«Es gibt uns auch auf dem Land»

Liestal Am Samstag findet die erste «Pride»-Demonstration in Liestal statt 

Rund 1000 Personen nahmen letztes Jahr am «Pride Walk» in Basel teil. Dieses Jahr findet auch in Liestal eine «Pride»-Demo statt. Das Organisationsteam rechnet mit rund 200 Teilnehmenden. Fotos: zVg

Unter dem Motto «Bunt von Land bis Stadt» findet diesen Samstag zum allerersten Mal im Baselbiet eine «Pride» statt. Die Demonstration beginnt um 13 Uhr beim Bahnhof Liestal und führt in die Rathausstrasse, wo unter anderem Nationalrätin Anna Rosenwasser als Rednerin angekündigt ist. Anschliessend geht es gemeinsam weiter an den «Pride Walk» in Basel. Wir haben der Organisatorin Séverine Salathe einige Fragen zur ersten «Pride» in Liestal gestellt.

Wie kommt es, dass in Liestal die erste Baselbieter «Pride» stattfindet?

Séverine Salathe: Weil ich denke, dass wir auf dem Land mehr Sichtbarkeit brauchen, und ich mich gefragt habe, warum es bisher noch keine gab. Sichtbarkeit ist gerade für junge Menschen wichtig. Und sie sollen sehen, dass es auch auf dem Land Menschen gibt, wo sie Anschluss finden können, gerade auch, wenn sie sich in einer schwierigen Situation oder in einem Coming-out-Prozess befinden. Wir leben auch auf dem Land und nicht nur in den Städten!

Wie setzt sich das OK zusammen und wie ist es zustande gekommen?

Ich kenne einen Teil des OK in Basel und habe spontan entschieden, Liestal braucht auch eine Pride. Ich habe ein Gesuch eingereicht und mein Umfeld angefragt, wer Lust hätte, mitzuorganisieren. Wir sind fünf Leute, die alle vom Land kommen, aber zum Teil in Basel leben, plus helfende Personen, die ihre Unterstützung angeboten haben.

Mit wie vielen Teilnehmenden rechnen Sie?

Das ist die schwierige, grosse Frage. Anfangs rechnete ich mit 50 bis 100 Personen, aber jetzt habe ich im Gesuch 200 Personen eingegeben. Aber es ist wahnsinnig schwierig einzuschätzen, wer kommt und wer nicht. In Basel ist es etwas einfacher, weil sie es schon einmal durchgeführt haben.

Was sind die organisatorischen Herausforderungen für diesen Anlass?

Wie gesagt, das Einschätzen der Teilnehmendenzahl. Und wir können nicht abschätzen, was für Störungen von aussen kommen werden. Im Moment ist das Klima nicht besonders freundlich. Wir sind aber gut aufgestellt. Die Sicherheit Liestal und die Kantonspolizei werden mit je drei Personen anwesend sein, weitere halten sich im Hintergrund. Auch von uns sind Personen unterwegs, die den Verkehr regeln helfen und mit allfälligen Störenden den Dialog suchen. Eine weitere Herausforderung ist, dass wir Werbung machen ohne Budget. Wir haben uns bewusst gegen Sponsoring von Firmen entschieden und müssen mit einer kleinen Spende auskommen. Wir wollen keine «Pride Zürich» werden, sondern politisch bleiben. Das ist uns wichtig, und auch, dass Parteien keine Parteiwerbung machen.

Sie haben es bereits angesprochen: Sie rechnen also auch mit negativen Reaktionen?

Wir rechnen sicher auch damit. Es wird momentan viel gegen uns queere Menschen gehetzt und es werden «schwierige» Kampagnen – das ist jetzt diplomatisch ausgedrückt – gegen die Community und gegen die Rechte von LGBTQIA+-Personen gefahren. In Liestal gibt es immer wieder Probleme mit rechten Gruppen und es hat hier auch viele Freikirchen, die ein Problem mit den Rechten von queeren Personen haben.

Aber seit ich das Gesuch eingereicht habe, habe ich praktisch ausnahmslos positive Rückmeldungen erhalten, aus vielen Generationen. Die «Pride Liestal» wird bisher sehr gut angenommen und unterstützt.

Ist es ein Zeichen der Veränderung, dass die «Pride» in Liestal stattfindet?

Das würde ich bejahen. Es gibt Aktivismus auf dem Land, aber er ist ruhiger als in der Stadt. Das heisst nicht, dass er nicht schon immer da war. Aber jetzt wird er lauter. Wir sind am Wachsen, wir wollen auch auf dem Land sichtbarer werden und auf diverse Problematiken hinweisen.

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