Eine Nacht lang Kulturhauptstadt
Liestal Ein abwechslungsreiches und vielfältiges Programm erwartete die Gäste an der Lichtblicke Kulturnacht Liestal
Bereits zum 18. Mal durften sich Kulturinteressierte am bunten und vielfältigen Angebot der Kulturnacht in Liestal erfreuen. Es ist schier unglaublich, wie viele professionelle Kulturschaffende, Amateure jeglichen Alters sich der Kultur widmen und diese auch einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen bereit sind.
Wer während der Kulturnacht, die bereits kurz nach der winterlichen Dämmerung um 16 Uhr mit ersten Darbietungen ihren Anfang nahm, durch das Stedtli bummelte, hatte es schwer. Welchen der Anlässe sollte man besuchen. Am besten fuhr wohl, wer spontan einen Laden betrat, in dem während des übrigen Jahres Kleider verkauft oder Pubs und Restaurants, in denen üblicherweise ausschliesslich konsumiert wird, ohne kulturelle Begleitung.
Kein Lokal zu ungewöhnlich, kein Platz zu klein, um nicht Raum zu bieten, für eine kleine Ausstellung, eine gesangliche Darbietung. Natürlich konnte man nicht nur passiv Kultur geniessen. Es gab auch die Möglichkeit, allenfalls ver-steckte Talente zu entdecken. Dies taten beispielsweise zahlreiche Jugendliche vor dem Jugendzentrum: Hier sprayten sie auf einer weiss grundierten Bretterwand, angeleitet von Profis, wie man eine Spraydose so einsetzt, dass innert kurzer Zeit ein Kunstwerk entsteht, das einen eigenen Stil verrät. Kundig erklärt Leon, einer der jugendlichen Künstler einem andern: «In der Kunst ist alles erlaubt.»
Wortkunst zu erleben gab es an mehreren Örtlichkeiten. Im Dichter- und Stadtmuseum trug Remo Zumstein Mundartlyrik im Berner Dialekt vor. Mit ebenso fantasievollen wie witzigen Wortspielen veränderte er gängige Sprichwörter zu einer anregenden Kas-kade: Wer «Hilf dir Senf so hilft dir Golf» hörte, wusste natürlich sofort, welche Redewendung hier persifliert wurde und folgte bereitwillig dem Aufruf des Performers «zämme simmer Storche» folgte. Nonsens auf hohem Niveau.
Geboten wurde für alle Generationen etwas. Im Kantonsmuseum führte ein Buntspecht die Kinder durch die aktuelle Vogelausstellung im Obergeschoss. Wie ein wilder, ungeordneter Schwarm folgten die Kinder dem Buntspecht, den Vitrinen entlang, auf der Suche nach dem Paradiesvogel. Dabei erfuhren die Kinder allerlei Wissenswertes über die Vogelwelt und über Tierpräparation. Und zum Schluss gab es für jedes Kind eine Zeichnung aus der Hand des sprechenden Buntspechts. Je nach Wunsch des Kindes musste es nicht ein Vogel sein, sondern ein Elefant der auch ein Tiger.
Im Weiteren gab es Flamenco-Darbietungen, Raver-Auftritte, Foto- und Frisurenkunst, Klavier- und Rock-Konzerte, Chor-Auftritte, einen Zirkus-Workshop und weitere Lesungen, Aus-stellungen, Ballett, Kunstausstellungen und weitere Darbietungen. Eigentlich reichte für eine solche Fülle des Angebots eine einzige Kulturnacht nicht. Und eigentlich ist es unfair, nur einige davon hervorzuheben. Wer sagt, Basel sei die Kulturhauptstadt der Schweiz, der war noch nie an der Kulturnacht in Liestal!