Eine Nase für seltene Funde
Ortsmuseum Lausen «Robert Altherr – Ein Sammler mit Herz und Seele»
Nicht ein bestimmtes Thema, sondern das Sammeln an sich wollte die Lausner Museumskommission diesmal in den Mittelpunkt stellen, wie deren Präsident Thomas Bühler an der Vernissage vom vergangenen Freitag ausführte. Beziehungsweise eine Person, «die stellvertretend für ganz viele auf dieser Welt ist, die mit Herz und Seele Sammler sind.» Viele Museen seien auf solche Leute angewiesen, die ihre Sammlung entweder leihweise oder als Schenkung zur Verfügung stellen würde.
Robert Altherr ist einer von ihnen. Vor 44 Jahren hat er mit seiner Tätigkeit angefangen. «Ich wollte etwas, das nicht alle haben», sagte er sich, und begann sich für Soldatenmarken zu interessieren. Aber auch dieses Feld war ihm zu gross, also spezialisierte er sich auf den in Liestal geborenen Künstler Otto Plattner. Zahlreiche Skizzen, Bilder, Druckplatten und vieles mehr sind im Lauf der Jahre zusammengekommen. Dieser Teil der Sammlung ist allerdings in der aktuellen Ausstellung nicht vertreten, da ihn Robert Althaus bereits vor einigen Jahren gezeigt hat.
Die Ausstellung gliedert sich stattdessen in drei andere Bereiche, in denen Althaus ebenfalls sammlerisch tätig ist: die Ballontruppe der Schweizer Armee, die Firma Hoffmann-La Roche, wo er beruflich arbeitete, und Postkarten von Lausen, darunter die wahrscheinlich ältesten Postkarten des Dorfes.
Militärgeschichte in Postkarten, Briefen und Fotos
Die Ballontruppe der Schweizer Armee? Selbst Thomas Bühler hatte bis vor Kurzem noch nie davon gehört, wie er in seiner Einleitung zugab. Robert Altherr dokumentiert die «Ballönler» in mehreren Perioden von 1896 bis 1937. Unter den Exponaten ist beispielsweise ein Originalfoto mit den Brüdern Piccard aus dem Jahr 1915 oder eine Postkarte von 1918, auf der zu lesen ist, dass 120 Rekruten wegen der Grippe im Krankenzimmer lagen. Zu erfahren ist auch, dass es gegen Ende des Ersten Weltkriegs zu einem schweren Zwischenfall kam: Ein deutscher Jäger schoss bei Miécourt im Kanton Jura, wo eine Ballonkompanie zum Grenzschutz stationiert war, den jungen Ballonoffizier Walter Flury ab. Gab Robert Altherr an der Vernissage nur einige Kostproben, so wird er an Vorträgen in den kommenden Monaten ausführlicher auf das Thema eingehen – siehe Angaben am Ende dieses Artikels. Auch über die Geschichte der Hoffmann-La Roche wird er berichten. Seine Sammlung illustriert, wie das Schweizer Unternehmen in aller Welt für seine Produkte wie den Roche-Hustensaft warb, unter anderem mit Heiligenbildern, die in Kirchen verteilt wurden, «weil man so am meisten Leute erreichte», wie Robert Altherr an der Vernissage erklärte.
Genauso interessant wie die Exponate an sich sind die Geschichten, wie sie in den Besitz des Lausner Sammlers kamen. Einige fand er auf Flohmärkten oder in Brockenhäusern, andere ersteigerte er im Internet, beispielsweise sechs Foto-Glasplatten, die sich dann als kleiner Teil einer 57 Platten umfassenden Sammlung herausstellten. Interessant auch die Anekdote, wie er gegen eine Flasche Wein zu einem Stapel wertvoller Plattner-Karten kam: In einem Antiquariat erwähnte er den Namen Otto Plattner, worauf aus einem Hinterzimmer ein Mann auftauchte und zu ihm sagte: «Endlich habe ich den richtigen Sammler gefunden.»
Neben einer guten Spürnase und persönlichen Kontakten zu anderen Sammlern ist aber auch viel Glück und Zufall im Spiel, ist sich Robert Altherr bewusst. Immer wieder erlebt er freudige Überraschungen, wie zum Beispiel, als er vor Kurzen ein Foto umdrehte und auf der Rückseite einen Hinweis auf den «Ballönler»-Leutnant Flury entdeckte.
Öffnungszeiten erster Sonntag im Monat von 14 bis 16.30 Uhr, dritter Donnerstag im Monat von 17.30 bis 19.30 Uhr.
Vorträge von Robert Altherr: 18. April, 18.30 Uhr, Hoffmann-La Roche; 5. Mai, 15 Uhr, Ballontruppen der Schweizer Armee; 16. Mai, 18.30 Uhr, Ballontruppen der Schweizer Armee; 2. Juni, 15 Uhr, Hoffmann-La Roche.
Weitere Infos: www.lausen.ch/museum