Wo früher das Metzgerbeil fiel

Ziefen Das Schlachthäuschen aus dem 18. Jahrhundert ist ein historisches Prunkstück 

Das historisch authentische Schlachthäuschen.Fotos: U. Fluri

Das historisch authentische Schlachthäuschen.Fotos: U. Fluri

An diesem Galgen wurden die toten Tiere aufgezogen.

An diesem Galgen wurden die toten Tiere aufgezogen.

«In der Genickgrube hinter den Hörnern setzte man einen zylinderförmigen, zehn Zentimeter hohen Gewichtsstein. Mit einem Eisenhammer schlug nun der Metzger so kräftig er konnte auf diesen Stein. Durch diesen Schlag wurden die Nerven der Wirbelsäule abgetrennt und das Tier sank bewusstlos zu Boden.»

So beschreibt eine Info-Tafel, wie vor rund 250 Jahren die Rinder geschlachtet wurden.

Stummer Zeitzeuge dieses damals martialischen Tuns ist das heute in der Nordwestschweiz noch einzige Schlachthäuschen dieser Art in Ziefen. Es hat im Dorfzentrum zweieinhalb Jahrhunderte überlebt. Im Inneren dieser «alti School» – so die historische Inschrift – befinden sich bis heute Reste einer offenen Feuerstelle, eine Bodenplatte mit Metallring zum Anbinden sowie eine Vorrichtung zum Aufziehen und Aufhängen der toten Tiere. Auch offene Bodenrinnen für die direkte Entsorgung der Schlachtabfälle in den Bach sind noch ersichtlich. Das an der Hauptstrasse direkt am Ufer der Hinteren Frenke stehende vier auf sechs Meter kleine Häuschen mit Satteldach wurde 1752 nach der Bewilligung des Waldenburger Landvogts von Hans Waldner, mit Dorfnamen s’Metzgerhanse, als Schlachthaus gebaut und hat eine bewegte Nutzungs- und Besitzergeschichte hinter sich.

Neu als Infohüsli mit Bibliothek

Der 1981 gegründete «Verein für Heimatpflege Ziefen», vor kurzem umbenannt in «Verein 4417», hat zum Ziel, die Dorfgeschichte ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken und sich für den Erhalt von historischen Bauten einzusetzen. Nach dieser Prämisse hat man nun auch die «alti School», die seit Jahren nur noch als unbedeutender Lagerraum diente, restauriert und diese Einrichtung aus längst vergangener Zeit zu neuem Nutzungszweck als Info-Hotspot überführt. Das ist der federführenden Projektgruppe mit Paul Spiess, Dominik Gaillard, Kathrin Stohler und weiteren Vorstandsmitgliedern zusammen mit Fachpersonen und den involvierten Handwerkern hervorragend gelungen. Mit einem Budget von 150000 Franken wurde der Innenraum umfassend saniert, die historisch wertvolle Substanz wie Holzwerk, Putz und Anstriche bleiben erhalten und so wird das alte Haus denn auch in seinem authentischen Zustand belassen. Zurück bleibt das ehemalige Schlachthaus jetzt als ein Kulturgut das der Bevölkerung als lebendig und attraktiv gestaltetes Infohüsli mit offener Bibliothek jeden Tag offen steht. Zusätzlich vermitteln Informationstafeln mit Texten und Bildern sowie QR-Codes zur Webseite umfassende Einblicke in die Geschichte und das Dorfleben von Ziefen.

«Es hat sich gelohnt», würdigte vielsagend der als Ziefen-Historiker hoch angesehene Paul Spiess anlässlich des Eröffnungs-Apéros die grossen Bemühungen um die «Alti School». Das hat denn auch der grosse Zulauf an der Eröffnungsfeier vom vergangenen Samstag bestätigt.

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