Entschleunigung «Uferlos»

Gelterkinden Daniela Schwegler und Sonja Morgenegg im Marabu  

Auch die Autorin Daniela Schwegler ist mit dem Publikum zusammen fasziniert vom tief aus der Seele kommenden Wildjodel der Sängerin Sonja Morgenegg. Foto: U. Handschin

«Uferlos» ist nicht nur der Titel des neuen Buches, sondern scheint bei Daniela Schwegler auch ihr Interesse für besondere Frauen zu sein, die sie in ihren bisherigen Büchern über Bergführerinnen, Bergbäuerinnen und Hüttenwartinnen beschrieb. Und nun sind auch Männer in ihrem neusten Werk über Fährleute dabei. Die aber führen die Menschen von einem Ufer ans andere, ob an Flüsse oder an Seen.

Die Bestsellerautorin aus der Ostschweiz führte ihr Publikum an ihrer Lesung im Marabu zum Glück nicht wie einst der Fährmann Charon aus der griechischen Mythologie, die Seelen Verstorbener über den Styx in den Hades. Sie nahm es als fröhliche Fährfrau mit ebenso blumigen Worten wie ihr Jupe, auf die Reise durch die Schweiz zu zehn Fähren und den Menschen, die sie bedienen, alle auf ihre besondere Art. Sie hat die besondere Gabe, deren Vertrauen zu gewinnen, so dass man nicht nur über die Geschichte der verschiedenen Fähren viel erfährt, sondern auch diejenigen der Fährleute.

Ob es Besonderheiten sind, wie die von Barbara Buser, die als erste Frau in Basel die Münsterfähre mit ihrer Schwester Christine Buser zusammen bedient, diejenige der jüngsten Kapitänin auf dem Walensee, Sarina Scherrer, dem Fährmann auf der Aare Mich Gerber, der als Komponist und Kontrabassist zur blauen Stunde Konzerte auf seiner mit Lampions beleuchteten Bodenacker-Fähre spielt, Bernadette Burger und Otmar Baumann, die als Pensionierte am Rotsee ihr Glück gefunden haben, Simone Trottmann, die Gäste zur sagenumwobenen Insel Schwanau im Lauerzersee bringt, Josef Häcki, der weiss, wann seine Rinder reif sind für die Insel-Ufenau. Silvia und Tancredi Rochira, die von den Thurgauerbehörden ausgebremst wurden in ihren Plänen, sich ein Kräuterparadies zu schaffen, zusätzlich zur Sitterfähre. Dann schwärmte die Autorin vom Witz und der Originalität des ehemaligen Polizeioffiziers und jetzt Fährkapitäns Jean-Pierre Grandjean auf dem Greyerzersee. Von Nicole Sacher, der Lebenskünstlerin, die mit Rahel Sommer zusammen nach einem Schicksalsschlag ihre Trauer auf der Fähre Reichenbach-Engehalbinsel überwinden konnte. Sie verlockte zur Fahrt über den Rhein ins Paradies mit Roland Walter.

Die einfühlsame Autorin schreibt über sich selber: «Mit Vorliebe begleite ich Projekte, die dem Mitmenschen und dem grossen Ganzen dienen; Projekte, die naturverträglich sind, Achtsamkeit fördern, und den Menschen, Tiere, Pflanzen und das Leben in den Mittelpunkt stellen.» Diese Einstellung prägt ihre Bücher, die auch mit zahlreichen Anekdoten und Wandervorschlägen gewürzt sind. In der begleitenden Tonbildschau wurde man auch visuell aufs Wasser an die verschieden Orte entführt.

Wildjodel und mystische Klänge, grandios vorgetragen von der Sängerin Sonja Morgenegg, begleiteten und untermalten die Lesung mit ihrer Stimme, die aus tiefster Seele kam und unter die Haut geht! Mit urtümlichen Klängen aus dem Kuhhorn, dem sphärischen Schwingen auf dem Rav, der Metallzungentrommel oder Mehrstimmigkeit dank Loopgerät, indianischen Trommelschlägen – ob mit Fantasiesprache oder mit einem schwedischen Lied von Frauen von Seemännern, – es war schlicht magisch und ungewöhnlich, auch mit dem Überraschungsgast Manuela Häusler als lebendige Begleitung.

Die Ostschweizer Improvisationsjodlerin bietet auch «Jodel-Kanukurse» an. Ein durchwegs faszinierender Abend im Marabu!

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