Schrecken des Urkrainekriegs live erlebt

Kantonsbibliothek SRF-Journalistin Luzia Tschirky in Liestal

Mit Fotos aus ihrem bald erscheinenden Buch schilderte Luzia Tschirky mit viel Emotion ihre Erlebnisse in der Ukraine. Im Bild zeigt ihr Kameramann die Schäden von Einschüssen in seiner nun unbewohnbaren Wohnung.Foto: U. Handschin

«Korri zu sein, war mein Herz und meine Seele.» So äusserte sich Luzia Tschirky kürzlich in einer Reportage in der Schweizer Illustrierten. Diesen Eindruck machte die feingliedrige Referentin auch auf das in Scharen herbeigeströmte Publikum in der ausverkauften Veranstaltung der Kantonsbibliothek Liestal. Leider hatte sie ihr Buch noch nicht dabei, in dem sie ihre Erlebnisse in Russland, Belarus und Ukraine verarbeitet. Aber es wird in Kürze erscheinen im Echtzeit Verlag. Dabei hatte sie aber ein geheimnisvolles Köfferchen, in dem ihr Hündchen Bluma sich mucksmäuschenstill verhielt und das sie oft auch in der Ukraine mit sich führte. Das Tierchen öffnete die Herzen der kriegstraumatisierten Menschen, indem sie mal über etwas anderes sprechen konnten als über die traumatisierenden Schrecken.

Die mehrfach für ihre journalistische Arbeit geehrte Berichterstatterin erzählte zuerst anhand von Bildern aus ihrem Buch über ihre Erlebnisse in der Ukraine, wo sie in Kiew am 24. Februar 2022 vom Angriffskrieg der Russen überrascht wurde. Geweckt durch Explosionen neun Kilometer vor Kiew und in einem Telefon mit ihrem begleitenden Kameramann stellte sie erschrocken fest: «Das wars, unser Leben wird nie mehr das Gleiche sein»!

In der folgenden Zeit waren ihre bekannten Reportagen draussen inmitten des Kriegsgeschehen für das Schweizer Fernsehen zu sehen, für die sie viel Bewunderung erntete für ihre fundierte und mitfühlende Berichterstattung. Eigentlich war sie aus ihrem Daheim in Moskau, wo sie als Russland-Korrespondentin mit ihrem deutsch-russischen Mann Pavel wohnte, nur zu einem Kurzaufenthalt in die Ukraine aufgebrochen. Mit ihren guten Sprach-kenntnissen und ihrer Empathie war es ihr möglich, im Gegensatz zu vielen Journalisten aus dem Ausland, mit der betroffenen Bevölkerung an der Front und in den bombardierten Dörfern und Städten zu sprechen. Erlebte mit, wie die Überlebenden flüchteten und viele von ihnen auf der Flucht umkamen. Ethik im Journalismus und Respekt vor den Menschen sind ihr dabei wichtiger als Sensationsbilder.

Im Kontakt mit ihren ukrainischen Freunden sieht sie deren Ängste vor den tödlichen Angriffen, der nicht planbaren Zukunft und Furcht der jungen Männer, ihrer Familien und Freundinnen ihres Alters, die nächstens zur Armee eingezogen werden könnten und die Anzahl der bis jetzt offiziell 31 000 Gefallenen vermehren müssten.

Befragt im anschliessenden Gespräch von Moderator Cedric Lutz nach ihrem Umgang mit diesen traumatischen Anblicken und Erfahrungen, äusserte sie, dass der jeweilige Heimaturlaub nach drei Wochen ihr wieder die nötige Distanz gegeben habe. Die gebannt Zuhörenden waren fasziniert vom Tschirkys überströmenden Redefluss ihrer Eindrücke, Erlebnisse und Einschätzungen der Zukunft und hätten noch viele Fragen gehabt zu diesem schrecklichen Krieg, der alle bewegt. Aus der Schweiz, in der die 33-Jährige jetzt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter lebt, reiste sie im September nochmals in die Ukraine, um Freunde und Bekannte zu treffen und über deren jetziges Leben etwas zu erfahren, was ihr sichtbar nahe geht.

Es war ein tief beeindruckender Abend mit Luzia Tschirky, dieser mutigen, engagierten und bewundernswürdigen Frau!

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