Warten kann sehr vieldeutig sein
Liestal Auch in diesem Jahr hat die «Regionale» in der Kunsthalle Palazzo ihren angestammten Platz
Kaum aufgeatmet und froh über das bisschen Normalität, dräut bereits der nächste Covid-Albtraum. Nichtsdestotrotz wird die Kunstausstellung Regionale im Palazzo Liestal durchgeführt. Die Ausstellung «Im Wartesaal der Zeit» kuratiert Michael Babics. In einen Wartesaal wird etwas hineingegeben, das wartet, bis seine Zeit kommt. Manchmal muss etwas noch reifen und manchmal ist die Zeit noch nicht reif.
Wo die ausgewählten Kunstwerke stehen, kann im Palazzo selbst entdeckt werden.
Nichts ist so schwer, wie die Auswahl eines weitgefächerten Kunstschaffens. Auswahl bedeutet auch immer Weglassen. Die gezeigten Arbeiten stammen von verschiedensten Kunstrichtungen, Altersgruppen und Ethnien. Alle aber haben einen engen Bezug zur Region um Basel.
Im ersten Raum, der immer mehr zum eigentlichen Ausstellungsraum geworden ist, fallen die Werke von Elana Gutmann auf. Da flirren und schwimmen Farbpigmente auf unscharfen Hintergründen, halten fest und bleiben trotzdem im Ungefähren. Es sind Werke, die zum Verweilen auffordern. Eine weitere Richtung repräsentiert «Young Girl I Did Love You Once» von Dorota Gaweda und Eglé Kulbokaité. Es ist ein in die Wand gerammter Stahlstift, aus dessen Wandloch ein Parfüm gelaufen ist, das von einer früheren Performance stammt. Man ist gezwungen, an der Wand zu riechen, und dabei tut sich eine weite Imaginationswelt auf.
Im kleinen Räumchen schläft in sich zusammen gesunken ein Stuhl, «La dormeuse» von Elie Buisson. Wird er nach dem Schlaf wieder seinen Zweck erfüllen? Der lange schmale Raum enthält Kunst von mehreren Kunstschaffenden. Mir aufgefallen sind die Bleistiftzeichnungen von Verena Thürkauf mit dem Titel «Über das Verfliessen von Sprache». Als Vorlage diente auf Papier fliessende Farbe, die akribisch in Bleistift übertragen wurde. Auch hier sieht man Formen (Buchstaben) in ständiger Veränderung, also im Fluss.
Der grosse Raum beherbergt unübersehbar eine Plastik von Andreas Schneider. Es handelt sich um eine Baumskulptur ganz aus dem Holz eines Kiribaums. Dieser wurde zersägt und als Kunstbaum, zusammen mit einer Lichtinstallation wieder aufgebaut. Karin Salathé und Kathrin Siegrist füllen einen eigenen Raum aus und hinterlassen mit «Edition Butter T6023» Spuren an den Wänden und im Raum. Dabei wird fast alles, was bei der Entstehung der Installation wichtig war, wie zum Beispiel ein Overall, miteinbezogen.
Wie immer musste auch der Berichterstatter auswählen, doch wer sich alles anschauen und bestaunen will, kann dies bis zum 9.Januar 2022 im Palazzo tun.
Kunsthalle Palazzo, Regionale 21 – Im Wartesaal der Zeit, Mi bis Fr, 14 bis 18 Uhr, Sa bis So, 13 bis 17 Uhr. Für den Besuch ist ein Covid-Zertifikat notwendig.