Sterben ist kein Entweder-oder, es ist ein Miteinander

Liestal Palliativ-Woche Baselland und Basel-Stadt mit Kurzvorträgen eröffnet  

Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomi Jourdan. Foto: B. Eglin

Grosses Interesse zeigte das vorwiegend ältere Publikum am Eröffnungsabend der Palliativwoche in Liestal. Der Anlass wurde auch in einem Livestream übertragen. Bis zum 17. November bietet die bikantonale Themenwoche Referate, Diskussionen und Kurse an. Bis morgen ist ein Infotelefon (079 701 76 76, 8.30 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr) in Betrieb. Fachleute informierten über ihre Ansicht zu den Themen Leben, Sterben und Religion.

«Oft erschrecken Patienten, wenn man sagt, dass man von der Palliative Care kommt», sagte die Ärztin Christine Obrist. «Ist es schon so weit?» fragen dann die Patienten. Die Fachfrau geht die Situation auf eine andere Art an. Sie sieht die Arbeit ihres Teams als Lebenshilfe.

Der Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomi Jourdan stellte die Frage: Was zählt, wenn die Tage gezählt sind? «Über die letzten Tage zu reden fällt schwer, weil uns diese Themen daran erinnern, dass das Leben eines Tages zu Ende geht.» Zum Abschied nehmen kommt der Verlust und wir haben ein Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit. Jourdan möchte, dass das Thema Tod mehr öffentlich gemacht und darüber gesprochen wird. «Das Ende des Lebens soll genauso ein Teil sein wie der Anfang.»

Roland Kunz ist Palliativmediziner und Facharzt für Altersmedizin. Für ihn steht nicht die Krankheit im Zentrum, sondern der Mensch und alles, was ihn ausmacht. Er ist nicht damit einverstanden, dass Sterbehilfe und Lebenshilfe als zwei gegensätzliche Pole dargestellt werden. «Früher war das Sterben ein Schicksal, gegen das man nichts tun konnte. Heute haben wir die Medizin und wir können das Leben verlängern. Irgendjemand muss aber sagen: Jetzt reichts.» Den Weg dorthin mit möglichst viel Lebensqualität zu füllen ist Palliative Care. Auch wenn vieles nicht mehr ist wie vorher ist doch vieles immer noch möglich.

Anita Fetz, Vorstandsmitglied von Exit Schweiz sagte: «Lebenshilfe ist auch, dass ich Sterbehilfe in Anspruch nehmen kann. Wir haben das Recht auf einen würdigen Tod.» Sie empfiehlt, Patientenverfügungen zu schreiben, da in der Schweiz erst ein Drittel eine hat. Es liegt in der Verantwortung jeder Person, dass man nicht die Verwandten entscheiden lässt. Mit der Sterbehilfe wird es schwierig bei Demenz oder psychischen Leiden. «Es gibt harte Bedingungen.»

Sterben ist kein Zeitpunkt, sondern ein Weg

Den religiösen Aspekt brachte Andreas Imhasly, ehemaliger Seelsorger im Paraplegikerzentrum, ins Spiel. Auch er möchte, dass das Sterben nicht als Zeitpunkt, sondern als Weg betrachtet wird. «Ich möchte begleitet gehen. Für ein gutes Sterben muss man immer wieder beten.» In der Publikumsrunde kam das Zusammenführen von Sterbewilligen mit ihren Kindern oder Angehörigen zur Sprache. Der Tod soll das Recht eines Menschen sein.

Da die Lebensqualität sehr individuell und subjektiv interpretiert wird, gibt es keine allgemein gültige Lösung. Denn wir sind immer noch Individuen, die selbst bestimmen und urteilen dürfen.

www.palliativ-woche.ch

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