Freude über das Comeback

Liestal Banntägler in besonderer Festlaune 

Mit geschultertem Stock zum Stedtli hinaus. Foto: U. Fluri

Mit geschultertem Stock zum Stedtli hinaus. Foto: U. Fluri

Gut gelaunt über Stock und Stein.

Gut gelaunt über Stock und Stein.

Banntägler im «Schärme».

Banntägler im «Schärme».

Rottenchef Domenic Schneider auf der Kiste.

Rottenchef Domenic Schneider auf der Kiste.

Isaac Reber provoziert mit dem Sissacher Wappen.

Isaac Reber provoziert mit dem Sissacher Wappen.

Lässt die Männerherzen höher schlagen: die vier Rottenfahnen am Rathaus.

Lässt die Männerherzen höher schlagen: die vier Rottenfahnen am Rathaus.

Wie allewyl am Montag vor Auffahrt: Es knallt, raucht, trommelt und pfeift im Stedtli. Um viertel vor acht läutet die über 500-jährige Glocke im Dachreiter des Törlis den Banntag ein. Die Rathausstrasse vollgestopft mit Männern in Wanderausrüstung mit Stock und Maien-geschmücktem Hut. Also alles wie gehabt. Stimmt so nicht ganz. Obschon bekanntlich an dieser über 600-jährigen Tradition des höchsten Feiertages der Liestaler Männer mit all seinen Ritualen seit Generationen standhaft festgehalten wird, fühlte sich die 615. Auflage irgendwie anders an. Zwar nicht in den protokollarischen Abläufen, sondern vielmehr in der Begeisterung und Vorfreude auf diesen «heiligen» Tag. Wen wundert’s, denn die pandemiebedingten Unterbrüche der letzten zwei Jahre liegen den Hardcore-Banntäglern ziemlich schwer auf. «Ist das womöglich das Ende dieses uralten Brauchs, dominieren jetzt die höheren Mächte?» Solche und weitere andere Bedenken lösten deshalb eine «Jetzt erst recht Stimmung» aus.

Und wie! Der Nachholbedarf nach der zweimaligen Banntags-Abstinenz führte zu einem Comeback mit einer Beteiligungswelle, wie sie in den letzten Jahren nie mehr gesehen wurde. Mittendrin in dieser grossen Masse der Berichterstatter der ObZ, der seit vielen Jahren als Gast vom Ärdbeerihübel die Geschehnisse in der 3. Rotte verfolgt und der Leserschaft authentische Interna präsentieren kann. So etwa die Besonderheit, dass sich Domenic Schneider, Chef der 3. Rotte, für seine Rede beim Znünihalt inhaltlich etwas Spezielles hat einfallen lassen. Doch davon später.

Danke Max Pichler

Das sei bereits im Voraus gesagt: Trotz der vergangenen zwei «Krisenjahre» und einem ganz allgemein spürbaren gesellschaftlichen Wandel hat der Banntag nichts von seinen so geliebten Traditionen und Emotionen eingebüsst. Dafür sorgte mitunter Rottenchef Domenic Schneider, der seine rund 200 Mannen den ganzen Tag mit gut dosierten Bonmots stets bei Laune hielt und sie unbeschadet über die beschwerliche Ryffengraben-Schauenburg-Route führte.

Nebst dem protokollarisch wichtigsten Ritual, dem Znünihalt, der trotz wolkenbruchartigem Niederschlag als eigentliches banntägliches Hochamt zelebriert wurde, hatte die Totenehrung im Rahmen des administrativen Halts diesmal einen besonders berührenden Charakter. So wurde das bewegte Leben des kürzlich verstorbenen langjährigen Rottenchefs Max Pichler respektvoll gewürdigt und mit einem Zitat aus einer seiner Rottenreden auf sein Wesen und seinen Charakter hingewiesen: «Es git nit vill – wo sy wie ni, me gseht dass ich e Lieschtler by.» Danke Max!

Die pflotschnassen Banntägler

Den Znünihalt auf dem Rastplatz Munifeld werden die Drittröttler nicht so schnell vergessen. Nach dem obligaten Schüblig, herunter gespült mit gespritztem Weisssen aus dem Muff, überschüttete nämlich ein heftiger Platzregen die eh schon feucht-fröhliche Banntagsmeute – da blieb kein Faden trocken. Immerhin: Ein paar Witzbolde sahen das nicht so eng und sangen aus voller Kehle «Nei, schöner als im Baselbiet chas währli niene sy.»

Ob Petrus doch ein Banntägler ist, weiss man nicht so genau, aber immerhin hat sich der Himmel zur Rede des Rottenchefs gelichtet. Und darin hat er weder gegen die Obrigkeit gewettert noch mit Sticheleien um sich geschlagen, sondern vielmehr allen in witziger Form etwas Nachhilfe in Banntags-Terminologie erteilt. Ihm standen die auf die Kiste gebrüllten Promis in nichts nach. So war Regierungsrat Toni Lauber selbstkritisch und hat gestanden: «Als ich vorhin so im Regen stand, glaubte ich, ich sei an der Arbeit.»

Auch Jon Häfelfinger, CEO der BLKB gab Geheimnisse seines Jobs preis: «Ich bleibe lieber nass, als dass ich abgetrocknet werde.» Derweil bedankte sich der Basler alt Regierungsrat Carlo Conti für die Einladung und fotzelte von der Kiste herab, dass er heute sogar nicht einmal mehr Sabine Pegoraro zuwinken musste. Baudirektor Isaac Reber war sodann besonders mutig und provozierte die Liestaler mit dem gut sichtbaren Sissacher Wappen auf seinem Banntagshut. Die Reaktion der grölenden Menge: «So nicht, Isi!»

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