Vielfalt der Kulturszenen schnuppern

Kulturnacht Der neue «Lichtblicke»-Leiter Joel Sames will die Identität von Liestal als Kulturstadt stärken  

Wenn er improvisieren muss, fühlt er sich lebendig: Joel Sames, Fotograf, Filmemacher und Event-Organisator.Foto: M. Schaffner
Wenn er improvisieren muss, fühlt er sich lebendig: Joel Sames, Fotograf, Filmemacher und Event-Organisator.Foto: M. Schaffner

«Go with the flow», gehe mit dem Fluss, könnte ein Lebensmotto von Joel Sames lauten. Als selbstständiger Fotograf und Filmemacher ist er viel unterwegs, momentan begleitet er beispielsweise den künftigen Nationalratspräsidenten Eric Nussbaumer filmisch, daneben organisiert er Festivals, ist in der elektronischen Clubszene aktiv, engagiert sich im Kulturraum «Hilmig» im Liestaler Ziegelhofareal und nimmt sich auch mal eine mehrmonatige berufliche Auszeit, wenn ihn seine soziale Ader packt, um in Frankreich humanitäre Hilfe für geflüchtete Menschen zu leisten.

«Ich habe viele Freiheiten», ist sich Joel Sames bewusst: «Wenn ich morgen aufbrechen will, hält mich nichts zurück.» Trotzdem hat er zugesagt, als ihn Michael Giertz für ein längerfristiges Engagement anfragte. Der bisherige Leiter der Kulturnacht «Lichtblicke» wollte sein Amt abgeben und sah in ihm einen geeigneten Nachfolger. «Wenn das Leben etwas an mich heranspült, akzeptiere ich es», meint er schulterzuckend im Gespräch mit der ObZ. Mit dieser Einstellung sei er bisher immer erfolgreich gewesen. Ausserdem passe es momentan gerade und die Arbeit mache Spass. «Und Michi begleitet mich sehr gut», schiebt er nach. Ohne diese Unterstützung wäre es schon eine ziemlich grosse Herausforderung.

Ein Tag der offenen Tür der Veranstalter/-innen

Die Motivation, die «Lichtblicke» zu übernehmen, kommt auch daher, dass Joel Sames in Liestal aufgewachsen ist und miterlebt hat, wie sich die Stadt in den letzten Jahren kulturell gewandelt hat. Früher habe man oft das Gefühl gehabt, dass überhaupt nichts laufe, doch mittlerweile biete Liestal eine Fülle an kulturellen Angeboten: «Durch die neuen Orte rund um das Ziegelhofareal sind nun auch noch viele alternative Angebote dazugekommen.» Auch die Kulturnacht «Lichtblicke» habe sicher einen grossen Beitrag zur Identität als Kulturstadt beigetragen. «Es freut mich, auf diese Weise Teil dieser Entwicklung zu sein», hält Joel Sames fest.

«Was willst du ändern?» ist eine Frage, die er in letzter Zeit öfter zu hören bekommt. Darauf antwortet er, dass er erst mal schauen wolle, «wie der Laden läuft, und dann ein Fazit ziehen». Schliesslich habe er vor, diese Aufgabe mindestens für ein paar Jahre zu übernehmen. Vorerst will er auf den bestehenden Stärken aufbauen. Was ihm an der Kulturnacht besonders gefällt: «Sie ist wie ein Tag der offenen Tür der Veranstalterinnen und Veranstalter.» Das sei sehr wertvoll, vor allem die Diversität, die das beinhalte. Und die Möglichkeit, auf unverbindliche Art in etwas hineinzuschnuppern, das man noch nicht kenne. «Ich lande vielleicht in einer Lesung von einem Poeten, zu dem ich gar keinen Zugang hatte, aber merke am Schluss, es hat mich berührt», schildert Joel Sames ein typisches «Lichtblicke»-Erlebnis. Von einer «Qualitätssicherung» – die im veranstaltenden Verein Liestal Kultur auch schon diskutiert worden ist – nimmt Joel Sames Abstand. Es müsse nicht alles auf Hochglanz poliert und durch die Leitung orchestriert sein. Vielmehr gehe es darum, «eine Plattform für alle, die Kultur nach aussen tragen und sie im Herzen tragen» zu sein. Ihm selber müsse nicht alles zusagen, und er müsse auch nicht alles ganz verstehen, trotzdem freue er sich über jede kulturelle Nische oder Subkultur, die von ihren Anhängerinnen und Anhängern zelebriert werde und ihnen etwas gebe.

Auch dem Vorschlag, bekannte Acts nach Liestal zu holen, um die Anziehungskraft der Kulturnacht zu erhöhen, kann Joel Sames nicht viel abgewinnen. Das würde allen anderen die Show stehlen. Es wäre auch problematisch, eine Hauptbühne mitten im Stedtli aufzustellen, weil das zu einem Ungleichgewicht führen würde und zur Frage, wer dann dort auftreten dürfe.

Gedanken, was verbessert werden könnte, macht sich Joel trotzdem. Etwa, wie der Verkauf der Eintrittsbändel für die Veranstalter logistisch einfacher gehandhabt werden könnte. Oder wie die Attraktivität der Aussenstandorte, die sich nicht im Stedtli befinden und manchmal etwas schlechter besucht werden, erhöht werden kann.

Kulturnacht am Samstag, 25. November

So oder so hat Joel Sames im Vorfeld – und dann an der «Feuerprobe» am 25. November – alle Hände voll zu tun. Aber genau dann ist er in seinem Element. Ob in einer improvisierten Küche für Geflüchtete oder auf der Suche nach dem richtigen Hintergrund im Foto­studio: «Wenn ich improvisieren muss, fühle ich mich lebendig!»

lichtblicke-liestal.ch

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