Arrangements von Melodien wie «Canzone della strada» oder «Miserlou».

Nebenan in der katholischen Kirche ging es besinnlicher zu und her mit Orgel und Gesang, seit langem eine Tradition im Lichtblicke-Programm. Ein neuer Ort war die Buchhandlung «Forum» im Stedtli, ebenfalls mit einer langjährigen Lichtblicke-Nummer, dem Autor Thomas Schweizer, der immer wieder aktuelle Zeitthemen aufgreift und spielerisch-literarisch verpackt.

Die Sparte Kunst war nicht sehr umfangreich vertreten, aber in der Kunsthalle Palazzo gab es Führungen durch die Regionale-25-Ausstellung «Furnace Creek». Einige Höhenmeter weiter unten, beim Jugendzentrum, wurden Graffiti gesprayt, während daneben auf dem Mergelplatz der Allee die Feuerkünste von «Baden Brennt» bewundert werden konnten. Im Kino Sputnik wurden diesmal Kurzfilme der Schweizer Regisseurin Corina Schwingruber Ilic gezeigt.

Die Auswahl an Punk, Pop, Rock, Jazz/Latin, World Music, Singer/Songwriter und verwandten Stilen war beachtlich, Klassik beschränkte sich hingegen auf wenige, ausgewählte Konzerte, beispielsweise die «Música Española» mit träumerisch-exotischen Stücken von Granados und de Falla. Auch Chormusik war mit den lokalen Chören repräsentiert, die Stadtmusik gab einen Ausschnitt aus ihrem Programm und die «Milchgugge» verbreitete einen Hauch Fasnachtsstimmung.

Die Angebote von und für Kinder sind nicht mehr wegzudenken und reichen von theatralischen Führungen durch die Vogel-Ausstellung im Museum.BL über Zirkus bis zur Kinderdisco.

Fast ein Festivalgelände für sich ist das Ziegelhof-Areal mit seinen diversen Räumen. Eine spezielle Atmosphäre trafen die Besucher/-innen im Zwickel-Gewölbekeller an: Die mit Teelichtern gesäumten «Katakomben von Liestal» führten sie in einen ruinenhaften Hohlraum, der von den kräftigen Stimmen der Singschule «MartinBodyVoice» gefüllt wurde.

Feuer-Treffpunkte in der kalten Nacht

Volles Haus hatte das Theater Palazzo mit dem Komiker Sven Ivanic, aber auch in kleineren Veranstaltungsorte war es manchmal eng. Trotzdem schien sich das Publikum besser auf die zahlreichen Locations zu verteilen als auch schon – das Programm war wirklich abwechslungsreich, sodass in jedem Halbstundenblock für jeden Geschmack mehrere Optionen offen waren. Dass die Strassen manchmal menschenleer wirkten, lag daran, dass es recht kalt war und die meisten Leute nur von Ort zu Ort huschten. Aber nicht nur, um wieder in der Wärme zu sein, sondern weil ihr strenger Zeitplan sie auf Trab hielt und sie nichts verpassen wollten. Kleinere oder grössere Gruppen bildeten sich jeweils in der Nähe von Feuerschalen und Finnenkerzen, die an strategischen Punkten platziert waren. Auch der Feuerwagen der Rueche Clique in der Rathausstrasse war ein Anziehungspunkt, ebenso das «Marokkanische Café», das Tee und Gebäck servierte. Essen und Trinken gab es auch in manchen Kulturlokalen und in den «Lichtblicke»-Gastrobetrieben – auch das gehört traditionellerweise zur Kulturnacht. Wie auch die Afterpartys, an denen die DJs bis in den Morgen für Action auf der Tanzfläche sorgen.

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