Die vielfältige Welt der Vogelnester
Gelterkinden Vortrag von Martin Blattner im Natur- und Vogelschutzverein
Am Mittwoch, 6. November, abends, hat Martin Blattner (64) vor Mitgliedern des Natur- und Vogelschutzvereins Gelterkinden einen Vortrag im reformierten Kirchgemeindesaal über Vogelnester und Nesthilfen gehalten. Er begann seine Ausführungen über den Sinn der Nester. Sie bestehen zum Bebrüten und Aufziehen der Jungen, spielen eine wichtige Rolle im sozialen Leben der Vögel und bieten Unterschlupf als Schlafnester, als Schutz vor Gefahren und ungünstigem Wetter. Die Vögel bekommen die Fähigkeit Nester zu bauen in ihrem Erbgut mit. Ferner ist zu beachten, dass es eine grosse Vielfalt von Nestorten gibt, je nach Vogelart, von «kein Nest» , Bodenbrüter, Offenbrüter, Halboffenbrüter, Höhlenbrüter bis zu einfachen und kunstvollen Nestern.
Als Ersatz für den Verlust von natürlichen Nistplätzen in der freien Natur gibt es Nisthilfen verschiedenster Art. Die Vogelschutzvereine bringen diese insbesondere am Wald und entlang Wegen an. Eine allgemeine Regel ist, dass pro fünf Hektaren Waldfläche mindestens ein Nistkasten kommt. Dabei ist zu beachten, dass dieser so aufgestellt bzw. montiert wird ohne Katzen, Mardern und anderen Fressfeinden Zugang zu ermöglichen. Er sollte an einem relativ ruhigen Ort mit genügend Sonnenlicht platziert werden.
Von September bis Februar sind die Nistkastenkontrollierenden der Vogelschutzvereine unterwegs. Sie leeren die Nisthilfen (was vom Nest noch übrig ist) und reinigen diese, damit sie für die Vögel im nächsten Frühling wieder als Bewohnung dienen können. Ein grosses Problem können für Vögel auch Ungeziefer aller Art sein, wie Flöhe, die sich gerne in den Nistkasten breit machen. Es gibt auch noch einen Brutparasiten, den Kuckuck, der seine Eier in andere Nester legt und sich so den Aufwand für die eigene Aufzucht der Jungen spart. Während der Phase der rund dreiwöchigen Jungenaufzucht erfolgen bei Singvögeln bis zu 7000 Anflüge zum Nest mit eiweisshaltiger Nahrung (Insekten, Würmer, Spinnen usw.), um den hungrigen Nachwuchs mit Futter zu versorgen.
Eine ganze Wissenschaft gibt es zur Frage der optimalen Ausgestaltung der Nistkästen. Vor allem muss das Ein- und Ausflugloch für die Vögel zur Vogelart passen, welche in dem jeweiligen Nistkasten wohnen sollten. So weisen ca. 60 Prozent der Nistkästen ein oder mehrere ovale Fluglöcher von 3 bis 4,5 cm auf, geeignet für Kleiber, Meisen oder Gartenrotschwanz, während etwa 20 Prozent der Nistkästen runde Fluglöcher für andere Vogelarten haben.
Das Ziel ist allgemein, Vögel zu fördern, selten gewordene Arten zu erhalten und vom Aussterben bedrohte wieder in unserer Gegend anzusiedeln. Da gibt es Erfolgserlebnisse und leider auch Enttäuschungen. So zeigte Blattner das letzte Nest des Rotkopfwürgers (Offenbrüter in Obstgärten), der 2009 noch beim Silberhöldeli bei Ormalingen brütete. Seither ist dieser Vogel schweizweit ausgestorben.