Klein und sehr fein
Liestal Im Stedtli fand zum zweiten Mal an unterschiedlichen Spielorten das Musikfestival Hear&Now statt
Dem zum zweiten Mal stattfindenden Musikfestival Hear&Now standen fünf Spielorte zur Verfügung: die katholische Kirche, die Klavierwerkstatt, das Kulturhotel Guggenheim, die Kulturscheune und die Boulderhalle Hebdi. Und so unterschiedlich die Aufführungsorte waren, so unterschiedlich auch das Programm (siehe Box).
Am Freitagabend hofften wir, von Marcelo Nisinman in die etwas melancholische Welt des Tangos entführt zu werden. Der in Buenos Aires geborene Bandoneonista ist ein gefragter Solist und Komponist, der mit Orchestern auf Festivals der ganzen Welt spielt. Nisinman und seine beiden Mitmusiker, der Deutsche Wilfried Holzenkamp am Bass und der Italiener Alberto Mesirca an der klassischen und E-Gitarre spielten Musik, die sich zwar um den Tango drehte, aber nicht retrospektiv war. Der Bandleader ist überzeugt, dass der Tango nur deshalb populär ist, weil er ständig weiterentwickelt wird. Alle seine Tango-Stücke waren neu bearbeitet und erklangen in einem manchmal ungewohnt harten Ton. Eine weitere Spezialität der Gruppe ist ihre Auseinandersetzung mit der Musik des Barock. Höhepunkt war eine Interpretation von Dietrich Buxtehudes «Danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich». Entgegen ihrem sonstigen Vorgehen spielten die Musiker die vorhandenen Noten, mit den neuen Instrumenten, sodass das geistliche Werk fast ein bisschen wie Tango klang.
Peter Schärli Peace Now
Am Freitag war zuerst Jazz angesagt: Peter Schärli Peace Now. Mit seinen vertrauten Weggefährten Silke Eberhard (Altsaxofon), Jean-Jacques Pedretti (Posaune), Christian Weber (Bass) und Norbert Pfammatter (Schlagzeug) hat der Trompeter Peter Schärli eine Musik entwickelt, die den Frieden jetzt fordert. Allesamt sind die Musikerin und die Musiker hervorragende Solisten. Die Rhythmusgruppe bildet einen satten Teppich, auf dem die drei Bläser frisch von der Seele weg improvisieren und musizieren konnten. Idylle wurde nicht zugelassen, höchstens ironisch.
Duo Hovanissian Gültekin
Eine ganz andere Welt eröffnete sich im anschliessenden Konzert. Das heute in Belgien lebende Duo Vardan Hovanissian und Emre Gültekin musizieren in zwei Kulturen, die sich in ihrer Geschichte immer wieder feindlich gegenüberstanden: Armenien und Türkei. Hovanisssian spielt die armenische Duduk und Gültekin singt und spielt die türkische Langhalslaute Saz. Ergänzt wurden sie vom armenischen Perkussionisten Gor Ghalmukhyan.
Der melancholische Ton des Duduk mischt sich mit der Laute zu fast ewig wirkenden Melodiebögen. Variiert wird meist im Tempo, das heisst, ein Stück beginnt langsam und sehr getragen, steigert sich aber zu einem wahren Veitstanz.
In Liestal entwickelt sich, fast im Dunkeln ein kleines, aber feines Festival, das grossartige Klangwelten mit Musikerinnen und Musikern von Weltformat ins Stedtli holt. Es hätte mehr Besucherinnen und Besucher verdient. Zum Nisinman-Konzert fand sich gerade mal ein gutes Dutzend ein. Welche Wertschätzung dieser Musiker international geniesst, zeigte sich im Besuch der französischen Botschafterin in Rumänien am Festival. Nisinman, der es gewohnt ist, in grossen Sälen aufzutreten, mag aber die kleinen Räume, weil er die Emotionen direkt zu spüren bekomme.
Weitere Konzerte
Neben den drei beschriebenen Konzerten fanden noch andere statt.
Die Baselbieter Projektband Boxitos
Das Duo Troller & Sartorius
Der finnische Pianist Tuomas A. Turunen
Der Pianist Lukas Rickli mit Solo V
Das Jazztrio Vein
Das Duo Stefan Aeby (Kirchenorgel) und Matthieu Michel (Trompete)
Ein Kinderprogramm mit Anna Gosteli
Ein Septett um die Basler Saxofonistin Sarah Chaksad.