Selten dargebotene Quartette
Klanglichter Paganini-Abend in der Oberen Fabrik Sissach
Letzten Samstag kamen die Besucher des dritten Klanglichter Konzertes 2023 in der Oberen Fabrik Sissach in den Genuss von relativ unbekannten, weil selten dargebotenen Quartetten für Gitarre von Niccolò Paganini. Es sind insgesamt 15 an der Zahl; im letzten hat ausnahmsweise nicht die Violine, sondern die Bratsche den Lead. Paganinis erstes Instrument, das er als Kind spielen lernte, war die Gitarre. Sie begleitete ihn Zeit seines Lebens. Auf ihr erprobte er seine Einfälle und schrieb sie dann erst nieder. Es gibt offenbar, wie ich jetzt erfahren habe, viel mehr Kompositionen für Gitarre als für Violine von diesem virtuosen Geiger. Es war ein Abend der Superlative: Wunderbar melodiöse Musik, meisterlich komponiert und vom Paganini Ensemble Wien ebenso vortrefflich interpretiert – ein Genuss! Temperamentvolle Passagen wechseln sich ab mit Kantilenen, zu Tanzschritten verleitende Takte gehen über in sanfte, leisere fast schon innige Töne, um gleich darauf wieder Feuer zu fangen und mit Verve in speziell virtuoses Furioso zu münden. Ich fand es faszinierend, den Musikerinnen (Bratsche und Cello) und den Musikern (Violine und Gitarre) nicht nur zuzuhören, sondern ihnen auch mit den Augen zu folgen, hin- und herzuwandern, je nachdem wer gerade Melodieführer war. Paganini ist in jeder Hinsicht ein Genie seines Fachs. Ich kann gut nachvollziehen, dass er seine Zuhörer in Bann zu schlagen vermochte, sie quasi «verhexte», so dass die Damen der Gesellschaft reihenweise in Ohnmacht fielen.
Das Paganini Ensemble Wien spielte für uns die folgenden Werke: 1. das Gitarrenquartett a-Moll op. 4 Nr. 1 (Niccolò Paganini), 2. Terzetto concertante für Violine, Violoncello und Gitarre (Niccolò Paganini), 3.Niccolò für Violine, Viola und Gitarre (Rainer Bischof), 4. Gitarrenkonzert Nr. 15 (Niccolò Paganini). Die Begeisterung der Zuhörer kannte auch letzten Samstag keine Grenzen, der Applaus wollte gar nicht enden. Als erste Zugabe hörten wir das Capriccio Nr. 24, natürlich für eine etwas ungewöhnliche Besetzung; und dann auch noch das Finale Prestissimo aus dem Quartett Nr. 4 in D-Dur.
Für mich war es zudem ein lehrreicher Abend, denn bisher kannte ich nur die Violinkonzerte und Capriccios des Komponisten. Weil ich diese Quartette für Gitarre so hinreissend finde, werde ich mir die vom Paganini Ensemble frisch eingespielten Werke auf CDs schon nächste Woche bestellen. Freude herrscht – ich werde schwelgen und mich in alte Zeiten zurückversetzen lassen. Erika Vodoz