Musikalische Liebes- und Alltagsthemen
Waldenburg Französische Chansons und alte deutsche Schlager mit Sylphe
Dass hochstehende Kultur nicht nur in grossen Hallen stattfinden muss, beweisen die Organisatoren, die immer wieder schöne Events in den kleinen Waldenburger Pfarrhauskeller bringen. Absperrungen hat und braucht es keine. Die vorderste Reihe sitzt am Rand der Bühne und erlebt die Künstler auf Tuchfühlung.
Mit «Herzlich willkommen im Kellertheater Waldenburg» begrüsste Theaterdirektor Mike Mathys sein Publikum im vollbesetzten Gewölbekeller. Eintritt wird nicht erhoben. Es wird aber ein Obolus am Ende der Veranstaltung erwartet. «Sylphe ist Sängerin, Musicaldarstellerin und Schauspielerin. Sie ist auf allen Bühnen der Welt unterwegs, und heute hier.»
Im schwarzen Top, mit schwarzen Schuhen und in schwarz-goldenem Jupe schreitet Sylphe durch die Publikumsreihen und betritt zusammen mit ihrem Pianisten die Bühne. Zu ihren Liedern erklärt sie jeweils die Entstehungsgeschichte. Es sind aus dem Leben gegriffene Alltagssituationen. Der Mann, der seine Mimi abholt oder die Verliebten, die Arm in Arm spazieren gehen.
Es fühlt sich an wie ein Melchstuhl, sagt Pianist Christian Müller über seinen dreibeinigen Drehhocker und greift sich ein bequemeres und stabileres Möbelstück.
Jetzt wird es dramatisch mit Jacques Brel und «Ne me quitte pas» aus dem Jahr 1959. Yves Montand und Gilbert Bécaud sind weitere grosse Sänger, die auf der Bühne geehrt werden. «Et maintenant» kennen alle. Sie singt von einem Mann und zählt alle seine vielen Nachteile auf – mais je l’aime. Das Publikum singt den Refrain und spendet am Schluss des Liedes lauten Applaus. Nach einer Umziehpause erscheint Sylphe wieder sehr elegant in schwarzer Hose, weissem Frack und Zylinder. Jetzt wird auf alte deutsch Lieder umgestellt. Mit «Ich hab noch einen Koffer in Berlin» von Marlene Dietrich und Zarah Leanders «Kann denn Liebe Sünde sein» gehts weiter.
Die Liedauswahl und die schöne, sympathische Stimme harmonieren ausgezeichnet und die Pianoklänge ergänzen perfekt.
Bei «Ein Herz ist zu verschenken» von Hildegard Knef sucht sie sich einen Mann aus dem Publikum. Sie wird aber nicht fündig. Entweder sind sie zu alt, zu jung oder tragen einen Ring!
Der Schlussapplaus war so gross, dass eine Zugabe gegeben wurde. Mit Michel Sardous «Salut» ist dann leider endgültig Schluss.