Eine Fasnacht für die Geschichte
Nach der Absage der Liestaler Fasnacht 2020 durch den Beschluss des Bundesrates und der Stadtverwaltung Liestal wegen des Corona-Virus liessen sich doch eine beachtliche Anzahl Fasnächtlerinnen und Fasnächtler von einem Besuch des Stadtkerns Liestal nicht abhalten.
Es war alles angerichtet für einen wunderbaren Umzug. Wunderbares frühlingshaftes Wetter, grosse Mengen an Getränken und Verpflegung eingekauft und die meisten haben schon vor langer Zeit Ferien genommen für die Fasnacht 2020. Doch nach dem Entscheid des Bundesrates, sämtliche Veranstaltungen, die über 1000 Personen gross sind, zu verbieten, wurde der Liestaler Fasnacht in letzter Sekunde buchstäblich der Stecker gezogen. In der Geschichte der Fasnacht gab es einen solchen Beschluss noch nie und stellt ein absolutes Novum dar. Für alle beteiligten Teilnehmer ein Worst-Case-Szenario. Es stellt sich natürlich die Frage, was man nun mit all den Lebensmitteln und Getränken macht. Wenn man die Verantwortlichen fragt, dann ist man da noch sehr unsicher. Es gibt Sachen, die kann man einfrieren und später brauchen, aber zum Teil schon vorbereitete Schnitzelbrötchen sind natürlich in dieser Menge schwierig unter die Leute zu bringen. «Konfetti sind sowieso unendlich haltbar», scherzt ein weiterer Teilnehmer, der am Sonntag trotzdem nach Liestal gekommen ist.
Viele Leute liessen sich aber von einem Besuch in der Stadt Liestal nicht abhalten. Die Ansage der Stadtverwaltung war jedoch unmissverständlich und sämtliche Bewilligungen waren zurückgezogen worden, sodass sich gastronomisch keine Möglichkeiten boten. Die Polizei war mit einem sehr grossen Aufgebot präsent und beobachtete die Szenerie mit wachem Auge. Es war viel Verständnis auf allen Seiten zu spüren. Für alle eine Situation, die so nicht gewollt war, aber auch war viel Stimmung zu spüren, dass es jetzt einfach so ist und es mit grossem Bedauern halt irgendwie überstanden werden kann.
Die Guggenmusik Lupo-Rueche aus Lupsingen gab dann doch einen kleinen Beitrag zum Besten, unter tosendem Applaus der Leute. Der Gang durch das «Törli» in den Stadtkern wurde dann aber durch die Polizei untersagt. So blieb es bei diesem einen Beitrag, was aber insgesamt der Stimmung keinen Abbruch tat. Die vielen Leute waren in intensiven Gesprächen bei einem selbstgebrachten Bier, und es war ein grosser Zusammenhalt zu spüren. Eine sehr spezielle Fasnacht, die so definitiv in die Geschichte eingehen wird.
Friedlich trotz Publikumsaufmarsch
Paul Steffen, Mediensprecher Polizei Basel-Landschaft, äussert sich zur Situation am Sonntagnachmittag in Liestal.
ObZ: Wie schwierig ist die heutige Aufgabe für die Polizei?
Paul Steffen: Im Moment haben wir eine absolut friedliche Stimmung. Die Situation ist folgende: Der Bund hat festgelegt, dass Veranstaltungen über 1000 Personen verboten sind und für Veranstaltungen zwischen 200 und 1000 Personen ist der Kanton verantwortlich. Der Kanton hat gesagt, Veranstaltungen in geschlossenen Räumlichkeiten seien verboten, was aber auf der Strasse abläuft, ist grundsätzlich möglich, solange der Durchgangsverkehr nicht beeinträchtigt wird und die Lärmgrenze nicht überschritten wird. Die Situation ist sehr friedlich trotz hohem Publikumsaufmarsch.
War ein zusätzliches Polizeiaufgebot nötig?
Grundsätzlich gibt die Polizei zum Sicherheitsdispositiv keine Auskunft, aber wir haben ein Dispositiv, das der Situation entspricht und wo wir jederzeit Herr der Lage sind. Interview: Michael Herrmann