«Zeit, etwas zu machen»
Liestal Stedtli-Chöpf-Zeichner Max Braun unterstützt das Projekt «Stadthalle Liestal»
«Max Braun gehört wie das Törli zur Kantonshauptstadt», sagt Stefan Saladin von der IG Stadthalle Liestal. Der Vergleich passt: Das Stadttor gehört, als personifizierte Karikatur, zu den häufigsten Sujets des Zeichners. In seinen «Stedtli-Chöpf», die er seit 1999 wöchentlich gezeichnet und jährlich in Buchform veröffentlicht hat, taucht es immer wieder auf. Inzwischen nimmt es der 88-Jährige zwar ein bisschen ruhiger, doch für das Projekt Stadthalle hat er nochmals den Stift zur Hand genommen. Das Resultat sehen Sie im grossen Bild rechts. Stefan Saladin freut sich über die Unterstützung: «Seine Törli sind immer gut gelaunt und haben ein Schmunzeln im Gesicht, wie er selber auch. Manchmal ist dieses Schmunzeln etwas versteckt durch den weissen Bart», scherzt Saladin.
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich Max Braun für eine Stadthalle einsetzt. Er ist nämlich nicht nur Zeichner, sondern auch Fasnächtler, Kabarettist und Bühnenunterhalter – unvergesslich sind seine Auftritte im «Cabaret Rotstab», das er 25 Jahre lang mitprägte. Er kennt somit die Nöte der Auftretenden, der Techniker und der Veranstalter: «Ich finde es schlecht, dass wir in Liestal keine Säle haben, die technisch im Schuss sind», kritisiert er. Jetzt wäre es an der Zeit, etwas zu verändern, anstatt immer nur zu sagen, man sollte, aber es geht nicht.
Max Braun sieht es als Problem, wenn ein Unternehmen wie Raiffeisen in die Mehrzweckhalle von Lausen ausweichen müsse, wenn sie einen Anlass durchführen wolle. «Es wäre besser, sie könnten hier in Liestal bleiben, schliesslich ist es die Hauptstadt von Baselland», meint Max Braun.
Die Probleme sind nicht neu. Unzählige Male ist Max Braun im Liestaler Engel-Saal oder im KV-Saal aufgetreten, aber auch ausserhalb, sowohl in Dörfern als auch in Basel-Stadt, wo der Wahl-Liestaler aufwuchs. Überall traf er auf technische oder bauliche Unzulänglichkeiten: «Wenn man lange herumlaufen muss, bis man in einer Garderobe ist, ist das nicht gut», sagt er mit Blick auf den Engel-Saal. Dort hätten sich die «Stedtli-Singers» des Rotstab-Cabarets ein kleines Zimmer als Garderobe teilen müsse.
Was nicht heisst, dass sich Max Braun nicht zu helfen wusste. Schon in jungen Jahren war er in Veranstaltungslokalen unterwegs, unter anderem mit seinem Vater und seinem Onkel als «Trio Braun». Im Vergleich zu damaligen Verhältnissen sind heutige Säle geradezu luxuriös ausgestattet: So erinnert sich Max Braun an einen Auftritt als 15- oder 16-Jähriger im Basler Stadtcasino, wo er Zara Leander mimte und die Lippen zur Musik bewegte. Der Ton kam nicht etwa aus einer Soundanlage, sondern von einem Grammophon, das hinter einer Pflanze versteckt war. «Damals gab es nichts anderes», bemerkt Braun. Das Publikum sei trotzdem völlig aus dem Häuschen gewesen.
Der einfallsreiche Entertainer braucht auch gar nicht viel, um die Leute in seinen Bann zu ziehen. «Ich habe immer das Beste draus gemacht, es war lustig», erzählt Max Braun. Einmal habe er im roten Saal der Mustermesse das Max Ammann Trio ankündigen sollen, das hinter dem Vorhang noch mit Vorbereiten beschäftigt gewesen sei. Um Zeit herauszuschlagen, habe er den Unbeholfenen gespielt: «Söll i e Witz verzelle?» – «Jooo!», habe es aus dem Saal gedröhnt. Also habe er seinen Witz erzählt, dann einen zweiten, und das Publikum habe immer mehr verlangt. Währenddessen sei das Ammann Trio aber parat gewesen und der Vorhang sei immer weiter nach vorne gedrückt worden, um ihn von der Bühne zu drängen – was das Publikum natürlich mitbekommen habe. «Ich stellte mich auf die Zehenspitzen an den Bühnenrand, die Leute waren begeistert», erinnert er sich an diese Episode zurück.
Seine geringe Körpergrösse sei ihm oft zu Gute gekommen, stellt Max Braun fest. Oft sei er erfolgreich gewesen, wenn er mit einer besonders grossen Person aufgetreten sei. Sowohl im Berufsleben – Braun arbeitete bei der Ciba – als auch im Militär machte er mit Humor wett, was ihm an Körpergrösse fehlte. Ein Beispiel: Als ihm ein potenzieller Kunde Bescheid gab, er habe als Offertsteller «eine Zwei auf dem Rücken», trat Braun beim nächsten Besuch rückwärts in dessen Büro ein. Die Begründung: «Damit Sie die Zwei auf meinem Rücken sehen!» Der Auftrag war ihm danach sicher. Mit Humor könne man viel erreichen, aber man müsse dann auch 100-prozentige Arbeit liefern, betont Braun.
Auch im Militär habe er als Vorgesetzter alles «auf die lustige Art» gemacht. Beispielsweise habe er als Auflockerung nach Handzeichen exerzieren lassen und damit einen ahnungslosen Offizier beeindruckt.
Apropos Militär: In Liestal gibt es ja eine Militärhalle, die manchmal auch für kulturelle oder politische Anlässe genutzt wird. Doch Max Braun winkt ab: «Sie ist zu gross und der Ton ist nicht gut.» Für jemanden, der nicht gut höre, sei es anstrengend dort. Nein, eine Stadthalle müsse gemütlich sein und ein Ort, wo man gerne sei. «Gerade an solchen Orten trifft man Bekannte, und dann ist es wichtig, dass man einen richtigen Saal hat», findet Max Braun. Man sollte jetzt endlich etwas machen und nicht immer sagen, es fehle an Geld. Es gäbe sicher viele Leute, die ein solches Projekt unterstützen würden, auch Firmen, ist Max Braun überzeugt.
Weitere Infos zum Projekt Stadthalle: www.ig-stadthalle.ch