Das Törli öffnet seine Tür
Sanfte Renovation Am Tag der offenen Tür konnten die neuen Erkenntnisse begutachtet werden
Die Arbeit an einem historischen Monument geht nie aus. Der schlechte Zustand der Malerei am Liestaler Törli machte eine Renovation notwendig. Dabei kamen Dinge an den Tag, mit denen die beteiligten Ämter, das kantonale Denkmalamt und die Kantonsarchäologie, nicht gerechnet haben. Walter Niederberger, stellvertretender Denkmalpfleger, deutete darauf hin, dass durch die neuen Erkenntnisse bereits wieder Folgeforschungen anstehen.
Kleine Geheimnisse gelüftet
Die Aussenfassade des Törlis ist manch Unbill ausgesetzt. Am Schlimmsten ist nicht etwa der Rauch und die Hitze des «Chienbäsens», wie der stellvertretende Kantonsarchäologe Christoph Reding erklärte, sondern die Hinterlassenschaft der geworfenen Orangen an der Fasnacht. Diese gehen mit dem Verputz eine Verbindung ein, die fast nicht zu reinigen ist. Die restaurierte Malerei erstrahlt nun für die nächsten Jahre wieder in neuem Glanz. Da die Malerei in Secco-Technik direkt auf den Verputz gemalt wird, ist diese nicht allzu lange haltbar, was mit ein Grund war, dass die Stadt früher ungefähr alle 50 Jahre eine neue Malerei in Auftrag gab. Erst das Werk von Otto Plattner wurde nicht ersetzt, sondern renoviert, wie «Bauherr» Franz Kaufmann vom Stadtrat ergänzte.
Das Torstübli, das immer noch von der Pfadi Liestal benutzt wird, birgt eine nicht erwartete Überraschung. Die Holzdecke, die nie genauer untersucht wurde, da man annahm, dass sie im 19. Jahrhundert eingezogen wurde, ist plötzlich als die älteste Holzdecke im Kanton erkannt worden. Die Geschossbalken sind, dank Jahrringanalyse ermittelt, in den Jahren 1398/99 geschlagen worden. Auch die Bretter aus Eiche oder Nadelbaumholz stammen aus dieser Zeit. Somit konnte belegt werden, dass das «Obere Thor» nicht bei der Stadtgründung um 1250, sondern um 1400 gebaut wurde, mit grosser Wahrscheinlichkeit durch die Stadt Basel als neuer Besitzerin von Liestal. Zwar hatten die Gründer, die Grafen von Froburg, die Stadt befestigt, aber nicht genug, da das Stedtli im Jahre 1381 durch Herzog Leopold von Habsburg-Österreich niedergebrannt wurde. Basel sah es als dringlich, das Stedtli richtig zu befestigen und mit einem Wehrtor zu sichern.
Eine Arlesheimer Studentin, die in Bamberg studiert, hat im letzten Jahr beim Denkmalamt nach einem geeigneten Objekt für ihre bauarchäologische Forschungsarbeit angefragt. Christoph Reding brachte das Törli ins Spiel, da es noch nie exakt und vollständig untersucht worden ist. Sie wird die nächsten Monate mittels Laserscanner und anderen Techniken exakte Pläne erarbeiten, in die die Kantonsarchäologie erlauben, ihre eigenen Erkenntnisse ein zu tragen. So wird vielleicht auch dereinst klar, wo und wie der Zugang zum Turm beschaffen war.