Grandioser Neuanfang mit grossen Emotionen

Gelterkinden Konzert des Sinfonieorchesters Gelterkinden in der katholischen Kirche

Um es vorweg zu nehmen: Das Sinfonieorchester Gelterkinden hat zu alter Brillanz zurückgefunden. Mit einem spannenden Programm stellte sich Martin Studer am Sonntagabend, 18. Juni in der voll besetzten katholischen Kirche von Gelterkinden dem Publikum als neuer Dirigent vor. Ganz in Schwarz gekleidet, mit einem roten Farbtupfer – die Damen mit Ansteckrose, die Herren mit roter Fliege – betraten die 50 Musikerinnen und Musiker den Raum. Das Konzert wurde mit einer kurzen, gewaltigen Polonaise des Russen Anatoli Ljadow eröffnet. Besonders eindrücklich war das sonore tiefe Blech, das dem Stück das nötige Fundament lieferte. Martin Studer dirigierte grosse musikalische Phrasen, nicht nur Takte wie viele seiner Berufskollegen, trotzdem waren die Einsätze sehr präzise.

Dann betrat die gerade mal 16-jährige Pianistin, Emma Saskia Bähler, die Bühne. Sie übernahm den Solopart in Frédéric Chopins erstem Klavierkonzert, miteinem an Virtuosität und Dauer kaum zu übertreffenden Bravourstück, das sie gänzlich auswendig interpretierte – eine riesige Leistung. Sie spielte die Passagen mal kräftig, mal perlend, mit überzeugender Fingerfertigkeit, brillanten Läufen und perfekten Trillern, aber trotzdem einfühlsam und ausdrucksvoll als wäre sie die junge Hélène Grimaud. Das Orchester gestaltete die lange Einleitung des 1. Satzes mit dramatischer Intensität. Im melodiösen 2. Satz waren es vor allem die Violinen, die der Romanze ihren seidenen Glanz verliehen. Grosse Spielfreude drückte die Solistin im 3. Satz aus, einem mitreissenden Rondo, das in rasenden Läufen und strahlendem E-Dur endete. Tosender Applaus, Bravo-Rufe und Standing Ovations, das Publikum war ausser sich vor Begeisterung. Die Pianistin bedankte sich mit einer kurzen Zugabe.

Ein weiterer Höhepunkt war Antonin Dvoráks 8. Sinfonie, mit der eine grossartige Interpretation mit fantastischer Dynamik gelang. In der melancholischen Einleitung des 1. Satzes fiel der warme Klang der Celli auf, aber auch die Soli von Flöte und Trompete gelangen perfekt. Der kraftvolle Schluss verschlug einem förmlich den Atem. Der 2. Adagio-Satz war charakterisiert durch singende Violinen, weiche Klarinetten, leichtfüssige Flöten und ein Nebeneinander von Dur- und Moll-Klängen, er wurde beendet durch einen lupenrein intonierten C-Dur-Akkord. Im 3. Satz übertrug sich Martin Studers schwungvolles Dirigat besonders eindrücklich auf das Orchester.

Nach dem schmissig vorgetragenen Trompetensolo am Anfang des 4. Satzes brillierten die Celli mit dem Hauptthema und die Flöte mit einem anspruchsvollen Solo. Der Satz gipfelte in einer strahlenden, kraftvollen Coda, die nach dem überwältigenden Applaus mit Bravorufen und Standing Ovations wiederholt wurde. Man muss nicht ins Basler Casino oder die Zürcher Tonhalle pilgern, man kann auch mit dem Gelterkinder Orchester und seinem neuen Dirigenten ein eindrückliches Konzert mit grossen Emotionen erleben. Möge dieser kraftvolle Neuanfang dem Orchester Zuversicht für kommende Projekte bescheren.

Ueli Gisi

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