Ein «KMU», das viele Bedürfnisse erfüllt

Unternehmertreff Liestal Die Handelskammer beider Basel war in der Liestaler Stadtverwaltung zu Gast

Stadtpräsident Daniel Spinnler vergleicht die Stadtverwaltung mit einem KMU, das Dienstleistungen und Produkte für die Bevölkerung anbietet – von der Wiege bis zur Bahre.Foto: M. Schaffner

Stadtpräsident Daniel Spinnler vergleicht die Stadtverwaltung mit einem KMU, das Dienstleistungen und Produkte für die Bevölkerung anbietet – von der Wiege bis zur Bahre.Foto: M. Schaffner

Der lang geplante «physische» Unternehmertreff war gut besucht.

Der lang geplante «physische» Unternehmertreff war gut besucht.

Heike Drossard von der Handelskammer beider Basel freute sich, dass der lange geplante Unternehmertreff Liestal endlich physisch durchgeführt werden konnte. Das «KMU», das diesmal vorgestellt wurde, war für einmal kein Privatunternehmen, sondern die Stadtverwaltung Liestal.

Stadtpräsident Daniel Spinnler, von Beruf Wirtschaftsdozent, präsentierte die Stadt so, als ob es sich um eine Firma handeln würde: 80 Millionen Franken Umsatz, 160 Mitarbeitende plus 160 Lehrkräfte. Bei 15000 Einwohner/-innen und 17000 Arbeitsplätzen müsse Liestal zahlreiche Bedürfnisse abdecken: «Das Zielbild ist, die Lebensqualität zu fördern, aber auch zu schauen, dass es den Unternehmen gut geht.» Die «Aufträge» kämen via Einwohner/-innen, via Einwohnerrat, aber auch delegiert via Kanton herein.

Viele Themen seien daher «von oben» bestimmt, fuhr Daniel Spinnler fort. Die Steuervorlage 17 fresse jährlich ein Loch von 3,5 Millionen Franken in die Kasse. «Das kommt Ihnen zugute», wandte sich der Stadtpräsident an die anwesenden Unternehmer. «Ich hoffe, dass Sie diese Mittel an Steuern investieren und forschen, damit wir dadurch wieder mehr Steuern generieren können.» Das 4,7-Millionen-Defizit und der Rückgang des Eigenkapitals sei schon etwas, was die Stadt bewege, stellte Daniel Spinnler fest.

Ein grosses Thema ist auch der Vierspurausbau der SBB und der Bahnhof-Neubau. Spinnler sieht viel Potenzial in den Geschäftsräumlichkeiten, die entstehen: «Ich hoffe, dass auch Leute aus Basel hier arbeiten kommen.» Die ­Anbindungen seien super, auch ins Umland, beispielsweise nach Bubendorf. Wichtig sei natürlich der Fernverkehr: Liestal halte an vier Fernverkehrshalten pro Stunde fest.

Ein weiterer Themenbereich ist «das Stedtli als Einkaufszentrum». Daniel Spinnler relativierte die Aussagen, die im Zusammenhang mit dem Wegfall der Gratisparkierstunde gemacht worden seien. Als viel wichtiger stuft er es ein, das Stedtli gut zu vermarkten, damit die Innenstadt pulsiere: «Wir haben ein einmaliges Angebot – ein Einkaufszentrum in einer historischen Altstadt.»

Die Stadt habe zudem die Gebiets­entwicklung entlang der Rheinstrasse angestossen und sie hoffe, dass die A22 bald unter den Boden gelegt werde, damit zusätzlicher Wohn- und Wirtschaftsraum entstehe.

Dienstleistungen für Unternehmen

Einen speziellen «Werbespot» hielt ­Daniel Spinnler für die städtische Verwaltung. Ihr «Angebot» reicht sprichwörtlich von der Wiege bis zur Bahre, von der Steuerveranlagung über AHV-Ergänzungsleistungen bis zum Bestattungswesen. Auch für Unternehmen bietet Liestal Dienstleistungen an. Im engeren Sinn und in Zusammenarbeit mit dem Kanton seien das beispielsweise die Start-up- oder die Ansiedlungs­beratung, aber auch die Beratung bei Baubewilligungen oder Unterstützung bei der Suche nach Gewerbeflächen. Dazu kämen Netzwerkanlässe wie der Unternehmertreff der Handelskammer oder die monatlichen Firmenbesuche des Stadtrats. Im weiteren Sinn zählen auch Bereiche wie Sicherheit und Sauberkeit zu den Dienstleistungen, die den Unternehmen nützen.

Ein lokales Produkt: Wasser

Martin Strübin vom Departement Tiefbau gab einen Einblick in einen «Lebensmittelproduktionsbetrieb» der Stadt Liestal – in die Wasserversorgung. Das sehr lokale Produkt «Wasser» stamme zu einem grossem Teil aus dem Grundwasser beim Gitterli und aus dem Pumpwerk «Alte Brunnen» an der Grenze zu Lausen. Ein beträchtlicher Anteil fliesse von der Quelle Helgenweid in Hölstein nach Liestal.

Interessant ist, dass Liestal auch Wasser an andere Gemeinden abgibt, etwa nach Seltisberg und Nuglar, oder über die Windentaler Höhe nach Arisdorf. Hat die Liestaler Wasserversorgung einen Wert von 85 Millionen Franken, so stecken davon 70 Millionen im Verteilnetz, wie Martin Strübin erklärte. Das Netz weise übrigens verschiedene Druckzonen auf, damit auch die Hänge wie Sichtern und Rösern versorgt werden können.

Klimawandel und Trockenheit seien eine Herausforderung, räumte Martin Strübin ein, betonte jedoch: «Die ­Wasserversorgung ist sicher.» 2019 sei ­beispielsweise ein sehr trockenes Jahr gewesen, und trotzdem hätten die Grundwasserstände nicht nachgegeben. Ausserdem sei Liestal nicht allein, der ganze Kanton entwickle Wasserstrategien.

Zurzeit wird die Wasserversorgung von Liestal umgebaut: «Ich bin momentan mehr Projektleiter als Betriebsleiter», meinte Martin Strübin. Die ältesten Leitungen seien gegen 100 Jahre alt.

Zum Schluss wies Strübin auf die sehr günstige Wassergrundgebühr hin – die ja auch nicht teurer werden dürfe, weil es die Aufgabe des Gemeinwesens sei, die Grundbedürfnisse günstig zu decken. Im Vergleich zu Mineralwasser sei Hahnenwasser tausendmal günstiger. Im Restaurant, wo ein halber Liter vier Franken koste, sei der Unterschied zu den 3.80 Franken pro Kubikmeter (1000 Liter) noch grösser.

Aus der Handelskammer

Aus der Handelskammer beider Basel berichtete eingangs der stellvertretende Direktor Andreas Meier. Zur Frontex-­Abstimmung habe die HKBB die Ja-­Parole gefasst, weil die Schengen-­Mitgliedschaft auf dem Spiel stehen könnte. Andreas Meier warb ferner für die Erlebnisschau «tunBasel» für Schulklassen, Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern vom 16. bis zum 22. Mai in der Messe Basel. Für die «Wirtschafts­wochen» für Gymnasialklassen würden zudem weitere Firmenpartner gesucht.

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