Klezmer ist Weltmusik

Liestal Im Rahmen des Hear&Now-Festivals trat das Duo Doyna in der Kulturscheune auf

Annette Maye (Bassklarinette) und Martin Schulte (Halbakustische Jazzgitarre).
Annette Maye (Bassklarinette) und Martin Schulte (Halbakustische Jazzgitarre).

Die Klarinettistin Annette Maye ist in Liestals Kulturscheune keine Unbekannte. Am Samstag war sie mit dem Gitarristen Martin Schulte als Duo Doyna am 3. Hear&Now-Festival auf der Bühne. Der Zusatzname des Duos heisst «Modern Klezmer» und dies gab das ganze Konzert hindurch den Ton an. Klezmer ist eine traditionelle jüdische Musik, die überall, wo sie gespielt wird, musikalische Einflüsse aufnimmt und einarbeitet. Es gibt Klezmer-Bands, die eindeutig einer «lokalen» Tradition angehören und es gibt Formationen, die sich von allen Musikstilen nähren. Das Duo Doyna nahm das Publikum mit auf eine Reise zu vielen Stilen und Einflüssen.

Grundsätzlich nehmen sich die beiden jüdische traditionelle Festmusik vor, um sie nach ihren Vorstellungen zu bearbeiten. Eröffnet wurde das Konzert mit Musik zum Sabbat «On Sabbath Day». Die Bassklarinette spielte in der Tiefe die traditionelle Melodie, die Jazzgitarre parallel dazu in der Höhe. Dann kreuzten sich die Melodien, die Klarinette gab den Ground und die Gitarre improvisierte ein Solo. Das Stück atmete abwechslungsweise im Bass und in der Gitarre. Man bewegte sich mit der Musik fort und kam dann wieder zur ursprünglichen Melodie zurück. Die Klarinettistin geht derart virtuos mit ihren beiden Klarinetten um, dass alles möglich war, ohne im rein Technischen hängen zu bleiben. Mal erzählte sie, dann lachte es aus dem Trichter, sie sprach, schimpfte, sang, jauchzte und weinte mit dem Instrument, begleitet durch einen feinfühligen Gitarristen, der sein Instrument aber nicht hintanstellen musste. Dies zeigte sich auch in den jazzigen Stücken, bei denen die Gitarre im Mittelpunkt stand.

Ganz undogmatisch bediente sich das Duo bei verschiedensten Traditionen. So führte die Reise mal ans Mittelmeer, ganz in der Sephardischen Tradition, oder es waren plötzlich Tangoelemente zu hören. Dann wieder wurde man auf den Balkan versetzt, von wo so manche Einflüsse der Musik der Fahrenden entstammte. Immer wieder war Hochzeitstanzmusik der Ostjuden, der Freilach, ein Ausgangspunkt. Auf Jiddisch sagt man dazu «a freylekhs shtikele», ein fröhliches Stück, das die Zuhörerinnen und Zuhörer mitwippen lässt. Immer aber blieb der Klezmer hörbar, mal mehr im Hintergrund, mal ganz vorne. Das Duo Doyna (ver)führte durch sein aussergewöhnlich musikalisches Können die Anwesenden in eine Welt der Klezmer-Musik, die so zur wirklichen Weltmusik wurde.Foto: A. Jegge

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