Künstlerinnen in Resonanz
Liestal Gruppen-Ausstellung von Schülerinnen von Simone Berger im Hanroareal
13 Schülerinnen der Liestaler Künstlerin Simone Berger stellen zurzeit im Hanroareal aus. Eine Meisterklasse sozusagen – nur, dass sich Simone Berger nicht als «Meisterin» sieht und schon gar nicht als Autorität oder Guru. «Sie ist Mentorin, Ermöglicherin, Motivatorin, Freundin, Kollegin; diejenige, die es ermöglicht, dass wir zusammenkommen», brachte es Susan Baloh an der Vernissage der Gruppenausstellung auf den Punkt. Die Kunsthistorikerin schlug die Bezeichnung «eine freie Malklasse» vor: ein Kollektiv, das sich seit 15 bis 20 Jahren trifft. «15 bis 20 Jahre, das ist fast eine Generation, die wir hier zusammen verbringen, mit Simone Berger als starke Kontinuität», stellte Susan Baloh fest.
Die Frauen besuchen zum Teil die wöchentlichen Abendkurse, zum Teil die sporadischen Workshops. Sehr beliebt ist die alljährliche Sommer-Malwoche. Die Schülerinnen sind altersmässig gemischt und einige kommen sogar aus Frankreich oder Deutschland. Simone Berger, die seit rund 25 Jahren an der Schule für Gestaltung in Basel unterrichtet, bietet ihre eigenen Kurse etwa seit 2005 in der «Künstlerinnen-Wirkstatt» im Hanroareal an.
Mit der aktuellen Gruppenausstellung möchte Simone Berger eine Wertschätzung gegenüber ihren Schülerinnen ausdrücken. «Wir sind als Künstlerinnengruppe zusammengewachsen und es ist gegenseitig ein grosses Vertrauen da», sagte sie an der Vernissage. «Diese Treue, dieser Weg, den wir zusammen machen, ist aussergewöhnlich.»
13 Positionen
Einige Schülerinnen haben ihr Atelier wie Simone Berger in der Hanro oder bewahren ihre Arbeiten dort auf, damit sie nicht immer alles hin und her transportieren müssen. Die Gruppenausstellung mit den 13 Positionen erstreckt sich deshalb über einen langen Gang und mehrere Räume, was gut zu der Vielseitigkeit des Künstlerinnenkollektivs passt. Unter anderem gewährt Erika Menzinger, die ihr Atelier zur gleichen Zeit wie Simone Berger im Hanroareal eröffnet hatte, einen Einblick in ihre Arbeitswelt (siehe Foto unten).
Auf den ersten Blick erinnert vieles an den Stil und die Techniken von Simone Berger: Malerei, Siebdruck, Transfertechnik, Collagen, der mutige Einsatz von kontrastierenden Farben, Anlehnung an Pop-Art, Motive aus der Natur oder Architektur. Aber das ist eher ein verbindender Gesamteindruck, der sich durch die Ausstellung zieht. Oder, in den Worten von Susan Baloh, ein «Resonanzraum», der sich öffnet, «Gegensätze, die austariert werden.» Die 13 Positionen stehen trotz Gemeinsamkeiten für sich und weisen eine grosse Bandbreite auf: laut, leise, naturalistisch, abstrahiert, mit einer emotionalen oder intellektuellen Herangehensweise, mit einer Pinselsprache, die unterschiedlich benutzt wird, wie Susan Baloh ausführte.
Simone Berger versucht es zu vermeiden, dass die Kursteilnehmerinnen ihre Mentorin kopieren. Vielmehr wolle sie sie begleiten, herausfinden, wo sie hinwollten, und ihnen mitgeben, was sie bräuchten, um über sich herauszuwachsen, sagt sie zur ObZ. Sie wolle ihnen Mut machen und Selbstvertrauen geben. «Ich sage immer, die Leinwand beisst nicht zurück», meint sie lachend.
Die Technik ist die nötige Grundlage, nicht mehr und nicht weniger. Simone Berger vergleicht es mit dem Kochen: wissen, wann es ein bisschen Salz und Pfeffer braucht, oder beim Malen: welche Farben gegenübergestellt werden können, damit «Elektrizität» entsteht. Das Wichtigere sei aber der Weg, der oft zu spannenden Resultaten führe: «Du erahnst etwas, aber musst einen Umweg machen, damit du hintenrum zum Ziel kommst.»
Bis Sonntag, 25. September