Musikalische Offenbarung

Baselbieter Konzerte CHAARTS und Ensemble Corund mit Solisten in der Stadtkirche Liestal 

Stephen Smith dirigiert das Requiem mit den CHAARTS und dem von vier Solisten verstärkten Ensemble Corund.Foto:T.Brunnschweiler
Stephen Smith dirigiert das Requiem mit den CHAARTS und dem von vier Solisten verstärkten Ensemble Corund.Foto:T.Brunnschweiler

Am Sonntag, 26. Oktober, musizierten im Rahmen der Baselbieter Konzerte in der Stadtkirche das Ensemble Corund mit Solisten und den CHAARTS unter Leitung von Stephen Smith. Von Vreni Schäfer wurde darauf hingewiesen, dass Andreas Fleck, der musikalische Leiter der Baselbieter Konzerte, in Lindau den Europäischen Kulturpreis 2021 in der Kategorie Musik in Empfang nehmen konnte. Die Chamber Artists starteten mit Mozarts Adagio und Fuge in c-Moll KV 546. Zupackender als in manchen Quartettaufnahmen nahm das Ensemble den dramatischen Einstieg des kühnen Adagios mit seinen punktierten Rhythmen und leidenschaftlichen Gebärden. Die Fuge mit extremer Chromatik ist im Werk Mozarts einzigartig. Das Stück weist im Gestus schon auf Beethoven hin. Es wurde mit brillantem Gesamtklang lebendig und mitreissend interpretiert.

In Samuel Barbers Agnus Dei für Chor und Orchester überzeugte das Ensemble Corund, verstärkt durch die Solisten, mit einem voluminösen und differenzierten Klang. Das Agnus Dei basiert auf Barbers berühmten «Adagio for Strings», das immer wieder bei Beerdigungen von berühmten Persönlichkeiten zu hören ist.

Die Fassung für Chor bringt stärker die Spiritualität des Werks zum Vorschein, wobei es Ähnlichkeiten mit Palestrina gibt. Die Stärke dieses ergreifenden Werks liegt in der Sparsamkeit der Mittel. Die CHAARTS und das Gesangsensemble interpretierten das Werk in vorbildlicher Weise, das Publikum umfangend, tröstend und mit Gänsehaut-momenten. Bei Herbert Howells’ Requiem für Chor a cappella stellte sich das Gesangsensemble hinten im Chor auf, was einen intimeren und geheimnisvolleren Klang ergab. Die Solostimmen tauchten immer wieder aus dem Chorklang auf, um sich sogleich wieder einzugliedern. Dieses Requiem ohne Begleitung ist extrem schwierig zu singen, weil sich die Noten oft reiben. Die Sängerinnen und Sänger überzeugten mit einem elastischen Klang, Intonationssicherheit und klarer Aussprache.

Grossartiges, aufwühlendes Requiem

Das Requiem von Wolfgang Amadé Mozart wurde mit einem «Remade» von Süssmayrs Fassung durch Pierre Henri Dutron aufgeführt. Bereits das Kyrie war stimmgewaltig, registermässig gut ausbalanciert und spannungsvoll vorwärtsdrängend. Die Schrecken des Jüngsten Tages wurden wohl nie besser vertont als in Mozarts «Dies irae». Dirigent Stephen Smith hatte sowohl Chor wie Orchester meisterhaft im Griff. Die formidablen Chamber Artists schufen mit ihrer flexiblen, elastischen und differen-zierten Begleitung die idealen Bedingungen für den Chor und die Solisten. Anne Montandon (Sopran), Cassandre Stornetta (Alt), Zacharie Fogal (Tenor) sowie Thomas Trolldenier (Bass) passten stimmlich vorzüglich zueinander und wussten auch in ihren solistischen Partien zu überzeugen.

So wie «Die Zauberflöte» ein Initiationsgeschehen ist, ist das Requiem ein kathartisches Erlebnis, ein Werk, dass uns vor Verzweiflung und Todesangst heilen kann. Das empfand auch das Publikum so. Standing Ovations.

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