Sek Gelterkinden will erste Klimaschule werden

Energie und Klima Die Sekundarschule Gelterkinden hat eine Photovoltaik-Anlage installiert, die fast den Eigenbedarf deckt

Die Sekundarschule Gelterkinden ist mittlerweile in der ganzen Schweiz für ihre Expertise in Klimathemen bekannt. Bildungsverantwortliche aus anderen Kantonen reisen nach Gelterkinden, um sich zu informieren, wie hier Klima- und Energiefragen in den Schulalltag integriert werden. Gabriela Graf, Projektleiterin und treibende Kraft hinter diesem Engagement, wird ihrerseits von interessierten Schulen und Organisationen eingeladen, um über ihre Erfahrungen zu referieren.

Die Schule führt nicht nur einen jährlichen Gesamtschulanlass, einen «Impact Day» durch, an dem sich alle Schülerinnen und Schüler altersgerecht mit einem Schwerpunktthema befassen, sondern hat auch einen Klimarat eingesetzt. Dieser besteht aus Jugendlichen und hat eine wahre Erfolgsgeschichte hinter sich: Waren es zu Beginn nur eine Handvoll, so engagieren sich unterdessen rund 50 Schüler/-innen im Klimarat. In Kleingruppen arbeiten sie an selbstständig aufgegleisten Projekten. Eine Gruppe hat beispielsweise einen Tee- und Kräutergarten angelegt, eine andere hat mit der Hauswirtschafts-Fachschaft verhandelt, dass mehr vegetarisch und vegan gekocht wird, eine weitere pflegt eine saisongerechte Tauschbörse, drei Jungs schenken selbst gemachten Eistee aus, um die Aludosenflut der beliebten Energy-Drinks einzudämmen, und in der Adventszeit ist ein Markt geplant, der auf Tausch und Recycling beruht.

Initiiert wurde der Klimarat zwar von der Schule, die einzelnen Projekte laufen aber autonom. «Wir coachen sie im Sinn eines Projektmanagements, damit sie zum Erfolg kommen», erläutert Gabriela Graf. Die Arbeit an den Projekten sei auch eine Möglichkeit, mit den Zukunftsängsten umzugehen, die bei den Schüler/-innen vorhanden seien: «Sie sehen, dass sie etwas bewirken können.»

Bis Ende 2024 zum Label «Klimaschule»

Hintergrund der Aktivitäten ist das auf vier Jahre angelegte Programm «Klimaschule» der Organisation «myblueplanet». Die Sekundarschule Gelterkinden hat 2021 damit begonnen und hat somit die Halbzeit schon überschritten. Das Ziel ist, Ende 2024 das Label «Klimaschule» zu erhalten – als erste Schule im Kanton Baselland. In der ganzen Schweiz begleitet «myblueplanet» 34 Schulen, vor allem im Raum Zürich und Bern. «Wir sind pioniermässig unterwegs», stellt Gabriela Graf fest, die neben ihrem Pensum in Gelterkinden auch beim Amt für Volksschulen arbeitet.

Ein Höhepunkt ist jeweils der «Impact Day». Beim Start im Jahr 2021 hat die Schule einen Stromausfall simuliert. Wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, als noch keine grossen politischen Debatten dazu geführt wurden. «Mittlerweile ist dieses Thema ganz anders präsent», bemerkt Schulleitungsmitglied Roger Leoni. Es folgte das Thema Biodiversität – zusammen mit Schüler/-innen wurde der Pausenplatz umgestaltet – und der Schwerpunkt Ernährung.

Photovoltaik-Anlage liefert 130 Megawattstunden

Das Jahr 2023 steht unter dem Motto «Energie»: Diese und vergangene Woche wurden die Dächer der Sekundarschule fast flächendeckend mit einer Photovoltaik-Anlage versehen. Das Dach des Altbaus ist vollflächig mit PV-Modulen belegt, der Hochbau zum grossen Teil, nur beim Zwischenbau war dies aus statischen Gründen nicht möglich. Insgesamt produziert die Anlage rund 130 Megawattstunden Strom pro Jahr – nahezu so viel wie der Eigenverbrauch. «Auch der Kanton ist stolz, dass wir das durchführen», sagt Gabriela Graf. Im Baselbiet gebe es noch nicht so viele Schulen, die so gut ausgestattet sind.

Am «Impact Day» durften zwölf Schüler/-innen zusammen mit den «Solarteuren» – so heisst die offizielle Berufsbezeichnung – aufs Dach und bei der Montage der PV-Module mithelfen. In zwei Gruppen harrten sie jeweils eineinhalb Stunden bei Wind und Kälte aus, schleppten Solarpanels und schlossen Kabel an. «Ich habe mich gemeldet, weil ich das spannend fand», meinte Sinja. Mit dem Thema Energie habe sie sich vorher noch nicht gross beschäftigt, aber an der Schule sei es schon an mehreren Tagen behandelt worden. Mateo interessierte sich vor allem für die technischen Aspekte beim Bau einer Solaranlage. «Und es bringt ja etwas fürs Klima, wenn die Schule ihre Energie selber generieren kann», fügt er hinzu. Selber ein Solarteur zu werden, kommt für ihn eher weniger in Frage, da er bereits eine Lehrstelle als Geomatiker hat. Trotzdem sei es interessant für ihn, da auch bei der PV-Montage das Vermessen eine wichtige Rolle spielen.

Auch alle anderen Schüler/-innen tauchten an diesem Tag tief in die Materie ein: Die ersten Klassen absolvierten Lektionen der Organisation «Energie Zukunft Schweiz» (EZS) über Energiewissen, Energiesparen und Solarenergie, die zweiten Klassen besuchten die «Lernwelt Kosmos» des Energieunternehmens Primeo in Münchenstein und für die dritten Klassen organisierte «myblueplanet» diverse Aktivitäten. Die Schüler/-innen bauten Solarflugzeuge, besichtigten das Dach mit den PV-Modulen und liessen sich erklären, wie diese funktionierten, ausserdem hielten sie eine «Solardebatte» ab, planten am Computer eine PV-Anlage inklusive Flächenbedarf und Schattenwurf oder verglichen anhand von konkreten Beispielen wie «Glühbirne versus LED», was mit einer bestimmten Menge Strom bewirkt werden kann.

Gabriela Graf geht es darum, dass die Schüler/-innen als mündige Erwachsene und als Teil der Gesellschaft ausgebildet und für Themen wie Energie sensibilisiert werden: «Wenn sie Wissen und Erfahrung haben, können sie als Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden und den Weg der Transformation mittragen.» In diesem Sinn tue die Sekundarschule Gelterkinden nichts anderes, als den Lehrplan umzusetzen.

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