Junge Kunst und moderne Technologie
Liestal Die Kunsthalle Palazzo zeigt Arbeiten der Plattform22
Die Kunsthalle Palazzo in Liestal beherbergt momentan die Ausstellungsreihe Plattform. Sie findet jährlich statt und zeigt einen Querschnitt des aktuellen Kunstschaffens von jungen Künstlerinnen und Künstlern, die in der Schweiz studieren und arbeiten. Sie findet seit 2016 in wechselnden Regionen der Schweiz statt. Die Ausgabe Plattform22 zeigt neue Arbeiten von Bachelor- und Master-Absolventinnen und -Absolventen der Schweizer Kunsthochschulen. Eine Jury der Schweizer Kunsthochschulen wählte Werke folgender Kunstschaffenden aus: Rhoda Davids Abel, Dianita, Andrea Fortmann, Gerome Gadient, Elin Gonzalez, Lorenzo Lunghi, Nicolas Ponce, Michael Ray-Von, Alexandra Shéhérazade Salem, Lourenço Soares, Mariana Tilly und Jonas Van Holanda. Marlene Bürgi, Martin Genton, Julie Marmet, Noemi Pfister und Colin Raynal organisierten und jurierten die Ausstellung. Seit 2011 wird die Plattform in Partnerschaft mit dem Kunstpreis Helvetia durchgeführt.
Bereits vorweggenommen: Plattform22 ist eine spannende und absolut sehenswerte Ausstellung über das künstlerische Befinden junger Menschen in der Schweiz. Sie zeigt die Verwendung unterschiedlichster Techniken, vor allem der elektronischen. Doch auch Mischformen, gemalte Bilder oder Objekte sind vertreten. Man sollte etwas Zeit mitbringen, denn die einzelnen Werke erschliessen sich erst durch längere Auseinandersetzung. Man wird von vielen Bildschirmen, Projektoren und Kopfhörern empfangen. Wer sich einen Kopfhörer überstülpt, taucht ab in eine Welt der speziellen Töne und sieht dazu Dinge, die er so nicht erwartet. Schon im ersten Raum spielt «In Excess of Playtime (2)» von Michael Ray-Von damit. Im Ohr hört man Stimmen, deren Worte sowohl mit Sinn gefüllt sind als auch Nonsens von sich geben. Dazu leuchtet ein Farbscheinwerfer, der sich über dem Kopf befindet, ausgewählte Orte und Objekte im Raum an, in nicht nachvollziehbarer Folge. Man versucht das Gehörte mit dem Gesehenen zusammenzubringen, was meist nicht funktioniert. Wenn das Licht verschwindet, geht man mit den Augen auf die Suche nach ihm und entdeckt so an unterschiedlichsten Stellen erneut beleuchtete Gegenstände. Man misst so den Raum aus und erlebt seine Dimension auf eigene Art.
Alexandra Shéhérazade Salems Arbeit kommt sehr theatralisch daher, ohne Schauspieler. Es ist eine Installation, ebenfalls mit Ton, die jedoch eher zum Durchlaufen einlädt, als zum Verweilen – sie führt weiter. Ein weiterer Bildschirm erwartet uns im nächsten Raum. Er wurde von Andrea Fortmann auf dem Boden installiert und zeigt eine Landschaft durch ein Fischauge. Dadurch wird das Bild fast dreidimensional. Weitere Arbeiten von Fortmann mit Handybildschirmen sind anzutreffen. Zur mehrteiligen Installation von Lourenço Soares gehören Schautafeln, wie in der Schule, und an der Wand eine Abbildung einer Ausgrabungszeichnung. Die einzelnen Teile stehen für sich, doch verführen sie dazu, nach Zusammenhängen zu forschen.
Die Qualität aller ausgestellten Werke würde eine grössere Besprechung erfordern, doch will es der Schreiber den Interessierten überlassen, selbst Erfahrungen zu sammeln. Es lohnt sich wirklich.
Kunstpreis Helvetia
Seit 2011 wird die Plattform in Partnerschaft mit dem Kunstpreis Helvetia durchgeführt. Mit dem Kunstpreis verbunden sind ein Preisgeld und eine Ausstellung an der internationalen Kunstmesse Liste, Art Fair Basel. In diesem Jahr erhält Jonas Van Holanda den Kunstpreis. Der in Brasilien geborene Künstler ist Absolvent des Bachelor-Studiegangs an der HAED in Genf. In der Arbeit «Moving Towards Us» untersucht er das physikalische und philosophische Konzept der negativen Entropie. Sie ist als audiovisuelle Installation in der Ausstellung im kleinen Raum, zu finden. Die Ausstellung wird von vielen Zusatzveranstaltungen begleitet, siehe www.palazzo.ch unter Kunsthalle.