Tausend Narben und Steine im Bauch
Liestal Selina Vögtlin und Robin Rehmann im Gespräch in der Kantonsbibliothek
Es ging unter die Haut, wie die beiden Podiumsteilnehmer offen und ehrlich über ihre Krankheiten erzählten und einander auch Fragen stellten. Die Moderatorin Christine Salkeld, Psychologin und Leiterin der Fachstelle Prävention der Psychiatrie Baselland, stellte die beiden gut ausgewählten jungen Menschen vor als Gäste der Veranstaltungsreihe «Psychische Gesundheit», die in Zusammenarbeit mit der Kantonsbibliothek stattfinden.
Passte gut, denn die Erstautoren hatten ein Buch mitgebracht, in dem sie über ihre Krankheit geschrieben haben und wie sie damit umgehen. Aber auch mündlich kam zum Ausdruck, wie oft und geübt sie sich schon darüber geäussert hatten, um ihrem Umfeld und anderen in dieser Beziehung unwissenden Menschen verständlich zu machen, was ihre Krankheiten sind, bedeuten und was für Folgen diese haben für sie. Obwohl man ihnen ihre Leiden äusserlich nicht ansieht, besetzen und bestimmen sie ihr Leben, weil sie chronisch und nicht heilbar sind. Selinas Essstörung, Suizidversuche und Selbstverwundungen (ihr Buch «1000 Narben»), mit denen sie lebt und gegen die sie kämpft, seit sie 14 ist.
Eine psychische Erkrankung, die oft in psychiatrischen Kliniken behandelt wird. Ihre positiven Erfahrungen und Erlebnisse dort, die sie schilderte, sollen anderen Betroffenen helfen, die Vorurteile davor abzulegen und sich frühzeitig helfen zu lassen. Aufklärung in Schulen würde vielleicht helfen, dass pubertierende Mädchen gar nicht damit anfangen?
Robin Rehmanns Beruf als Moderator bei TV und Radio Virus war erkennbar an seiner Mühelosigkeit, sich zu äussern und sehr anschaulich und schonungslos seinen Umgang mit der Autoimmunkrankheit Colitis ulcerosa zu beschreiben. In seinem Buch «Steine im Bauch» schildert er seinen Weg von einem Leben nach der Schockdiagnose zwischen Sofa, Toilette und Bett, hin zu Hoffnung, Wünschen und Zukunftsplänen. Beide betonten, dass gute Ratschläge und Tipps eher schlecht ankommen mit dem Trost, dass es damit sicher besser werde. Dafür eher: «Es tut mir weh und leid, dass du etwas so Schlimmes erleben musst!» Sie mitfühlend in den Arm zu nehmen. Es ist ihnen wichtig und hilfreich darüber zu sprechen und damit Tabus zu brechen, auch damit Gleichbetroffene sich finden und austauschen können. Das Publikum war berührt und beeindruckt von dieser reifen Leistung der beiden jungen Menschen, die trotz des stetigen Leidens auch Freude finden in ihrem Leben.
Die Veranstaltungsreihe Psychische Gesundheit in Zusammenarbeit mit der Kantonsbibliothek Baselland im Rahmen der nationalen Kampagne «Wie geht’s dir?» wird weitergehen!