Kriminologie und Kriminalfilm

Krimi-Reihe Liestal Strafrichter und Staatsanwalt erzählen  

Moderator Stefan Hess mit Andreas Schröder und Philippe von Planta (v.l.). Foto: B. Eglin
Moderator Stefan Hess mit Andreas Schröder und Philippe von Planta (v.l.). Foto: B. Eglin

In der Liestaler Krimi-Reihe erzählten Strafrichter Andreas Schröder und Staatsanwalt Philippe von Planta aus ihrem Arbeitsalltag. Ihre Arbeit ist ähnlich spannend und abwechslungsreich wie eine Krimiserie. Es gibt aber einen grossen Unterschied: Die Aufklärung der Fälle ist komplizierter und sie kann Wochen und Monate dauern.

«Jungen Leuten kann man eher noch eine Lebensweisheit mit auf den Weg geben. Bei älteren Personen oder Kriminaltouristen ist das nicht möglich», erklärte Strafgerichtspräsident Schröder. Unsere Richter erhalten vom Staatsanwalt ein komplettes Dossier mit Strafanträgen. Im Gegensatz zum TV können nur Angeklagte verurteilt werden, aber keine aus dem Publikum.

«Ich schaue selten Polizeiserien, weil ich das schon den ganzen Tag habe», sagte Staatsanwalt Philippe von Planta. Seine Hauptaufgabe ist das Zusammentragen von Dossiers. Verfolgungsjagden gibt es für ihn nicht. Beide Juristen lesen keine Kriminalromane, eher wie zur Jugendzeit griechische Sagen.

Verständnis für Angeklagte

Wichtig für Schröder ist der respektvolle Umgang mit den Angeklagten. Man darf auch Verständnis für eine Situation zeigen. Dieses oder auch Gefühle dürfen aber bei der Beurteilung keine Rolle spielen. Es gelingt ihm gut, am Abend abzuschalten. Als erstinstanzlicher Richter hat er den Vorteil, dass sein Urteil von der nächsthöheren Instanz noch korrigiert werden kann. Bedroht wurde er noch nie. «Das ist eher beim Staatsanwalt der Fall, denn er bringt sie schliesslich vor Gericht!»

Cybercrime

Seit 2020 ist von Planta Leiter der Baselbieter Cybercrime-Abteilung. Als Computerfreak seit frühster Kindheit war er prädestiniert für diese Aufgabe. Bis Ende 2023 wird auf 23 Personen aufgestockt. Ihre Aufgabe ist nicht, abzuwarten. Sie gehen auch auf die Suche nach Delikten. Im digitalen Bereich geht es gleich zu wie auf der Strasse: Wichtig ist zuerst das Beobachten.

Die Strafzumessung ist schwierig. Sie muss begründet werden und durch die nächste Instanz nachvollziehbar sein. Da das Strafrecht nur einen beschränkten Teil eines Falles lösen kann, versucht Schröder, wenn möglich zu schlichten. Auch gibt es Fälle, für die das Gesetz zu hohe Strafen verlangt. «Das Strafrecht ist reaktiv und kommt ganz zum Schluss als Hammer des Gesetzes», sagt Schröder. Wichtig sind für ihn deshalb Prävention, Aufklärung, Familie, und Bildung.

Verletzliche Gesellschaft

Cyberexperte von Planta rät, kritisch zu sein und regelmässig Updates zu machen. Gut gemachte Internetangebote werden schneller akzeptiert als solche in der realen Welt. Man darf sich auch nicht unter Zeitdruck setzen lassen. Bei Erpressungen soll man nicht bezahlen und die Polizei einschalten. «Das ist wie eine Geiselnahme, einfach digital. Eine Garantie bekommt man nie.» Erpressungsgeld investieren die Täter in bessere Infrastruktur und Personal. So werden sie immer professioneller. Sicherheitskopien von Daten müssen auf einem unabhängigen Datenträger – nicht im Netzwerk – gespeichert werden. Sonst werden sie bei einem Angriff ebenfalls verschlüsselt.

Von Planta möchte, dass Cybercrime ein Offizialdelikt wird. Heute darf er nur auf Antrag agieren und die Firmen können «Attacken unter dem Deckel halten. Mit der ganzen Digitalisierung wird die Gesellschaft sehr verletzlich.» In der Schweiz ist die Sensibilisierung für Cybercrime noch zu gering und die Täterschaft muss wissen, dass sie bekämpft wird und sich der Ring immer enger zusammenzieht. «Es ist schwierig, Personal zu finden, da die Privatwirtschaft bessere Löhne zahlt. Wir brauchen Idealisten und die haben wir bei uns», sagt der Cyberexperte zum Abschluss.

www.krimi-liestal.ch

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