«In jeder Beziehung eine saubere Sache und einfach genial»
Frenkendorf Hochwasser-Entlastungskanal ist seiner Bestimmung übergeben worden
Die Einwohnergemeinde Frenkendorf ist um ein bedeutendes Bauwerk reicher, den Hochwasserentlastungskanal (HWS) vom Weiherbächli bis ins Gebiet bei der Schulanlage Egg. Für gut drei Millionen Franken ist ein richtungsweisendes Objekt erstellt worden, das sogenannte Jahrhunderthochwasser meistern kann. Die Verantwortlichen sprachen anlässlich der unlängst stattgefundenen Einweihung davon, dass im Dorf Hochwasser beziehungsweise Überschwemmungen wie 2016 praktisch ausgeschlossen seien.
Ein Jahrhundertbauwerk
Der Hochwasserentlastungskanal, dessen Einlaufbauwerk sich an der Adlerfeldstrasse im Dorfzentrum befindet, ist sozusagen ein Jahrhundertbauwerk. Gemeindepräsident Roger Gradl nennt es abgeschwächt ein «bedeutendes Bauwerk». Das ist es in jedem Fall. Und wie. Für knapp drei Millionen Franken ist in rekordverdächtigen fünf Jahren Planungs- und Bauzeit das Vorzeigeobjekt entstanden, das im Grossen und Ganzen nicht zu sehen ist. Ein- und Auslaufbauwerk zeigen lediglich auf, dass seit dem Spatenstich im Januar des vergangenen Jahres viel geschehen ist.
Sichtbar sind die vorgefertigten, beeindruckenden Betonelemente des Einlaufbauwerks mit Einzelgewichten von bis zu 69 Tonnen. Neu in den Boden ist eine 400 Meter lange Leitung «verlegt» worden, unter der Prattlerstrasse geführt bis zur Verzweigung Hülftenstrasse. Der Kanal oder kurz «Bypass» genannt, hat einen Innendurchmesser von 120 Zentimetern; der Aussendurchmesser beträgt 149 Zentimeter. Er ist nicht «offen» verlegt worden, sondern vor Ort wurden Stahlbetonrohre mit einer Länge von drei Metern Stück für Stück in Richtung der Zielgrube verlegt.
Pressrohrvortrieb ohne Probleme
Dieser bemannte Pressrohrvortrieb habe einwandfrei funktioniert, wie Werner Deiss, Bereichsleiter Infrastruktur der Marti AG beziehungsweise der Grund- und Tiefbau AG im Gespräch festhielt. Zu sagen ist schliesslich, dass der Vortrieb in zwei Richtungen erfolgte: einmal ab der Startgrube 206 Meter in Richtung der Hülftenstrasse und einmal ab dieser in einer Länge von 65 Metern in Richtung Adlerfeldstrasse. Das letzte Stück der Bachableitung bis vor die «Egg» ist im offenen Graben verlegt worden, wo das beim Auslaufbauwerk das Ufer des Hülftenbächleins mit Blockmauern entsprechend verstärkt wurde.
Capaul hochzufrieden
Gemeinderätin Doris Capaul äusserte sich ebenfalls hochzufrieden. «Ich bin sehr stolz und dankbar, dass alles so wunderbar geklappt hat.» Sie war es auch, welche in ihrer Begrüssungsadresse auf wegweisende Punkte des nunmehr erstellten Kanals hinwies. Auslöser war fraglos das Hochwasser vom 8. Juni 2016, welches im Dorfkern zu massivsten Überschwemmungen führte. Es zeigte sich damals, dass die Abflusskapazität des eingedolten Weiherbächlis im Dorfkern mehr als nur ungenügend war. Heute ist das anders. Frenkendorf ist in Bezug des Hochwassers für Dutzende von Jahren sicher. Die Baufachleute garantieren die Beherrschung eines Jahrhunderthochwassers. Das System soll sieben Kubikmeter Wasser pro Sekunde schlucken statt wie bisher deren drei. Ein 100- bis 300-jähriges Hochwasser wie 2016 wird es wohl immer wieder geben, aber es wird geordnet ablaufen können. Den Frenkendörferinnen und Frenkendörfern sind also inskünftig trockene Füsse und vor allem trockene Liegenschaften inklusive Keller garantiert.
Respekt vor grosser Leistung ausgesprochen
Freude herrschte grundsätzlich bei allen anwesenden Personen des Einweihungs-Festes. Dieses fand pandemiebedingt im beschaulichen Rahmen statt. Im Rahmen eines Apéro wurde auf die Bauzeit, den Bau und die investierten Gelder zurückgeschaut. Von den drei Millionen Franken Gesamtkosten wird Frenkendorf rund einen Drittel selber stemmen müssen. Die übrigen Kosten teilen sich die Eidgenossenschaft und der Kanton. Bauverwalter Urs Flückiger hielt dazu fest, dass die Lösungsvariante mit dem Bypass das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufwies und diese viel Zustimmung, auch seitens der Bevölkerung, bekam. Dokumentiert haben dies vor zwei Jahren bereits schon der Kanton und die Gemeindeversammlung. Fazit: Es wurde von A bis Z Hand in Hand gearbeitet: Der gegenseitige Respekt vor einer grossen Leistung war sichtbar und dieser wurde denn auch mehrfach ausgesprochen.
Tolle Aufwertung des Weiherbächlis
Die ökologische Aufwertung des Weiherbächlis startete Anfang September des vergangenen Jahres. Gemäss Doris Capaul wurden alte Beton-Stellplatten und ein grösserer Betonklotz aus dem Bachbett entfernt. Zudem wurden die überwuchernden Brombeeren und die Sträucher des Hartriegels ausgerissen. Die zu Baubeginn im März 2020 zurückgeschnittenen Hasel, Eschen und Erlen hatten bereits wieder ausgetrieben und wurden mit anderen standortheimischen Arten ergänzt, so dass das Gewässer für Fische ausreichend beschattet ist. Der Bachdurchlass beim Hofmattweg wurde mit seitlichen Banketten ergänzt, so dass die Durchquerung für terrestrische Kleinlebewesen wieder möglich ist. Gleichzeitig wurde dadurch die Abflussrinne weniger breit, aber die Abflusshöhe grösser, was auch Fischen die Querung des Durchlasses erleichtert. Auf der Wiese zwischen dem Weiherbächli und der Hülftenstrasse wurden Kleinstrukturen mit Ast- und Steinhaufen geschaffen, welche kleinen Tieren Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten bieten. Die Ansaat einer artenreichen Wiese erfolgte im Frühjahr 2021.