Sorgfältige Quartierplanung
Liestal Das Lüdin-Areal kommt in die Mitwirkungs- und Quartierplan-Phase
Für die Investoren ist es ein «Filetstück», für den Stadtpräsidenten gar das «Herzstück»: das Lüdin-Areal zwischen der Liestaler Altstadt und dem Bahnhofquartier. Und wer am offenen Herzen operiert, muss das mit «chirurgischer Präzision» und äusserster Sorgfalt tun. Die Eigentümerin, die Credit Suisse, hat deshalb eine Extrarunde eingelegt und das Neugestaltungsprojekt noch einmal gründlich durchleuchtet und überarbeitet. Von den Gebäudehöhen über die Durchwegung bis zur eventuellen Koordination des Bauverkehrs mit anderen laufenden Grossprojekten – alles ist bis ins Detail durchdacht. «Im eigenen Interesse», wie Gerhard Läuchli, First Site Invest AG, vergangene Woche an einer Medienkonferenz betonte.
Grundsätzlich hat sich nicht allzu viel geändert gegenüber dem Wettbewerbsprojekt, das vor einem Jahr vorgestellt wurde. (Die ObZ berichtete.) Die kommunale Vorprüfung des Quartierplans ist erfolgt, nun läuft die öffentliche Mitwirkung bis Ende Januar.
Entstehen soll ein lebendiges Vorstadtquartier, das zu Fuss quer und längs auf mehreren Wegen durchschritten werden kann und damit ein Verbindungselement zwischen Bahnhof und Stedtli darstellt. Das bauhistorisch wertvolle «Lüdin-Gebäude», in dem sich übrigens die ObZ und die «bz» befinden, bleibt stehen (oben im Bild rechts vom gelben Baum), der Rest des 6000 Quadratmeter grossen Areals wird neu überbaut. Von oben nach unten ziehen sich drei Häuserzeilen, die sich in die Umgebung einpassen und die Höhen der umliegenden Häuser aufnehmen. Im Innern ergeben sich Hofsituationen, die zum Teil begrünt werden, zudem soll ein Café mit Aussensitzplätzen das Areal beleben. Die Arkaden des Lüdin-Gebäudes werden vom Neubau weitergeführt und verbessern so die heute eher prekäre Fussgänger/-innensituation zur Kantonalbank-Kreuzung hin.
Insgesamt sollen 134 Mietwohnungen entstehen, davon über die Hälfte 2½-Zimmer-Wohnungen, der Rest 1½-, 3- und 4½-Zimmer-Wohnungen. Der jährliche Mietpreis pro Quadratmeter beträgt 250 Franken, eine 2½ -Zimmer-Wohnung à 60 Quadratmeter würde somit 1250 Franken im Monat kosten. Attraktiv ist die Blickverbindung zur Altstadt, deshalb auch der Name «Altstadtblick», auch für die hinteren Wohnungen an der Bahnhofstrasse. Die vorderste Häuserzeile, zur heutigen «Allee» beziehungsweise zum künftigen Park «Am Orisbach» orientiert, enthält hohe Studios, die als Wohnung oder Atelier genutzt werden können. (Siehe unteres Bild.) Ferner sind 410 Quadratmeter Dienstleistungsflächen vorgesehen.
Eine Tiefgarage bietet 190 Parkplätze, wovon die Stadt Liestal als Option 80 beanspruchen kann. Damit könnten die in der heutigen «Allee» wegfallenden Parkplätze kompensiert werden. Die Zufahrt zum Parkhaus ist sehr direkt und komfortabel gestaltet, sodass Parkplatzsuchende nicht mehr wie heute auf engem Raum herumkurven müssen.
Bezug Ende 2025
Für die weitere Planung bis zur Baubewilligung wird jetzt nochmals ein Jahr benötigt. Bis Ende 2022 sollen Stadtrat und Einwohnerrat den Entscheid zum Quartierplanverfahren fällen, sodass Mitte 2023 der Regierungsratsbeschluss zum Quartierplan vorliegen könnte. Der Baustart ist auf Ende 2023 geplant, der Bezug der Wohnungen und Geschäftsflächen Ende 2025. Die Gesamtkosten betragen 76 Millionen Franken.
Stadtpräsident Daniel Spinnler erwähnte an der Medienkonferenz, dass in Liestal in den letzten fünf Jahren 900 Wohnungen erstellt wurden und weitere 900 geplant sind. Im September sei die 15000. Einwohnerin begrüsst worden: «Das zeigt, dass Liestal attraktiv ist.» Die Stadt stelle aber auch Qualitätsanforderungen an die Investoren und Bauherren, die nach Liestal kommen wollen, bemerkte Spinnler. Die Quartierplanung Lüdin erfülle diese vorbildlich: «Wir sind überzeugt, wenn das so weitergeführt wird, wird es das Leben in der Stadt aufwerten.» Er gehe davon aus, dass es wenig Widerstand geben werde, denn die Hausaufgaben seien gemacht und die wichtigsten Punkte aufgenommen worden.