Wer nur kurz bleibt, soll sicher einen Parkplatz finden

Liestal Stadtrat Daniel Muri nimmt Stellung zur Petition gegen die Parktarife-Verordnung  

ObZ: Was ist der Hauptgedanke hinter dem Parkleitsystem und den neuen Tarifen?

Daniel Muri: Wir wollen erreichen, dass die eilige Kundschaft oberirdische Parkplätze zur Verfügung hat. Wiederholt mussten wir in den vergangenen Jahren feststellen, dass gerade auch Geschäftsinhabende und deren Mitarbeitende die Parkplätze den ganzen Tag belegen oder umstellten bzw. die Parkuhren nachstellten. Gerade im Fischmarkt stauen sich täglich Autos, was das Stedtli nicht gerade attraktiver macht. Das neue Regime soll sicherstellen, dass Kundinnen und Kunden den Parkplatz finden können, der ihrem Bedürfnis entspricht: Kurz: Eilige finden tatsächlich einen oberirdischen Parkplatz. Wer den Aufenthalt im Stedtli länger geniessen möchte, fährt in eines der vielen naheliegenden Parkhäuser. Gehdistanz in die Altstadt zwischen zwei bis acht Minuten.

Besteht nicht die Gefahr, dass Liestal zu einer «Schlafstadt» wird, weil die Kunden fernbleiben?

Wenn man unser Stedtli lediglich darauf reduzieren würde, dass nur dann die Besuchenden Leben in die Altstadt bringen, weil das Parkieren gratis ist, dann klingt das schon etwas müde. Dem ist aber nicht so. Liestal überzeugt durch die Vielfalt der Angebote, der zuvorkommenden Gastfreundschaft und den qualitativ hochstehenden Produkten und Dienstleistungen. Wer zudem vom täglichen kulturellen Angebot Gebrauch macht, kommt definitiv nicht zum Schlafen.

Einzelne Geschäfte haben Angst, dass sie schliessen müssen, wenn die neuen Tarife kommen. Wie ist diese Angst zu bewerten?

Die Herausforderung der Zukunft wird vermehrt der Umgang mit dem Onlineshopping sein. Dieser verlangt den einzelnen Geschäften sehr viel an Kreativität und innovativem Unternehmergeist ab. Daher werden wir ja gerade die Aufenthaltsqualität im Stadtkern steigern. Daher setzten wir mit der Rathausstrasse und der Allmendverordnung und den zahlreichen weiteren Massnahmen die Rahmenbedingungen so, dass man gemütlich flanieren kann, die Restaurants herausstuhlen können und dank der Märkte auch neues Publikum nach Liestal kommt.

Aufgrund einer Studie sind 200 Meter die längste Strecke, die Kunden akzeptieren, um zum Einkaufsort zu gelangen. Ist das ein Argument, das gegen die neuen Tarife spricht?

Das freut mich, dass Sie mich auf diese Studie ansprechen, denn Fakt ist eben auch, dass die in Liestal genannten zentrumsnahen Parkhäuser nicht mehr und weniger als 200 Meter vom Zentrum «Rathausstrasse» entfernt sind und somit den Kriterien der Studie vorbildlich standhalten.

Das Petitionskomitee sagt, vom Tertianum-Parking gelangt man nur mühsam in die Altstadt und wahrscheinlich würden die Kunden das langfristig nicht mitmachen. Hat der Stadtrat das in Erwägung gezogen oder ist er da «zu optimistisch»?

Meine persönliche Wahrnehmung: Es kommt schon noch darauf an, welchen Weg man einschlägt. Nachdem ich im Rebgarten parkiert habe, gehe ich auf dem roten und auf dem Boden aufgemalten 50 cm breiten Streifen entlang. Auf diesem steht fett «Ausgang Richtung Altstadt». Dann komme ich durch eine Türe und stehe vor einem Lift. Da gehe ich hinein und drücke «Ausgang». Der Lift befördert mich dann automatisch nach oben. Auch die Lift-Türe geht automatisch auf. Dann begebe ich mich zu einer zweiten Türe, öffne sie von Hand, gehe da durch und nach fünf Meter Fussmarsch stehe ich auf der Rathausstrasse. Sehe ich das jetzt zu optimistisch?

Ist bekannt, wie viele Langzeitparkierer es gibt?

Nein, aber es ist seit Jahren bekannt, dass es sie gibt.

Ist die Zeitbeschränkung wirklich das beste Mittel dagegen oder wäre es nicht mit Kontrollen machbar?

Die Petition unterschlägt hier, dass es sich lediglich um rund 90 von 1000 Parkplätzen in der unmittelbaren Nähe der Rathausstrasse handelt. Das heisst im Fischmarkt, der Mühlegasse, dem Zeughausplatz, der Kanonengasse und beim Rumpel wird die Parkzeit auf eine Stunde beschränkt. Und nur dort! Erst wer die volle Stunde ausnutzt, zahlt vier Franken. Idee ist aber, dass diese Parkplätze für eilige Kundschaft reserviert ist. Das heisst, dass man innerhalb von 30 Minuten wieder weg ist, damit die nächsten Kundinnen und Kunden einen Parkplatz finden. Die erste halbe Stunde kostet dann übrigens nur 1.50 Franken. Mit App kann man sogar auf die Minute abrechnen.Interview: Marc Schaffner

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